Thurgau

Martin Lörtscher: Der Mann, der die Logistikbranche elektrisierte

Martin Lörtscher: Der Mann, der die Logistikbranche elektrisierte
Martin Lörtscher
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Martin Lörtscher hat aus der Hugelshofer Gruppe in Frauenfeld ein internationales Vorbild für nachhaltige Logistik gemacht. Mit Elektro-LKW, Solaranlage und Europas grösstem Schnellladepark zeigt er, wie Zukunft geht – pragmatisch statt ideologisch.

Text: pas

Heute pilgern Delegationen aus aller Welt in den Thurgau, um von ihm zu lernen: Politiker, Ingenieure, Konkurrenten, ja sogar ganze Rotary-Clubs sind schon vor Ort gewesen, über 3000 Besucher insgesamt. «Alle voll des Lobes», sagt Lörtscher im Tages-Anzeiger – und gibt zu, dass ihn das stolz macht, auch wenn er kein «Plagöri» sei.

Vom Skeptiker zum Vorreiter

Dabei hatte er sich noch 2017 gegen die Energiewende gewehrt. In Leserbriefen kritisierte er die Energiestrategie 2050 und wollte den CO₂-Vorgaben nicht zustimmen. Nach der verlorenen Abstimmung wurde ihm aber klar: «Jetzt passiert etwas, das man nicht aufhalten kann. Hindere ligge und das Gefühl haben, es regelt sich von allein: Nein, so bin ich nicht.»

Zwei Wochen später startete er das Projekt E-LKW – ohne jedes Fachwissen. «Ich wusste nicht, was Kilowattstunden sind, habe Volt und Ampere verwechselt», erzählt er. Sein Einstieg: die «Sendung mit der Maus». Später absolvierte er noch einen CAS in Energiemanagement. Bereits 2019 fuhr der erste elektrische 40-Tönner der Schweiz für Hugelshofer – damals viermal so teuer wie ein Diesel.

Erfolg auf ganzer Linie

Heute zählt die Flotte 55 E-LKW von sieben verschiedenen Herstellern. Über 3,5 Millionen elektrisch gefahrene Kilometer, mehr als eine Million Liter Diesel eingespart, rund 3325 Tonnen CO₂ vermieden – das sind die greifbaren Resultate. Ein Drittel des benötigten Stroms stammt aus der firmeneigenen Solaranlage.

Auf dem Firmengelände stehen 28 Ladesäulen, der grösste Schnellladepark Europas für LKW, gespeist von einer riesigen bifazialen Solaranlage. Investiert hat Lörtscher dafür rund sieben Millionen Franken. Und das zahlt sich aus: 2024 war ein erfolgreiches Geschäftsjahr.

Hugelshofer fährt heute mit 55 E-LKW von sieben verschiedenen Herstellern
Hugelshofer fährt heute mit 55 E-LKW von sieben verschiedenen Herstellern

Die Branche zieht nach

Anfangs von vielen als «Exot» und «Spinnsiech» belächelt, zeigt sich inzwischen: Lörtscher hatte recht – und die Konkurrenz folgt seinem Beispiel. So nahm Galliker 2024 das schnellste Ladegerät für Elektro-LKW in Betrieb, und Socar eröffnete im Mai die erste Schnellladestation auf einer Autobahnraststätte. Was bei Hugelshofer als mutiger Alleingang begann, wird heute in der Branche nachgeahmt.

Für Martin Lörtscher ist klar: Er bleibt auf Kurs. Bis 2028 sollen es 100 E-LKW sein. «Urteilen kann nur, wer selbst testet, vergleicht und im Alltag Erfahrungen sammelt», sagt er. Genau das tut er – erfolgreich, weitsichtig und vorbildlich.

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