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«Wir investieren heute anders, denken breiter»

«Wir investieren heute anders, denken breiter»
Karin von Rotz
Lesezeit: 4 Minuten

Karin von Rotz führt die von ihrem Vater Hanspeter 1978 gegründete Unternehmensgruppe mit über 160 Angestellten in eine neue Zeit. Kundennähe, unternehmerische Klarheit und moderne Führung zeichnen ihren Weg aus.

Karin von Rotz, Sie führen ein traditionsreiches Familienunternehmen. Was sind für Sie heute die zentralen Erfolgsfaktoren in der Autobranche?
Für mich zentral ist die konsequente Ausrichtung auf den Kunden. Es reicht längst nicht mehr, einfach gute Autos zu verkaufen – es geht darum, Erlebnisse zu schaffen und Mehrwert zu bieten. Unsere Mitarbeiter machen hier den Unterschied: Kunden spüren, wenn jemand mit Freude, Kompetenz und einem ehrlichen «Grüezi» für sie da ist. Ergänzt wird dies durch Effizienz, Innovationsbereitschaft und hohe Umsetzungskraft im Alltag.

Sie stehen seit 2016 an der Spitze der von-Rotz-Gruppe. Was hat sich seither verändert – und was ist gleich geblieben?
Der Markt ist dynamischer, digitaler und anspruchsvoller geworden. Heute sind Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit gefragt. Auch in der Führung hat sich viel verändert: Ich führe deutlich partizipativer, mit mehr Dialog und Vertrauen in starke Teams. Unverändert geblieben ist unsere DNA: Handschlagqualität, Bodenständigkeit und der Wille, immer etwas besser zu werden.

Wie begegnen Sie den aktuellen Herausforderungen wie Elektromobilität und Digitalisierung?
Wir sehen den Wandel als Chance. Mit unserem breiten Markenportfolio begleiten wir unsere Kunden aktiv in Richtung Elektromobilität – mit Beratung, Infrastruktur, Schulung und klarer Kommunikation. Gleichzeitig investieren wir in digitale Prozesse, etwa bei der Fahrzeugvermarktung oder im After Sales. Der Mensch bleibt dabei im Mittelpunkt – Technik soll Nähe schaffen, nicht Distanz.

«Vielfalt bringt neue Perspektiven – und bessere Entscheidungen.»

Viele Handelsbetriebe klagen über sinkende Margen. Wie halten Sie Ihre Marktposition?
Wir setzen konsequent auf Diversifikation und Qualität. Zusätzliche Geschäftsfelder wie Werkstätten, Spenglerei, Hotel, Wohnmobilvermietung und bald ein neues Erlebnisrestaurant schaffen Synergien, zusätzliche Erträge – und vor allem Kundenbindung. Gleichzeitig optimieren wir laufend Prozesse und steigern unsere Effizienz. Wachstum verstehen wir nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel für Stabilität und attraktive Arbeitsplätze.

Wie wichtig ist heute ein ganzheitliches Kundenerlebnis?
Sehr wichtig. Unsere Kunden suchen nicht nur ein Fahrzeug, sondern ein gutes Gefühl. Hotel, Café, Restaurant oder ein moderner Showroom schaffen eine vertrauensvolle Atmosphäre. Wir wollen mehr sein als ein Autohaus – ein Ort, an den man gerne kommt. Das stärkt die Marke und die Loyalität.

Und welche Rolle spielt der Standort Wil für Ihre Entwicklung?
Wil ist zentral gelegen, wirtschaftlich stark und bietet hohe Lebensqualität. Wir sind regional verwurzelt, aber gut erreichbar – auch aus Zürich, dem Thurgau oder dem Rheintal. Besonders wichtig ist für uns die Entwicklung von Wil West: Dieses Projekt stärkt nicht nur den Standort, sondern bietet Perspektiven für Vernetzung, Innovation und nachhaltiges Wachstum.

Bergsprint Walzenhausen  KOF AG  

Sie sind 2001 ins Unternehmen eingetreten und leiten es heute operativ. Was war Ihnen auf diesem Weg besonders wichtig?
Fachlich war mir wichtig, alle Bereiche kennenzulernen – vom Verkauf bis zur Werkstatt. Respekt entsteht durch Kompetenz und Verhalten, nicht durch Titel. Persönlich war mir Authentizität zentral: meinen eigenen Stil zu finden – mit Klarheit, Empathie und Ausdauer.

Sie gelten als empathische Chefin und fördern gezielt auch Frauen im Betrieb. Was bedeutet moderne Führung für Sie ganz konkret?
Menschen ernst nehmen, ihnen Vertrauen schenken und sie befähigen, Verantwortung zu übernehmen. Ich glaube an eine offene Kultur, in der Fehler erlaubt und Entwicklung möglich ist. Frauenförderung ist dabei für mich kein Sonderthema, sondern Teil einer gerechten, zukunftsfähigen Unternehmenskultur. Vielfalt bringt neue Perspektiven – und bessere Entscheidungen.

Welche Rolle spielt die Handschrift Ihres Vaters noch heute – und wo setzen Sie neue Akzente?
Seine Werte – Verlässlichkeit, Handschlagqualität und der direkte Draht zu den Menschen – prägen uns bis heute.  Dafür bin ich dankbar. Neue Akzente setze ich bei Unternehmenskultur, Digitalisierung und strategischer Weiterentwicklung. Wir investieren heute anders, denken breiter – und vernetzen das klassische Autogeschäft mit zukunftsfähigen Geschäftsfeldern.

Wohin soll sich die von-Rotz-Gruppe weiterentwickeln – und was treibt Sie persönlich an?
Ich möchte die Gruppe als führendes, modernes und innovatives Mobilitätsunternehmen in der Ostschweiz weiterentwickeln – mit starken Marken, neuen Dienstleistungen und einem attraktiven Arbeitsumfeld. Mich motiviert der Wunsch, etwas mit Bestand zu schaffen – für Kunden, Mitarbeiter und die Region. Ich glaube an Unternehmertum, das wirtschaftlichen Erfolg mit Sinn und Verantwortung verbindet.

Wir schaffen Verbindungen zwischen Tradition und Innovation.»

Text: Patrick Stämpfli

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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