Mein-Arzt-Chef soll des Landes verwiesen werden

Mein-Arzt-Chef soll des Landes verwiesen werden
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Bald kommt der Fall um den umstrittenen Unternehmer der Praxiskette «Mein Arzt» vor Gericht. Christian Neuschitzer hat auch in der Ostschweiz zugeschlagen. Jetzt sitzt der Österreicher im Gefängnis.

Jetzt ist klar, was dem im September 2020 in Italien verhafteten Chef der Arztpraxiskette «Mein Arzt» alles vorgeworfen wird: Veruntreuung, Betrug, unrechtmässiger Bezug von Leistungen der Sozialhilfe, Unterlassung der Buchführung, Urkundenfälschung und ordnungswidrige Führung der Geschäftsbücher, berichtet das Branchenportal medinside.ch.

Neuschitzer hat rund 30 Mein-Arzt-GmbHs schweizweit gegründet, darunter auch in Buchs, Grub (AR), Herisau und Wil. Die meisten von ihnen befinden sich bereits in Liquidation.

Millionenbetrug mit Covid-19-Krediten

Am schwerwiegendsten dürfte der Betrug mit Corona-Krediten sein, so medinside.ch. Christian Neuschitzer beantragte und erhielt im Frühling 2020 über 20 Covid-19-Kredite für seine Firmen. Dabei wies er einen Gesamtumsatz von 43 Millionen vor, erzielte aber gemäss Anklage nur knapp 8 Millionen Franken. Der entstandene Schaden beziffert die Staatsanwaltschaft auf rund 3,5 Millionen Franken.

Mit den Krediten sah Neuschitzer die Chance, die Mein-Arzt-Gruppe insgesamt zu sanieren, wie der Staatsanwalt Marc Jean-Richard-dit-Bressel laut Zeitung in der Anklageschrift schreibt. Zudem wollte der Praxisketten-Gründer nicht nur die Liquidität der Gruppe sichern, sondern auch die Altlasten tilgen und das Wachstum der Firmengruppe vorantreiben.

Überschuldung, Liquiditätsprobleme, Betreibungen

Die Liquidität soll seit längerer Zeit ein Problem gewesen sein. Der Unternehmer verwendete die von den Arztpraxen erwirtschaftete Liquidität für die weitere Expansion der Gruppe sowie die Deckung des Aufwands der Dienstleistungsunternehmen. Er soll sich zudem selbst Darlehen im Umfang von über 300'000 Franken gewährt haben, auch für Luxusgüter, heisst es.

Zudem soll die für Einkauf und Administration verantwortliche Firma bereits Ende 2019 erheblich überschuldet gewesen sein. Immer wieder kam es gemäss Zeitungsbericht zu Geldforderungen und Betreibungen. Das Firmenkonstrukt, das von Hausärzten die Praxis übernahm, betrieb rund 30 Hausarztpraxen in mehreren Kantonen – bis die Patienten Ende August vor geschlossenen Arztpraxen gestanden sind.

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Staatsanwaltschaft fordert Freiheitsstrafe

Mitte Juni kommt es vor dem Bezirksgericht in Bülach nun zur Verhandlung, wie die NZZ weiter berichtet. Die Staatsanwaltschaft beantragt eine Freiheitsstrafe von 36 Monaten, 10 Monate müsste er absitzen. Seit Oktober 2020 befindet sich der 47-jährige Unternehmer in einem Zürcher Gefängnis im vorzeitigen Strafvollzug. Christian Neuschitzer hat die Vorwürfe gemäss Zeitungsbericht inzwischen eingestanden.

Der Gründer von Mein Arzt soll zudem insgesamt 3,25 Millionen Franken an die geschädigten Bürgschaftsorganisationen zahlen. Wenn der Österreicher demnächst seine vorgesehene Strafe abgesessen hat, muss er darüber hinaus die Schweiz fünf Tage nach seiner Haftentlassung wohl verlassen: Denn die Staatsanwaltschaft will ihn für das Katalogdelikt fünf Jahre des Landes verweisen.