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Huber+Suhner kämpft mit hohen Lagerbeständen und starkem Franken

Huber+Suhner kämpft mit hohen Lagerbeständen und starkem Franken
Huber+Suhner in Herisau
Lesezeit: 5 Minuten

In einem durch verschiedene Herausforderungen geprägten Umfeld gelang es Huber+Suhner aus Herisau, das Gesamtjahr 2023 bei tieferen Volumina mit einem soliden Ergebnis und innerhalb des mittelfristigen EBIT-Margenzielbands von neun bis zwölf Prozent abzuschliessen. Der Auftragseingang lag 2023 mit 821.4 Millionen Franken um 15.8 Prozent unter dem sehr hohen Vorjahreswert (975.4 Millionen) und blieb um 3.5 Prozent unter dem Nettoumsatz, was einer Book-to-Bill-Rate von 0.97 (VJ 1.02) entspricht.

Text: pd

Nach einem sehr starken Jahresbeginn, in dem die hohe Dynamik des Vorjahrs noch Bestand hatte, änderten sich die Vorzeichen in vielen Zielmärkten hinsichtlich der Geschäftsvolumina. Dies war auf hohe Lagerbestände bei Kunden und in der gesamten Lieferkette sowie auf auslaufende 5G-Rollouts im nordamerikanischen Markt zurückzuführen. Im Laufe des zweiten Halbjahres stabilisierte sich das Geschäftsvolumen auf tieferem Niveau. Per Ende Jahr lag der Auftragsbestand mit 271.9 Millionen über dem Niveau des langjährigen Durchschnitts.

Der Nettoumsatz erreichte im ersten Halbjahr 2023 genau den Wert der Vorjahresperiode. Ab dem dritten Quartal folgte er der Entwicklung des Auftragseingangs und lag zum Jahresende bei 851.1 Millionen, was einem Rückgang von 10.8 % gegenüber dem Vorjahreswert (954.6 Millionen) entspricht. Die signifikante Aufwertung des Schweizer Frankens während der Berichtsperiode, die sich zum Jahresende hin sogar noch akzentuierte, wirkte sich negativ auf den Umsatz aus. Bereinigt um Währungs-, Kupferpreis- und Portfolioeffekte lag der Umsatzrückgang bei 6.3 Prozent. Während sich die Umsätze in Europa (–4  Prozent) und Asien (+2 Prozent) gegenüber Vorjahr nur marginal veränderten, führte der oben erwähnte Rückgang im amerikanischen Markt (–36 Prozent) zu einer markanten Verschiebung der Umsatzanteile nach Regionen: 55 Prozent  (VJ 51 Prozent) in EMEA, 26 Prozent (VJ 23 %) in APAC, 19 Prozent (VJ 26 Prozent) in den Amerikas. 

Das operative Betriebsergebnis (EBIT) von 77.6 Millionen (VJ 103.2 Millionen) entspricht einer EBIT-Marge von 9.1 Prozent (VJ 10.8 Prozent). Vor dem Hintergrund des herausfordernden Umfelds erachtet das Unternehmen das Ergebnis innerhalb des mittelfristigen EBIT-Zielbands als solid. Die Grundlage dazu bildete die Strategie der ausgewogenen Diversifizierung. Dank einer erneut sehr tiefen Steuerrate erreichte der Konzerngewinn in Prozent des Nettoumsatzes 7.6 Prozent (VJ 8.9 Prozent). 

Die Bruttomarge erholte sich im Lauf des Jahres leicht und lag mit 35.3 Prozent (VJ 35.7 Prozent) praktisch auf Vorjahresniveau. Mit 57.4 Millionen für Forschung und Entwicklung investierte das Unternehmen einen unverändert hohen Betrag in die Zukunft, insbesondere zur weiteren Stärkung der fünf Wachstumsinitiativen. Dank eines aktiven Kostenmanagements konnten die Vertriebskosten nahezu im Gleichschritt mit der Entwicklung des Geschäftsvolumens reduziert werden. Die Anzahl Mitarbeiter weltweit ging im Berichtsjahr auf 4’109 (VJ 4’469) zurück. Im gleichen Zeitraum reduzierte sich der Personalbestand in der Schweiz auf 1’153 (VJ 1’190).

 

Hohe Lagerbestände und ungünstige Wechselkursentwicklung als Herausforderungen

Hohe Lagerbestände als Resultat der langen Wiederbeschaffungszeiten im Nachgang zur Pandemie führten einerseits in der gesamten Lieferkette kundenseitig zu zögerlicher Bestellungsauslösung und zogen andererseits Wertberichtigungen auf den eigenen Lägern nach sich. Die Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber den wichtigsten Lokalwährungen resultierte in einem um rund 40 Millionen tieferen Umsatz, währenddem kostenseitig lediglich eine geringere Entlastung verzeichnet wurde.

Marktsegment Industrie mit geringerer Dynamik und tieferer Profitabilität

Im Marktsegment Industrie erstreckte sich der Abbau der Lagerbestände bei den Kunden über das gesamte Berichtsjahr und wirkte sich deshalb auf die Vergabe von Neuaufträgen aus. Der Auftragseingang ging um 16.9 Prozent auf 258.1 Millionen (VJ CHF 310.5 Millionen) zurück. Beim Nettoumsatz konnte organisch in etwa das Niveau des Vorjahres erreicht werden. Effektiv resultierte ein Minus von 4.3 Prozent auf 285.3 Millionen. (VJ CHF 298.0 Millionen).

Die Entwicklung in den Teilsegmenten erfolgte gegenüber 2022 mit genau umgekehrten Vorzeichen: Die Luft-, Raumfahrt und Wehrtechnik verzeichnete prozentual ein zweistelliges Plus, die drei anderen Teilsegmente Prüf- und Messtechnik, Allgemeine Industrie sowie Schnellladesysteme büssten im zweistelligen Bereich ein. Besonders stark wurde die Nachfrage nach Schnellladesystemen in den USA gebremst, wo Unsicherheiten hinsichtlich des Ladestandards der Zukunft das Marktgeschehen prägten. Der Rückgang in der EBIT-Marge auf 16.4 Prozent (VJ 21.3 Prozent) lässt sich mit einem veränderten Produktmix in den meisten Teilsegmenten erklären.

Marktsegment Kommunikation mit Volumeneinbruch – EBIT-Margenrückgang dank Kostenmassnahmen stabilisiert

Der signifikant schwächere Kommunikationsmarkt führte global zu deutlich tieferen Volumina, von denen die gesamte Branche betroffen war. Gegenüber dem sehr starken Vorjahresumsatz musste das Kommunikationssegment insbesondere im zweiten und dritten Quartal einen markanten Einbruch hinnehmen, zurückzuführen auf auslaufende 5G-Rollouts in Nordamerika und den Abbau hoher Lagerbestände in der gesamten Lieferkette. Der Auftragseingang ging um 25.6 Prozent auf 283.4 Millionen (VJ 380.6 Millionen) zurück, der Nettoumsatz verringerte sich um 27.4 Prozent auf 280.3 Millionen (VJ  385.9 Millionen).

In diesem von deutlich tieferer Nachfrage geprägten Umfeld konnte gegen Ende der Berichtsperiode insbesondere mit Mobilfunk-Rollouts in Asien sowie in der Wachstumsinitiative Rechenzentren eine Belebung des Geschäfts verzeichnet werden. Dank Massnahmen zur Reduktion der Kostenbasis und Anpassungen der Kapazitäten an die tieferen Volumina war es innerhalb der Berichtsperiode im Semestervergleich möglich, die EBIT-Marge im zweiten Halbjahr zu verbessern und für das Gesamtjahr bei 4.9 Prozent (VJ 8.9 Prozent) zu stabilisieren.

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Marktsegment Transport steigert Umsatz – Profitabilität legt um vier Prozentpunkte zu

Das Marktsegment Transport schaffte im Berichtsjahr den angestrebten Turnaround und konnte das Jahr mit einem zum Vorjahr praktisch gleichen Auftragseingang von 279.9 Millionen (VJ 284.4 Millionen) und einem Umsatzwachstum von 5.5 Prozent auf 285.5 Millionen (VJ 270.6 Millionen) abschliessen.

Im Teilsegment Bahnen war nach der dreijährigen Durststrecke eine deutliche Erholung der Nachfrage zu erkennen, was in der Berichtsperiode in einen positiven Umsatzbeitrag mündete. Auch im Teilsegment Automotive resultierte ein Umsatzwachstum, dank einem positiven Beitrag aus beiden Wachstumsinitiativen Elektrofahrzeuge und Fahrassistenzsysteme. Die EBIT-Marge im Marktsegment Transport legte im Berichtsjahr deutlich zu auf 9.1 Prozent (VJ 5.1 Prozent).

Berichterstattung zur Nachhaltigkeit

Die Verbindungslösungen von Huber+Suhner bedienen die Bedürfnisse der Gesellschaft nach persönlicher Sicherheit, nahtloser Kommunikation sowie umweltfreundlicher Mobilität und vereinen einen hohen Kundennutzen mit Nachhaltigkeitskriterien. Die nichtfinanzielle Berichterstattung 2023 beschreibt die Fortschritte der Huber+Suhner-Gruppe in Bezug auf die Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie.

Aktienrückkaufprogramm: Antrag zur Kapitalherabsetzung an Generalversammlung 2024

Die unter dem per 30. März 2023 abgeschlossenen Aktienrückkaufprogramm erworbenen Aktien entsprechen fünf Prozent des Aktienkapitals und werden an der ordentlichen Generalversammlung vom 27. März 2024 mittels Kapitalherabsetzung zur Vernichtung vorgeschlagen.

Dividende

Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung eine Dividende von 1.70 (VJ 2.10) pro Aktie vor. Damit beliefe sich die Ausschüttungsquote auf 49 Prozent.

Ausblick

Im Geschäftsjahr 2023 erzielte Huber+Suhner in Anbetracht des schwierigen Geschäftsumfelds mit einer Betriebsergebnismarge innerhalb des mittelfristigen Zielbands ein solides Ergebnis. Das organische Wachstum der fünf strategischen Wachstumsinitiativen (Luft-, Raumfahrt und Wehrtechnik; Rechenzentren, Elektrofahrzeuge, Fahrassistenzsysteme, Kommunikation im Schienenverkehr) als Ganzes zeigt, dass das Unternehmen auf die richtigen Endmärkte fokussiert ist und über die entsprechenden Lösungen mit hohem Kundennutzen verfügt.

Der Schlüssel für den zukünftigen Unternehmenserfolg liegt in der hohen Innovationskraft, die tief in der Unternehmenskultur von Huber+Suhner verankert ist und mit entsprechend hohen Investitionen gefördert wird. Dies wiederum macht das Unternehmen gegenüber Veränderungen im Marktumfeld oder unter erschwerten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Zukunft noch resilienter.

Mit Blick nach vorne lässt sich festhalten, dass das Industriesegment, gestützt auf die rege Angebotsaktivität, die Talsohle erreicht haben dürfte. Die sich zusehends normalisierenden Lagerbestände deuten auf eine Erholung in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres hin. Im Kommunikationsmarkt zog der Auftragseingang in den letzten Wochen bereits an und die konkreten Anzeichen einer graduellen Erholung mehren sich. Dies sollte es dem Kommunikationssegment ermöglichen, gegenüber dem zweiten Halbjahr 2023 zu Wachstum zurückzufinden. Dem Transportsegment dürften die Wachstumsinitiativen vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2024 zusätzliche Impulse verleihen, womit die positive Entwicklung ihre Fortsetzung fände.

Bezüglich Umsatz setzt sich Huber+Suhner zum Ziel, 2024 organisch zurück auf den Wachstumspfad zu finden. Das mittelfristige Zielband von neun bis zwölf Prozent für die Betriebsergebnismarge bleibt unverändert. Für das laufende Geschäftsjahr strebt das Unternehmen eine Betriebsergebnismarge in der unteren Hälfte des Zielbands an. Voraussetzung für das Erreichen der EBIT-Guidance ist, dass sich wichtige Einflussfaktoren wie Inflation, Wechselkurse und geopolitische Spannungen nicht übermässig nachteilig auf die Umsatzvolumina auswirken.

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