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Kleine und grosse Zulieferer der Automotive-Branche

Kleine und grosse Zulieferer der Automotive-Branche
Die Bühler Group mit Sitz in Uzwil ist auch Automobilzulieferer.
Lesezeit: 3 Minuten

Viele Unternehmen in der Ostschweiz sind Autozulieferer – einige Firmen haben sich fast vollständig auf die Automotive-Branche spezialisiert, bei anderen ist es ein Standbein neben anderen.

In der Ostschweiz gibt es zahlreiche grosse und kleine Unternehmen, die Komponenten für Automobilhersteller oder Ausrüstungen für andere Autozulieferer produzieren. Bei grossen Firmen wie Bühler oder Huber+Suhner macht der Automotive-Bereich jeweils nur einen Teil des Portfolios aus – nicht verwunderlich ist es da und dort jener Teil, der das Jahresergebnis 2024 etwas trübte.

Bei der Bühler Group sind verschiedene Automotive-Aktivitäten der Sparte Advanced Materials zugeordnet, die einen Umsatzrückgang von 8,5 Prozent verzeichnete. Wie das Unternehmen mitteilte, resultierte der Rückgang «vor allem aus einer normalisierten Investitionstätigkeit nach einem postpandemischen Aufschwung, verbunden mit den erheblichen Unsicherheiten auf den globalen Automobilmärkten.» Ähnlich klingt es bei Huber+Suhner: Im Segment Transport sank der Nettoumsatz um 7,6 Prozent. Das grössere Teilsegment Bahnen entwickelte sich letztes Jahr allerdings positiv; der Rückgang war «durch die Entwicklung im Teilsegment Automotive begründet», wie das Unternehmen mitteilt. Insbesondere das Geschäft mit Schnellladesystemen für die Elektromobilität habe beim Umsatz noch nicht von der sich erholenden Auftragslage profitieren können. Auch das Geschäft mit Fahrassistenzsystemen machen langsamer als erwartet Fortschritte.

Das Herisauer Unternehmen hat es sich nach eigenem Bekunden zum Ziel gesetzt, die Entwicklung des Automobilsektors «durch unsere Spitzenkompetenz in der Hochgeschwindigkeits-Datenübertragung und unsere grosse Erfahrung in der automobilen Stromverteilung voranzutreiben.»

Trend zu Megacasting

Die Bühler Group ist bekannter für ihre Aktivitäten für die Nahrungsmittelindustrie, täglich essen zwei Milliarden Menschen Produkte, die aus einer Bühler-Maschine kamen. Aber immerhin eine Milliarde Menschen nutzt täglich ein Fahrzeug, das irgendwo Bühler-Technologie enthält. Manchmal auch dort, wo man es nicht erwartet: Die immer grösser werdenden Glasflächen bei Autos sind inzwischen Hightech-Produkte, die optische und funktionelle Dünnfilmbeschichtungen enthalten. Mit Leybold Optics findet sich ein führender Anbieter von Vakuumtechnologie für solche Dünnfilmbeschichtungen unter dem Dach von Bühler.

Der Uzwiler Technologiekonzern entwickelt zudem effiziente Methoden für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien, Bühler ist auch eine Partnerschaft mit dem chinesischen Batteriehersteller Lishen eingegangen. Vor wenigen Tagen hat Bühler einen Grossauftrag zur Lieferung von Anlagen für die Produktion von Lithium-Eisenphosphat-Batterien in einem Werk bei Neapel erhalten.

Im traditionellen Autobau bestehen die Chassis aus vielen einzelnen Teilen, die aufwendig miteinander verbunden werden müssen. Um effizienter zu werden, geht der Trend seit einigen Jahren klar in Richtung sehr viel grösserer, dafür radikal weniger Einzelteile. Allerdings muss man diese komplexen grösseren Teile auch erst einmal herstellen können. Bühler bietet für Schlüssel-Lieferanten und auch für die Automobilhersteller selbst immer grössere Druckgiessmaschinen an, weshalb sich unterdessen der Begriff Megacasting für diese Technologie etabliert hat.

Die DGS Druckguss Systeme AG mit Sitz in St.Gallen ist als ehemalige Versuchsgiesserei aus der Bühler Group herausgewachsen und ist heute ein eigenständiges internationales Unternehmen. Die Produkte der DGS gehen heute zum überwiegenden Teil an die Autoindustrie.

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Tücken der Leichtbauweise

Autozulieferer trifft man auch dort, wo man es nicht auf den ersten Blick vermutet. Die als Bauausrüster bekannte Sika Group beispielsweise hat in Romanshorn und Arbon Niederlassungen der Sika Automotive AG. Das Unternehmen bietet Klebe-, Dämpfungs-, Dichtungs- und Verstärkungslösungen für die Branche an. Bei der Entwicklung neuer Elektrofahrzeuge ist die Gewichtsreduzierung ein grosses Thema. Sika bietet dazu Akustiklösungen an, um Geräuschprobleme, die bei der Leichtbauweise entstehen können, zu vermeiden.

Die APM Technica AG aus Heerbrugg bietet Dienstleistungen in Materialwissenschaften an und hat sich mit Klebe- und Oberflächentechnologien einen Namen gemacht. Neben vielen anderen Branchen nutzt auch die Automobilindustrie gerne diese Kompetenzen.

Gefragte Metallbearbeiter

Das Familienunternehmen Baumann Federn AG mit Sitz in Ermenswil stellt mit weltweit 1400 Mitarbeitern Federn, Stanz- und Biegeteile her, die einerseits an Kunden im Bereich Automotive, andererseits auch an die Medtech-Branche gehen.

Die Kellenberger Switzerland AG in Goldach beliefert mit unterschiedlichsten Schleifmaschinen für den Werkzeug- und Formenbau wie auch die präzise Bearbeitung von Werkstücken unter anderem die Automobilindustrie.

Als Spezialist für hochkomplexe Metallformteile ist auch die Oskar Rüegg AG in Jona Lieferant der Automotive-Branche. Gestanztes Metall wird beispielsweise zu Wärmeschutzblechen oder Kühlkörpern geformt. 2023 wurde die Oskar Rüegg Holding AG vom deutschen Unternehmen Wöhrle übernommen.

Text: Philipp Landmark

Bild: zVg

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