St.Gallen

«Der Wirtschaftsraum Ostschweiz ist unterbewertet»

«Der Wirtschaftsraum Ostschweiz ist unterbewertet»
Die Vorträge wurden über den Dächern der Stadt im Rathaus gehalten.
Lesezeit: 4 Minuten

Am 20. März war es soweit. Das Team rund um den Start Summit lud die Medienvertrerter ins Rathaus St.Gallen ein, um dort über die diversen Tätigkeitsbereiche der Organisation zu informieren. Und all das in luftiger Höhe über den Dächern der Stadt.

Text: Fabian Alexander Meyer

Die Galerie zum Artikel finden Sie hier.

Zuerst einmal: Was ist die Mission von «Start Global»: Zukünftige Unternehmer sollen aus ihren Ideen Wirklichkeit werden lassen. Die Unternehmer sollen die Zukunft und das entsprechende Ökosystem beeinflussen. Entstanden ist die Organisation vor über zwanzig Jahren an der HSG. Eines der Gründungsmitglieder war am Anlass im Rathaus ebenfalls mit dabei.

1996 wurde «Start Global» von Bettina Hein und Florian Schweitzer gegründet. Heute zählt die Organisation über hundert Studenten. Die Organisation sei nicht normal – und genau das bringe «Leben in die Bude.» Unternehmer aus aller Welt sollen mit den Ostschweizer Start-ups verbunden und damit einzigartige Verbindungen hergestellt werden. Das Kapital spiele keine Rolle. Auch Unternehmer aus bescheidenen Verhältnissen sollen eine Chance haben.

«Innovation ist bei uns kein Modewort»

Die erste richtige Rednerin an diesem Abend war aber Stadtpräsidentin Maria Pappa von der SP. Sie begrüsst die Teilnehmenden und zeigt ihnen in einem kurzen Video die Stadt St.Gallen auf. Man könnte meinen, dass man den St.Gallern die eigene Stadt nicht mehr vorstellen müsse – und dem ist auch so. Aber an dieser Veranstaltung hoch über dem Bahnhof sind auch internationale Gäste zugegen. Und für diese wird die kurze Vorstellung durchaus interessant gewesen sein.

Doch Butter bei die Fische: «Es freut mich sehr, Sie alle heute hier begrüssen zu dürfen», eröffnet Pappa das Gespräch. «St.Gallen ist die zehntgrösste Stadt in der Schweiz. Das allein sagt vielleicht nicht viel aus. aber wir sind ausserdem auch eine sehr wichtige Wirtschaftszone für ganz Europa.»

Die Vision sei daher klar: «Wir wollen diese Innovation und diesen Pioniergeist hier weiterhin stärken.» Zu diesem Vorhaben gehört unter anderem auch, dass man eine Förderpartnerschaft mit der HSG-Organisation «Start Global» eingegangen sei. «Innovation ist bei uns also kein Modewort, sondern eine gelebte Realität.»

  
Maria Pappa
Maria Pappa

«Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen»

Anna Rosenkranz ist die erste Rednerin, die direkt von «Start Global» selber berichtet. Die Unternehmerin hat ihre eigene Firma namens «Health Yourself» mitten in der Stadt St.Gallen. «Ohne Start Global wäre ich nie eine Gründerin geworden» sagt die St.Gallerin. Zu ihrer Zeit sei es angesagt gewesen, ein Unternehmen zu gründen,  «auch wenn es denn auf Dauer nicht geklappt hat.» So war es auch bei ihr. «Ich hatte während meiner Gründerzeit einen grossen Tiefpunkt in meinem Leben.» Später sei sie dann an das Unternehmen «Startfeld» gelangt. Dieses habe sie vor dem Untergang gerettet.

Das war der Durchbruch: «Die Leute bei Startfeld glaubten an uns und haben uns unterstützt. Wir haben nahezu aufgegeben, aber sie uns nicht.» Daher kommt sie zum Schluss: «Start-ups sterben nicht, wenn ihnen das Geld ausgeht. Sie sterben erst dann, wenn die Unternehmer keine Kraft mehr haben.»

Geld ist ein gutes Stichwort. «Viele Jungunternehmer wechseln nach Zürich,weil dort die grossen Geldgeber warten. Doch dabei gibt es auch hier in der Ostschweiz so viel Potenzial. Der Wirtschaftsraum Ostschweiz ist unterbewertet.» Daher: «Man braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen.» Und dieses metaphorische Dorf sei St.Gallen, respektive die Ostschweiz. 

«Auch wenn das Leben in einem Start-up immer extrem glamourös aussieht glaubt mir – das ist es nicht.»

Anna Rosenkranz
Anna Rosenkranz

Start-ups sterben nicht, wenn ihnen das Geld ausgeht. Sie sterben erst dann, wenn die Unternehmer keine Kraft mehr haben.

Anna Rosenkranz, Unternehmerin

Von St.Gallen in die Welt

Darauf folgt der Unternehmer David Gorgan, Absolvent der HSG. Heute arbeitet er in seinem eigenen Unternehmen namens Nostos Genomics. Dieses vermischt den medizinischen Bereich mit künstlicher Intelligenz. «Der Sinn von Start Global, resp. dem Angebot Start Hack ist nicht der, dass du direkt ein Unternehmen gründest. Es geht darum, dass du dich mit Gleichgesinnten triffst und ihr Ideen austauschen und gemeinsam an einer Lösung für einen Sachverhalt arbeiten könnt.»

So sei denn auch einer der Hackathons entstanden. 2016 trafen sich diverse Studenten, um innert 36 Stunden gemeinsam eine Lösung für ein Problem zu erarbeiten. Der Twist: Sie hatten nur diese 36 Stunden Zeit – für ein Problem, welches Profis selbst nach Monaten nicht lösen konnten. «Es ist inspirierend, wenn man sieht, wie das alles wächst und immer grösser wird. Das zeigt, dass man auch bei uns in St.Gallen sehr viel erreichen kann.»Von St.Gallen in die Welt sozusagen.

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David Gorgan
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«Ich hatte viele Selbstzweifel»

Den Abschluss des Abends macht die peruanische Unternehmerin Maria Castillo. Mit ihrem Unternehmen namens  «Mikuytec» im Bereich Biotechnik will sie hoch hinaus. Das Programm von Start Fellowship ist daher prädestiniert für die umtriebige junge Frau. Dabei hat alles mit einem nicht genau (oder gar nicht gelesenen?) E-Mail angefangen. «Ich habe mich selber nie als Unternehmerin gesehen. Doch als ich eines Tages ein E-Mail für einen Unternehmer-Wettbewerb bekam, habe ich mich einfach beworben.» 

Scheinbar wollte sie einfach an einem Wettbewerb teilnehmen. Denn den Inhalt des Mails hat sie gar nicht weiter gelesen. «Als ich am kommenden Morgen erwachte und wieder bei Verstand war, fiel mir auf, dass ich innert der nächsten zwein Wochen eine Geschäftsidee, ein Team und noch viele weitere Dinge aus dem Boden stampfen musste.» Doch es kam alles gut. Letztendlich gewann sie sogar den Wettbewerb. «Heute leite ich Mikuytec.»

Eines Tages bekam sie einen Anruf aus St.Gallen. «Man fragte mich, ob ich am Programm von Start Fellowship mitmachen will. Ich habe zugesagt und es war die beste Entscheidung in meinem Leben! 37 andere Unternehmer zu treffen und gemeinsam etwas zu erarbeiten... Das ist so cool!» Doch so cool war es nicht immer. «Ich hatte auch viele Selbstzweifel und wollte den Job mehrmals hinschmeissen. Aber ich habe immer weiter gemacht. Auch dank der Unterstützung, die ich erfuhr.» Start Fellowship habe ihr geholfen, ihr Potenzial zu entfalten.

Maria Castillo
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