St.Gallen

Die internationale Wirtschaftsprominenz trifft sich in St.Gallen

Die internationale Wirtschaftsprominenz trifft sich in St.Gallen
Max Keller
Lesezeit: 5 Minuten

Am 21. und 22. März fand in St.Gallen der «Start Summit» statt – die grösste Initiative dieser Art in Europa. Präsident Max Keller lässt den zweitägigen Anlass mit 7000 Gästen, der Start-ups, Investoren, etablierte Unternehmen und junge Talente zusammenbrachte, Revue passieren.

«Dieses Jahr hatten wir über 1000 Investoren, 850 Start-ups und 210 Speaker am Start Summit», eröffnet Keller das Gespräch. «Der Start Summit ist für mich synonym mit dem Schaffen einer Art ‚anderen Dimension’, in welcher für zwei Tage der Fokus voll auf dem innovativen Potenzial der nächsten Generation von Unternehmern liegt.»

Unternehmertum als Problemlösung

Doch was sind Start Global und der Start Summit genau? Entstanden ist der Verband Start Global bereits 1996 an der HSG. «Damit sollte damals ein bewusster Gegenpol zu den traditionellen Berufswegen von Uni-Abgängern gesetzt werden.» Über die Jahre hat er sich zu einer wahren Macht entwickelt und schon vielen Unternehmen auf die Sprünge geholfen.

Seine Mission: Die nächste Generation an Unternehmern soll ihre Ideen Wirklichkeit werden lassen. Start Global will die Zukunft aktiv mitgestalten und mittels Unternehmertum zur Lösung der Probleme unserer Zeit beitragen. «Einige der Persönlichkeiten vom Anfang hatten später einen grossen Einfluss auf das europäische unternehmerische Ökosystem.»

Der Start Summit wiederum ist eine Adaption des Konzepts zu einem Event. Gemeinsam wird das Ziel verfolgt, lokale und globale Innovation zu fördern. Dies, indem man Start-ups, Investoren, etablierte Unternehmen und junge Talente zusammenbringt.

 

Künstliche Intelligenz im Fokus

Wer die «St.Galler Kantonalbank Halle» betritt, fühlt diesen Unternehmergeist. Wie in einer kleinen Stadt kann man umherwandern und dabei Innovation, Technologie und künstliche Intelligenz erleben. All diese Elemente sind aber nur kleine Komponenten von etwas Grösseren – dem Start Summit an sich. Keller resümiert: «Letztlich machen die Teilnehmer den Start Summit zu dem, was er ist. Ihre Offenheit, auf fremde Personen zuzugehen und das Gespräch zu suchen, ist wirklich speziell.» Am Start Summit waren die verschiedensten Branchen vertreten. «Wir sind relativ Sektor-agnostisch», führt Keller aus. «Das heisst, dass wir sehr viele Branchen abdecken. Denn wir bespielen die früheste Phase der Unternehmensgründung.» Das Angebot reiche von Medizintechnik über
Biotech und Deeptech bis zu hochskalierbaren Software-Produkten. «2024 hat die künstliche Intelligenz eine grosse Rolle gespielt. Das war erwartbar, vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen.» Das zeigt: Die Ostschweiz ist von globaler wirtschaftlicher Bedeutung. «Die Ostschweiz ist die perfekte Heimat für den Start Summit. Die Offenheit, mit der die lokale Politik, Akademien und Wirtschaft auf uns junge Menschen zukommen, ist einzigartig.» Des Weiteren lege «die Kombination aus einer reichen Historie, Zukunftsorientiertheit und Innovationskultur» den perfekten Nährboden für junge motivierte Talente.

 

  

«Unternehmertum geniesst heute mehr Anerkennung denn je.»

Internationale Strahlwirkung

Die Ostschweizer Wirtschaft profitiert von den Jungfirmen und ihren Innovationen. «Unternehmertum geniesst heute mehr Anerkennung denn je. Auch wenn die wirtschaftlichen Umstände schwierig sind, bin ich zuversichtlich, dass die Ostschweiz in Zukunft noch besser mit dem Weltmarkt verbunden sein wird.» Damit soll dann auch der Zugang zu neuen Innovationen geebnet sein. «Technologien wie KI müssen vermehrt als Werkzeuge verstanden werden. Innovation geschieht nicht zufällig im luftleeren Raum, sondern wenn Menschen die Werkzeuge in die Hand nehmen und mutige Entscheidungen treffen», so der Start-Global-Präsident.

Auch die lokale Innovationsförderung profitiert vom Start Summit. «Wir sind die grösste Initiative dieser Art in ganz Europa. Es gibt keine andere Initiative, die sich derart mit dem Unternehmertum der ersten Stufe beschäftigt.» Daher rühre auch die sehr starke Marktposition mit internationaler Strahlenwirkung. «Wir haben das Privileg, dass wir direkt mit Bildungsinstitutionen und der Politik in Kontakt stehen», so Max Keller. Gemeinsam könne man diskutieren und Massnahmen entwickeln, um die Innovation und insbesondere junge Talente zu fördern. «Gemeinsam mit der Universität St.Gallen wollen wir ein Talentförderungsprogramm (Accelerator) ins Leben rufen und können hierbei auf kräftige Unterstützung seitens Kanton zählen.»

 

Erfolgreich in die Zukunft

Erfolge feiern kann man auch bei Start Global. Keller nimmt rückblickend viele Erkenntnisse mit. «Mir fehlen wirklich jedes Mal die Worte, wenn ein solch grosser Event erfolgreich durchgeführt wurde und ich mein Team unter tosendem Applaus auf die Bühne bitten darf.» Sich auf dem Erfolg ausruhen – das gibt es bei Keller und seinem Team nicht. Zu gross sind die Ambitionen und die Ziele: «Wir können noch so viel mehr tun, um unseren Kunden ein noch breiteres Portfolio anbieten zu können.» Mit dem «Start Sphere»-Projekt sei man hier auf gutem Weg. Dieses soll sich auf das Bespielen von internationalen Communitys fokussieren.

«Ausserdem haben wir in diesem Jahr zum ersten Mal den sogenannten ‹Summit After Hours› organisiert. Hierbei handelt es sich um ein Abendprogramm nach dem ersten Tag des Start Summit – und hoffentlich auch um einen echten Pionier.»

 

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Die beste Adresse für Jungunternehmen

Vom Persönlichen abstrahiert, überrascht Max Keller aber immer wieder, «wie viele Personen gewillt sind, jedes Jahr aufs Neue nach St.Gallen zu kommen. Aber das, was ich am meisten mitnehme, sind die vielen lächelnden Gesichter auf dem Event und die vielen Geschichten, wie Start Global die Laufbahn von jungen Talenten beeinflusst hat». Als kleine Anekdote sei hierbei ein Bekannter von Keller erwähnt, der den Andrang derart unterschätzt hatte, dass er jeden Tag rund
40 Minuten anfahren musste – denn sämtliche Hotels und andere Übernachtungsmöglichkeiten waren ausgebucht.

Retrospektiv betrachtet verwundert dieses «Chaos» aber kaum. Rund 7000 Teilnehmer besuchten den Start Summit. Für die Stadt und deren Infrastruktur sicher eine Herausforderung, aber auch eine Goldgrube. Ein Schatz ist es aber auch für Start Global. Denn ohne diesen Verein gäbe es den Summit nicht. Das macht Global zur besten Adresse für Jungunternehmen. Hier findet man Hilfe und Unterstützung zu allen möglichen Fragen. Max Keller: «Das kann bedeuten, dass man einen ersten Prototyp baut.»

Der Start Summit sowie kleinere Veranstaltungen im ganzen Jahr sollen also Inspirations- und Ressourcen-Quelle für junge Talente sein. «Wir wollen so viele junge Talente wie möglich davon überzeugen, der unternehmerischen Karriere eine Chance zu geben.» Das wirke sich schliesslich auf die ganze Wirtschaft aus.

 

Unterstützung für Start-ups

Daher ist in der diesjährigen Kommunikation der Fokus stark auf die Ostschweizer Identität gelegt worden. «Wir haben
versucht, Start so zu positionieren, dass die Marke für unsere internationale Community zum Synonym für Swissness wird. Damit wollen wir mehr Personen in die Ostschweiz locken und unsere Produkte sowie Dienstleistungen aus der Region in der Community platzieren.» Talentförderung ist ein weiteres Stichwort für Keller: Auch wenn die Begabung in einem bestimmten Bereich vorhanden ist, müssen auch die restlichen Erfolgskomponenten übereinstimmen. Ansonsten gehe ein Unternehmen rasch zugrunde.

Dessen ist man sich bei Start Global bewusst – und will mit der Talentförderung die entsprechende Unterstützung bieten.Keller: «Viele Unternehmen schaffen den Break-even nicht beim ersten Mal. Das ist eine Tatsache. Aber: Die besten Geschäfte waren kaum je die erste Idee eines Gründers. Die erfolgreichsten Gründer haben vieles ausprobiert und sind so lange drangeblieben, bis es geklappt hat.»

 

  

Fehler als Teil des Lernprozesses

In der Schweiz «gibt es aber ein kulturelles Problem. Fehler werden nicht als Teil des Lernprozesses angesehen, sondern als Zeichen der Unfähigkeit». In den USA habe man einen entsprechenden Vorteil. «Wir hoffen stark, dass wir mit unseren Initiativen diesen Prozess unterstützen und den Talenten den erforderlichen Mut sowie die Ressourcen geben können.»

Um diese Ziele zu erreichen, braucht es viel Leidenschaft – Start Global und die entsprechenden Programme sind riesig. Das erfordert auch entsprechendes Engagement und die richtigen Personen, die sich für den Verein und den Event engagieren. Deren Zahl ist aktuell hoch genug, um viel zu erreichen. «Aber nur dann, wenn viele junge Talente den Weg an die HSG wählen. Vielleicht in Zukunft ja sogar deswegen, um Teil von Start Global zu werden. In diesem Sinne hoffe ich, dass viele junge Menschen, die gerade im Gymnasium oder im Zwischenjahr sind, die Option ‚ ‹HSG + Start Global› ernsthaft in Betracht ziehen.»

Text: Fabian Alexander Meyer

Bild: Reto Martin

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