Der Makler, der keiner sein wollte

Der Makler, der keiner sein wollte
Adrian Frei
Lesezeit: 4 Minuten

Seit der Gründung von Aforia im Jahr 2018 hat sich Adrian Frei konsequent von klassischen Maklerstrukturen gelöst. Der Unternehmer aus Horn versteht sich nicht als Vermittler, sondern als Begleiter über den gesamten Immobilienzyklus hinweg. Im Gespräch erklärt er, warum Erfolg für ihn nicht in Provisionen, sondern in Vertrauen messbar ist, welche Rolle Technologie spielt und weshalb Werte wichtiger sind als Wachstum um jeden Preis.

Wenn Adrian Frei über Immobilien spricht, wird schnell klar, dass er kein gewöhnlicher Makler ist. Der Gründer und Geschäftsführer der Aforia Immobilien AG in Horn hat sich bewusst gegen die traditionelle Denkweise der Branche entschieden. «Der Kunde will sich verstanden, begleitet und gut aufgehoben fühlen», sagt er. «Für viele war der Verkaufsprozess ein reiner Abschluss – für mich war er immer ein Anfang.» Diese Haltung prägt sein Unternehmen bis heute. Bevor Frei Aforia gründete, arbeitete er in einem klassischen Franchisebetrieb mit klaren Strukturen, festen Abläufen und starkem Verkaufsfokus. «Ich habe schnell gemerkt, dass diese Denke den Menschen im Prozess verliert. Es geht oft nur um Provisionen, um Geschwindigkeit, um den Abschluss. Aber nicht darum, ob der Kunde am Ende glücklich ist.» Das habe ihn geprägt – und zur Entscheidung geführt, Immobilien neu zu denken.

«Standort und Nutzung werden entscheidend sein.»

Vom Vermittler zum Begleiter

Heute versteht sich Aforia als Partner über den gesamten Immobilienzyklus hinweg, vom ersten Gedanken bis zur Übergabe. Frei und sein Team begleiten Eigentümer, Käufer und Investoren persönlich und mit viel Fingerspitzengefühl. «Wir wollen, dass der Kunde am Ende sagen kann: Bei euch hat einfach alles gepasst, ich habe mich rundum wohlgefühlt. Das ist unser Massstab, nicht die Höhe der Provision.» Tatsächlich messen Frei und sein Team ihren Erfolg nicht an Verkaufszahlen, sondern an Rückmeldungen. «Wir haben überdurchschnittlich viele echte, persönliche Referenzen, keine anonyme Sterne-Jagd. Leidenschaft zeigt sich bei uns nicht im Marketing, sondern im täglichen Tun.»

Klarheit statt Kompromiss

Der Erfolg von Aforia beruht auf klaren Prinzipien. «Wir nehmen Aufträge nicht um jeden Preis an», sagt Adrian Frei. «Wenn die Preisvorstellung des Eigentümers zu weit vom realistischen Marktwert abweicht, dann sagen wir Nein.» Das sei nicht immer einfach, aber langfristig richtig. «Ehrlichkeit ist die wichtigste Eigenschaft eines Beraters. Wenn man dadurch mal einen Auftrag verliert, gewinnt man Glaubwürdigkeit – und die bringt einem langfristig mehr.»

Diese konsequente Haltung habe Aforia in den vergangenen Jahren stark gemacht, gerade in einem Markt, in dem viele Immobilien überbewertet wurden. «Wir haben bewusst realistisch geschätzt, und das hat sich ausgezahlt. Unsere Objekte verkaufen sich, weil sie marktgerecht sind. Viele Makler haben durch unrealistische Versprechen Zeit, Energie und Vertrauen verloren.»

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Menschlichkeit als Markenkern

Trotz aller Effizienz und Professionalität bleibt Aforia vor allem eines: menschlich. Frei legt grossen Wert auf persönliche Nähe, sowohl zu Kunden als auch im Team. «Wir sind menschlich, nahbar, unkompliziert, schnell und achten sehr auf Qualität. Und es muss einfach matchen – wenn das Bauchgefühl nicht stimmt, kommt es nicht zum Auftrag.»

Er erzählt von Momenten, in denen Kunden nach einem Verkauf gerührt anrufen, weil sie sich verstanden fühlten. «Das sind die Augenblicke, die mich antreiben. Immobilien sind Emotionen – das darf man nie vergessen.»

KI als Werkzeug, Empathie als Stärke

Auch technologisch bleibt Aforia am Puls der Zeit. «KI ist ein geniales Tool, vor allem für Standortanalysen, Marktvergleiche oder Textentwürfe», sagt Frei. «Aber sie bleibt ein Werkzeug, kein Ersatz für Menschenverstand.» Er lächelt: «Algorithmen können rechnen – wir können zuhören.» Denn Emotionen, so Frei, lassen sich nicht digital erfassen. «KI kann keine Nervosität erkennen, kein Lächeln deuten und keine Begeisterung spüren. Sie kann Daten analysieren, aber keine Stimmung aufnehmen. Das können nur Menschen – und genau das ist unser Vorteil.»

«Fachwissen kann man lernen, Werte nicht.»

Der Bodenseemarkt bleibt attraktiv

Die Bodenseeregion, in der Aforia verankert ist, erlebt laut Adrian Frei weiterhin eine hohe Nachfrage. «Immer mehr Menschen aus anderen Regionen der Schweiz oder auch aus Deutschland zieht es hierher. Die Kombination aus See, Bergen, Lebensqualität und fairen Preisen im Vergleich zu Zürich ist ein grosser Magnet.» Gleichzeitig warnt er vor übertriebenem Pessimismus: «Viele hoffen, dass die Preise fallen und sie eines Tages ein Schnäppchen machen. Ich rate zur Vorsicht; die Wahrscheinlichkeit, eine günstige und passende Immobilie zu finden, ist gering. Die Preise werden eher weiter steigen, solange die Rahmenbedingungen stabil bleiben.»

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Empfehlungen als Erfolgsbasis

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor von Aforia ist die hohe Weiterempfehlungsquote. «Etwa 75 Prozent unserer Aufträge entstehen durch Empfehlungen oder Folgegeschäfte», sagt Frei. «Das erfüllt mich mit Stolz, weil es zeigt, dass unsere Werte ankommen. Wir bleiben bodenständig, geben bei jedem Auftrag unser Bestes und werden nie müde oder träge.» Diese Haltung überträgt sich auf das gesamte Team. «Wenn alle mit Freude arbeiten und spüren, dass ihr Beitrag zählt, entsteht eine ganz besondere Energie. Die Kunden merken das sofort. Man kann Professionalität nicht spielen – sie muss gelebt werden.»

«KI kann keine Nervosität erkennen, kein Lächeln deuten und keine Begeisterung spüren.»

Ein Team mit Herz, Humor und Hunger

Frei führt Aforia bewusst als kleines, agiles Unternehmen mit flachen Strukturen. «Effizienz, kurze Wege, wenig Formalismus – das sind die Schlüssel für Qualität und Geschwindigkeit», sagt er. «Wir sind ein Star-Team, kein Team of Stars. Jeder hilft dem anderen, und alle arbeiten gemeinsam für ein starkes Aforia.» Bei neuen Mitarbeitern achtet Frei mehr auf die Persönlichkeit als auf den Lebenslauf. «Fachwissen kann man lernen, Werte nicht. Wir suchen Menschen mit Herz, Humor und Hunger, Begeisterung, Lernfreude und Lust auf Leistung. Wer das mitbringt, passt zu uns.»

Blick nach vorn

Für die kommenden Jahre zeigt sich Adrian Frei optimistisch, aber realistisch. «Wenn Zinsen, Wirtschaft und Zuwanderung stabil bleiben, wird der Wohnungsmarkt, vor allem im Eigentumsbereich, wieder deutlich anziehen», prognostiziert er. «Der Gewerbemarkt bleibt differenziert – keine Blase, aber auch keine Rakete. Standort und Nutzung werden entscheidend sein.» Ob Aforia auch künftig den richtigen Riecher behält, misst Frei nicht an Marktzyklen, sondern an Menschen: «Solange unsere Kunden mit uns wachsen, uns weiterempfehlen und mein Team mit Freude zur Arbeit kommt, stimmt unser Kurs. Dafür bin ich heute und in Zukunft dankbar.»

Text: Stephan Ziegler

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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