St.Gallen

Das bewegt die Finanzmärkte 2022

Das bewegt die Finanzmärkte 2022
Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank
Lesezeit: 3 Minuten

Die Ausblicke für 2022 gehen grundsätzlich von einer Normalisierung in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten aus, wobei der Grundtenor wohlwollend optimistisch ist, weiss Thomas Stucki von der SGKB.

Corona werden wir so schnell nicht los. Das Virus wird weiter für Überraschungen sorgen. Meldungen über neue Varianten oder über neue Einschränkungen wird es auch 2022 geben. Sie werden kurzfristig Unsicherheit und Nervosität an den Börsen auslösen, insbesondere wenn es in China zu grösseren Abriegelungen kommen sollte. Was es aber nicht mehr geben wird, ist eine gleichzeitige Stilllegung von Teilen der Wirtschaft in allen Regionen der Welt. Deshalb wird der Einfluss von Corona auf die Weltwirtschaft und damit auch auf die Finanzmärkte weiter abnehmen.

Inflation und Geldpolitik

Ein anderes Thema, das sich hartnäckiger hält als ursprünglich erwartet, ist die Inflation. Der Begriff «temporär» muss etwas gedehnt werden. Einige der Treiber für den starken Anstieg der Inflationsraten werden an Einfluss verlieren. Dazu gehören die Preise für Energie und für die Industriemetalle. Diese werden nun nicht mehr mit den Tiefstpreisen des Corona-Lockdowns 2020 verglichen, sondern mit den Preisen des Boomjahres 2021. Andere Faktoren wie die hohe Nachfrage nach Produkten und der Arbeitskräftemangel werden preistreibend bleiben.

Die wichtigste Folge des Inflationsanstiegs für die Finanzmärkte wird die Trendwende in der Geldpolitik sein. In den USA wird die Fed die Zinsen erhöhen und damit die Zinslandschaft und die Geldströme weltweit beeinflussen. Höhere Zinsen in den USA führen beispielsweise dazu, dass Geld aus den Emerging Markets zurück in die USA fliesst. Aber auch in Europa werden die Kapitalmarktzinsen beeinflusst, unabhängig davon, ob die EZB und die SNB an ihren Negativzinsen festhalten oder nicht.

Weltpolitik

Ein Thema, das 2022 mehr Platz und Gewicht einnehmen wird, sind die politischen Ereignisse. Ein Einmarsch der Russen in der Ukraine in irgendeiner Form ist ein realistisches Szenario, das die Finanzmärkte zumindest kurzfristig stark belasten würde.

Der Machtkampf zwischen den USA und China wird an Schärfe nicht abnehmen. Eine Eskalation in der Frage um Taiwan ist zwar wenig wahrscheinlich, aber für die Finanzmärkte gefährlicher, da der Einfluss auf die Weltwirtschaft viel grösser ist als durch die Vorgänge in Osteuropa.

Dazu kommen die Wahlen für den US-Kongress im November. Der Wahlkampf wird hässlich werden und die Ergebnisse werden umstritten sein. Unruhen im Stil des Sturms auf das Capitol können nicht ausgeschlossen werden. Die Finanzmärkte reagieren jeweils stark auf politische Ereignisse, aber meistens nur vorübergehend. Das ergibt daher immer wieder Möglichkeiten, die genutzt werden können.

Und sonst?

Dazu wird 2022 auch noch ein paar Themen bereithalten, die wir uns heute noch nicht vorstellen können. Auch diese Ereignisse werden die Finanzmärkte in die eine oder andere Richtung bewegen. Das macht das Leben als Anlegerin und Anleger ja auch interessant.

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