Aktienmärkte trotzen extremer US-Zollpolitik
Text: pd/stz.
US-Zölle, Inflation, Zinsen und geopolitische Spannungen haben das Anlegerjahr 2025 geprägt. Ein Jahr nach den richtungsweisenden Präsidentschaftswahlen in den USA zog das Anlegerforum der Thurgauer Kantonalbank (TKB) eine erste Bilanz und diskutierte, wohin sich Amerika politisch und wirtschaftlich entwickelt. Daniel Kummer, Leiter des TKB-Privatkundengeschäfts, lud dazu zu fünf Abendveranstaltungen in Warth, Weinfelden, Kreuzlingen, Amriswil und Fischingen ein, die insgesamt 1500 Gäste anzogen.
Die Politikwissenschaftlerin Claudia Franziska Brühwiler, Professorin für amerikanisches politisches Denken und amerikanische Kultur an der Universität St.Gallen, analysierte die politische Entwicklung der Vereinigten Staaten. Nach einer klassisch-republikanischen ersten Amtszeit bewege sich die zweite Trump-Administration in Richtung eines Postliberalismus, der stärker auf sozialkonservative Werte setze. Amerika solle wieder ein Land werden, das für Arbeiter funktioniere und in dem Heimat einen hohen Stellenwert habe.
Dieses Denken führe zu mehr Protektionismus und zu einer Zollpolitik, die im Gegensatz zum Marktliberalismus stehe. Brühwiler stellte zudem infrage, ob die propagierte Re-Industrialisierung tatsächlich realisierbar sei – etwa wenn ein amerikanischer Kühlschrank zwar aus den USA stamme, dafür aber teurer und möglicherweise von geringerer Qualität sei. Der Erfolg dieses Kurses hänge letztlich von der Geduld der Wähler ab; die Zwischenwahlen im kommenden Jahr seien dafür ein erster Test.
Conradin Kraemer, Leiter des TKB-Investment-Centers, blickte auf ein herausforderndes Anlagejahr zurück. Die extremen US-Zölle hätten die Börsen zwar verunsichert, dennoch seien die Aktienmärkte im Aufwind geblieben. Gute Fundamentaldaten der US-Unternehmen, moderate Inflation und eine stabile Geldpolitik stützten die positiven Erwartungen. Die TKB empfehle weiterhin Investitionen in Aktien, rät jedoch angesichts höherer Restrisiken zu einer breiten Diversifikation, unter Einbezug von Gold und Immobilien. Vorsicht sei insbesondere bei Währungen geboten. «Wir befürworten ein aktives Anlegen – und navigieren Sie durch den Sturm», erklärte Kraemer.