Weniger Zufall, mehr Wirkung

Das Wifo Thurgau erhält auf seine 29. Ausgabe im November 2025 ein neues Gesicht. Mit geschärftem Profil, verkleinertem Programmbeirat und einem klaren Fokus auf Entscheidungsträger in Führungspositionen will sich das traditionsreiche Format künftig strategischer, kompakter und relevanter aufstellen. «Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um das Forum zukunftsfähig mit einem geschärften Fokus aufzustellen», sagt Karin Krawczyk, Geschäftsführerin der Veranstalterin Galledia Event AG und Tagungsleiterin des Forums.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Herausforderungen hätten sich verändert – und mit ihnen auch die Bedürfnisse der Teilnehmer. «Wie so oft bei etablierten Formaten kommt irgendwann der Punkt, an dem man kritisch hinterfragt, ob man noch am Puls der Zeit ist», so Krawczyk. Es sei der Wunsch entstanden, das Forum klarer zu positionieren – insbesondere im Vergleich zum neuen Thurgauer Wirtschaftstag «Boom!».
«Es ist uns ein Anliegen, vermehrt auch starke Frauen auf die Bühne zu bringen.»
Zielgruppe C-Level
Künftig richtet sich die Veranstaltung explizit an Entscheidungsträger auf C-Level-Ebene. «Unsere Beiträge sollen Substanz haben, zum Nachdenken anregen und idealerweise Diskussionen auslösen», erklärt Krawczyk. «Gerade auf C-Level ist der Austausch auf Augenhöhe zentral. Wir möchten dafür mit einem hochwertigen Programm und relevanten Persönlichkeiten den passenden Rahmen schaffen.»
Dazu wurde auch der Programmbeirat verkleinert und neu ausgerichtet. «Wir glauben an die Kraft kleiner, fokussierter Teams. Ein kompakter Programmbeirat ermöglicht es uns, gezielter und effizienter zu arbeiten», sagt Krawczyk. In bilateralen Gesprächen entstehe oft mehr Tiefgang als in grossen Runden. Zudem würden die Beiratsmitglieder unternehmerisches Denken und ein hohes Engagement mitbringen, was den Entscheidungsprozess beschleunige.
Verankert in der Region
Trotz aller Öffnung zur überregionalen Perspektive bleibe der regionale Bezug ein zentrales Element des Forums. «Wo immer es inhaltlich passt, geben wir Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Region eine Bühne, die mit ihrer Erfahrung oder Vision andere inspirieren können», sagt Krawczyk. Der Mix aus regionaler Verankerung und überregionaler Weitsicht solle dem Programm Tiefe und Strahlkraft verleihen. Im Programm bleibt auch die Verleihung des Titels «Thurgauerin des Jahres» durch die Thurgauer Zeitung, die weiterhin Teil des Forums ist.
Angesprochen auf eine Event-Müdigkeit vieler Führungskräfte und die zunehmende Reizüberflutung am Veranstaltungsmarkt, unterstreicht Krawczyk die Wertigkeit des Forums: «Unser Anspruch ist klar: Wir wollen relevant sein und nicht einfach ‹noch ein Event› im Kalender.» Es gehe um echte Inhalte, Persönlichkeiten mit Haltung und Geschichten, die berühren oder zum Umdenken anregen.
«Das Forum soll eine Plattform sein, auf der man gezielt ins Gespräch kommt.»
Geopolitische Fragen im Fokus
Ein besonderer Fokus werde zudem auf gezieltes Networking gelegt. «Das Forum soll eine Plattform sein, auf der man nicht nur zufällig jemanden trifft, sondern gezielt ins Gespräch kommt», so Krawczyk. Neue Formate und technische Hilfsmittel zur Unterstützung und Verlängerung der Vernetzung seien in Entwicklung.
Thematisch rückt das Forum 2025 geopolitische Fragen in den Fokus. «Wir richten den Blick auf die geopolitische Grosswetterlage – und die Frage, welche konkreten Auswirkungen sie auf unseren Binnenmarkt hat», sagt Krawczyk. Handelskonflikte, Machtverschiebungen und regionale Instabilitäten stellten neue Herausforderungen dar. «Wir gehen Fragen nach, wie wir unsere wirtschaftliche Resilienz in einem zunehmend fragmentierten Welthandel sichern und welche Rolle bilaterale Beziehungen in einer Zeit globaler Spannungen spielen.»
Auch interessant
Relevanz durch Partnerschaft und Wandel
Für die erfolgreiche Umsetzung seien verlässliche Partnerschaften unerlässlich. «Ohne das starke Netzwerk aus langjährigen Sponsoren und Partnern wäre das Wirtschaftsforum Thurgau in dieser Form nicht realisierbar», stellt Krawczyk klar. Besonders die enge Zusammenarbeit mit der Thurgauer Kantonalbank, dem Thurgauer Amt für Wirtschaft und dem Arbeitgeber Mittelthurgau werde geschätzt. «Sie alle engagieren sich nicht nur finanziell, sondern bringen sich auch aktiv in die Programmgestaltung mit ein. Diese Form der partnerschaftlichen Mitgestaltung schätzen wir sehr.»
Auch selbstkritische Töne spart Krawczyk nicht aus. «Vieles hat über Jahre gut funktioniert und das Forum erfreut sich immer noch grosser Akzeptanz. Aber wir haben gemerkt, dass bestimmte Werte, die uns wichtig sind, nicht genug sichtbar wurden», erklärt sie. Themen wie Inklusion und Diversität seien zwar gelebt worden, aber zu wenig nach aussen getragen worden. «Das wollen wir ändern.» Als reines Frauenteam bei der Galledia Event AG sei es ihnen zudem ein Anliegen, vermehrt auch starke Frauen auf die Bühne zu bringen.
«Wir glauben an die Kraft kleiner, fokussierter Teams.»
Zwei Formate, ein Ziel
Ein weiterer Grund für die Neuausrichtung sei der veränderte Medienkonsum: «Die Art, wie wir Inhalte konsumieren, hat sich verändert. Das muss sich im Format widerspiegeln, sonst verliert man an Relevanz.» Was die Koexistenz mit dem Thurgauer Wirtschaftstag «Boom!» von IHK Thurgau, Gewerbe Thurgau und dem Verband Thurgauer Landwirtschaft betrifft, sieht Krawczyk keinen Widerspruch. «Ich sehe hier keine Konkurrenz, sondern eine wertvolle Ergänzung», sagt sie. «‹Boom!› richtet sich an eine breite Zielgruppe – das Wirtschaftsforum Thurgau hingegen spricht gezielt Wirtschaftsvertreter in leitender Funktion an.»
Und wie sieht Karin Krawczyk die Zukunft des Forums? «Meine Vision ist es, das Wirtschaftsforum Thurgau zu einem Fixpunkt im Kalender aller Thurgauer Wirtschaftsexponenten zu machen», sagt sie. In fünf Jahren sehe sie das Forum als eine der führenden Wirtschaftsveranstaltungen der Ostschweiz. «Mit einem starken Netzwerk, einem inhaltlich relevanten und überraschenden Programm – und einer Ausstrahlung, die über die Kantonsgrenzen hinausreicht. Vor allem aber wünsche ich mir, dass man gerne kommt. Weil man weiss: Hier trifft man Menschen, die etwas bewegen wollen.»
Text: Stephan Ziegler
Bild: zVg