Wirtschaft

So macht Bühler Batterien effizienter

So macht Bühler Batterien effizienter
Adrian Spillmann
Lesezeit: 3 Minuten

Der Technologiekonzern Bühler hat einen Grossauftrag von FIB S.p.A., einer Tochter der italienischen Seri Industrial S.p.A., erhalten. Für das neue Werk Teverola 2 bei Neapel liefern die Uzwiler vier hochmoderne Mischlinien zur Herstellung von Elektrodenpasten. Es ist die erste europäische Batteriezellfabrik, die auf kontinuierliche Mischtechnologie im industriellen Massstab setzt.

Die Anlage mit einer geplanten Jahreskapazität von acht Gigawattstunden ist ein nicht zu unterschätzender Schritt in Richtung europäischer Fertigungskompetenz bei Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP). Bühler und FIB arbeiten bereits seit 2020 zusammen – im Rahmen des Pilotprojekts Teverola 1 kam erstmals ein kontinuierliches Mischsystem von Bühler zum Einsatz. «Teverola 2 wird die erste Batteriezellfabrik in Europa sein, in der die kontinuierliche Mischtechnologie für die Produktion von Elektrodenpasten im Grossmassstab eingesetzt wird», sagt Adrian Spillmann, Head of Market Segment Battery Electrode Compounds bei Bühler. Die Inbetriebnahme ist für 2026 vorgesehen.

Was bedeutet das für die europäische Batterieindustrie, die gegenüber fernöstlichen Herstellern noch im Rückstand ist? «Die Erfolgsgeschichte von FIB ist ein positives Signal und Beweis dafür, dass man sich als lokaler Zellhersteller in der europäischen Batterieindustrie nachhaltig etablieren kann, ohne sich dabei nur auf asiatische Equipmentlieferanten verlassen zu müssen», sagt Spillmann.

«Der Energiebedarf sinkt gegenüber Batchverfahren um den Faktor vier.»

Massgeschneiderte Technologie für Europa

Bühler hat weltweit rund 80 kontinuierliche Mischer an die Batterieindustrie geliefert – über 50 davon an Grossprojekte in Asien. Die Technologie basiert auf gleichläufigen Zweiwellenextrudern, die mehrere Prozessschritte in einer Einheit vereinen. Sie eignet sich flexibel für unterschiedliche Zellchemien wie LFP oder NMC (Nickel-Mangan-Cobalt) und gewährleistet eine hohe Produktkonsistenz. «Der Energieverbrauch sinkt im Vergleich zum Batchverfahren auf ein Viertel, gleichzeitig reduziert sich der Aufwand für Betrieb und Wartung deutlich», so Spillmann. 

Ein entscheidender Vorteil liegt in der gleichbleibenden Produktqualität: Anders als bei diskontinuierlichen Verfahren treten keine Chargenunterschiede auf. Ergänzt wird der kontinuierliche Mischprozess durch das Inline-Qualitätskontrollsystem «Qualib». Dieses überwacht alle zentralen Parameter in Echtzeit und greift bei Abweichungen automatisch ein. «Qualib erkennt etwa Schwankungen bei den Rohmaterialien und entfernt betroffene Elektrodenpasten direkt aus dem Produktstrom. So wird die Ausschussrate erheblich gesenkt», sagt Spillmann.

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Skalierbar, effizient und zukunftsorientiert

Bühler begleitet Batteriehersteller über alle Projektphasen hinweg – von der Laborerprobung über individuelle Anlagenkonzepte bis zur Umsetzung ganzer Fabriken. Auch beim Hochlauf der Produktion steht das Unternehmen beratend zur Seite. «Das ist entscheidend, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit solcher Werke rasch zu erreichen», sagt Adrian Spillmann.

Neben Effizienz spielt auch Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle: Dank der kontinuierlichen Prozessführung und intelligenten Qualitätskontrolle lässt sich der Materialverlust um bis zu 75 Prozent reduzieren. Bühler fokussiert bei der Einführung der Technologie vor allem auf neue Anlagenprojekte, da sich die Integration in bestehende Linien wirtschaftlich meist erst nach Abschreibungsphasen lohnt. Referenzprojekte wie Teverola 2 helfen, die Vorteile gegenüber traditionellen Verfahren sichtbar zu machen.

 

«Qualib entfernt fehlerhafte Elektrodenpasten direkt aus dem Produktstrom.»

Nächster Technologiesprung steht bevor

Mit über 15 Jahren Erfahrung in der Batterieindustrie sieht sich Bühler gut positioniert im globalen Wettbewerb – auch im Vergleich zu asiatischen Anbietern. Die Kombination aus Prozesstechnologie, Engineering und Realisierungskompetenz macht das Unternehmen zu einem gefragten Partner bei der Industrialisierung innovativer Batteriekonzepte.

Der nächste Technologiesprung steht bereits bevor: Bühler entwickelt derzeit eine Trockenbeschichtungstechnologie für Elektroden, die gänzlich ohne Lösungsmittel auskommt. Ziel ist es, Investitions- und Betriebskosten nochmals deutlich zu senken und die Nachhaltigkeit der Batteriefertigung weiter zu verbessern – in enger Zusammenarbeit mit Partnern aus Industrie und Forschung.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: zVg

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