Wo Rendite Gutes bewirkt

Klassischen Stiftungen haftet oft etwas Geheimnisvolles an was auch daran liegt, dass die Welt dieser Stiftungen im Gegensatz zu Vorsorgestiftungen nicht sonderlich transparent ist. Wer genauere Informationen über eine Stiftung möchte, findet sie, die Angaben müssen aber oft mühsam im Handelsregister, bei den Aufsichtsorganen oder weiteren Verzeichnissen zusammengesucht werden. Auch beim Recherchieren für diesen Schwerpunkt zeigte sich, dass nicht jeder angefragte Stiftungsrat in Begeisterungsstürme ausbrach ob der Idee, eine Stiftung etwas genauer vorzustellen.

Milizsystem gerät an Belastungsgrenze

Die Geheimniskrämerei hängt nicht damit zusammen, dass die Stiftungen ihr Tun verstecken müssten im Gegenteil: Die meisten der über 700 Stiftungen in der Ostschweiz entspringen purer Philanthropie, sie dienen also eindeutig wohltätigen Zwecken. Die Kunde von potenten Stiftungen kann aber Begehrlichkeiten wecken: Wieso soll man nicht einen Antrag auf Unterstützung an eine Kulturstiftung stellen, wenn man vages Kunstprojekt finanzieren will? Viele Stiftungen werden mit Gesuchen geflutet, zumal professionelle Vermittlungsplattformen nach wenigen Klicks für jedes Anliegen die Stiftungen mit den passenden Zweckbestimmungen ausspucken. Für Stiftungsräte kleinerer und mittlerer Stiftungen, die weitgehend im Milizsystem tätig sind, kann dies zu einer Belastung werden.

Trotzdem halten sich nicht alle Stiftungen bedeckt, inzwischen gibt es auch solche, die von sich aus offen informieren und damit mehr tun, als vom Gesetzgeber verlangt wird. Die Politik sieht offenbar keinen Grund, das Wirken der Stiftung transparent zu machen.

Stiftung überdauert Stifter

Gemäss dem jährlichen Schweizer Stiftungsreport vom Verband der Förderstiftungen (Swissfoundations.ch), dem Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel, und dem Zentrum für Stiftungsrecht an der Universität Zürich wurden Ende 2021 in der Schweiz 13'524 klassische Stiftungen gezählt, genau 365 mehr als im Vorjahr, trotz 219 Liquidationen.

Der aktuelle Stiftungsreport zeigt auf, dass neben der ungebrochen populären Form der Stiftung weitere Förderansätze entstehen und neu auch philanthropische Gesellschaften in Form von Aktiengesellschaften gegründet werden. «Mit Förderansätzen, in denen die Stiftungen nicht mehr projektorientiert Vergabungen tätigen, sondern in Organisationen investieren, deren Tätigkeiten sie überzeugen», wie es im Report heisst.

Unternehmer, die mit Dutzenden Millionen Franken eine Stiftung errichten, gibt es in der Ostschweiz nicht jedes Jahr, aber es gibt sie. Ihr Vermächtnis überdauert die Stifter, in deren Namen sinnvolle Projekte ermöglicht oder bedürftige Menschen unterstützt werden. Ebenso gibt Stiftungen mit einem vergleichsweise kleinen Vermögen, die oft ganz konkrete, lokal eingrenzte Destinatäre begünstigen.

Stiftungen als Wirtschaftsfaktor

Ab einem Vermögen von fünf bis zehn Millionen Franken lohnt sich für Stiftungen eine professionellere Vermögensbewirtschaftung. Deshalb sind Stiftungen auch ein Wirtschaftsfaktor: Die rund 2000 Stiftungen im Kanton Zürich lassen einen grossen Teil ihres Vermögens von 18 Milliarden Franken am Finanzplatz Zürich verwalten. Kein Wunder, bemüht sich der Zürcher Regierungsrat, den Kanton für Stiftungen wieder attraktiver zu positionieren, nachdem die Neugründungen hier zurückgegangen waren.

Grundsätzlich attraktiv ist die Errichtung einer Stiftung, weil sie Anspruch auf Steuerbefreiung haben, sofern sie öffentliche, gemeinnützige oder kulturelle Zwecke verfolgen.