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Wieder leicht im grünen Bereich

Wieder leicht im grünen Bereich
Kurt Graber
Lesezeit: 4 Minuten

Kurt Graber ist Verwaltungsratspräsident und Mitglied der Geschäftsleitung der Fertigungsspezialistin BSF Bünter AG aus Heerbrugg sowie Präsident der Swissmechanic-Sektion St.Gallen-Appenzell, des Arbeitgeber- und Berufsverbands der mechanisch-technischen Betriebe des Kantons St.Gallen, der beiden Appenzell und des Fürstentums Liechtensteinmit über 130 Mitgliedern. Er weiss, wo bei der Ostschweizer MEM-Branche der Schuh drückt.

Die BSF Bünter AG aus Heerbrugg ist Partner für Spezial- und Präzisionsmechanik. «Topqualität und Präzision in der Abwicklung der Aufträge zeichnen uns aus», sagt Kurt Graber. Der Familienbetrieb fertigt komplexe Feinmechanikteile im Lohnfertiger-Prinzip. Das Angebot erstreckt sich dabei vom Sondermaschinenbau mit einbaufertigen Prototypen über Kleinserien bis hin zur Montage kompletter Baugruppen.

Zum internationalen Spezialmechanikbetrieb weiterentwickelt

Die BSF Bünter AG wurde 1984 von Josef Bünter gegründet. Der Firmengründer steuerte das Familienunternehmen bis 2002 und übergab dann den Betrieb an den heutigen Inhaber Kurt Graber. Um der Vielseitigkeit einer Auftragsfertigung gerecht zu werden, erweitert das Unternehmen seit dieser Zeit seinen Maschinenpark stetig. «Damit wurden auch laufend die Technologien und somit die Dienstleistungen für unsere Kunden ausgebaut», so Graber.

#Mit dem Erweiterungsbau für die additive Fertigung von Metallen habe sich die BSF Bünter AG 2017 «definitiv zum internationalen Spezialmechanikbetrieb weiterentwickelt». Bei der Geschäftsübergabe im November 2021 von Kurt Graber an seinen Sohn Fabian sind die internen Strukturen für die 30 Mitarbeiter angepasst und für die Zukunft ausgerichtet worden.

Um dem Fachkräftemangel beim stetigen Personalwachstum entgegenzuwirken, engagiert sich Kurt Graber seit Jahren stark im Verband Swissmechanic als Präsident der Sektion St.Gallen-Appenzell. «Die BSF AG will stets genügend Lernende ausbilden, um später diese Berufsleute an den speziellen Arbeitsplätzen einzusetzen. Denn gerade der Fachkräftemangel wird für jedes KMU zu einem überlebenswichtigen Thema der Zukunft.» Daher ist Graber überzeugt, dass die Investition in die Ausbildung und das Angebot von Lehrstellen für die BSF-Zukunft die nachhaltigste Investition ist.

  

«Im Winter 2022/23 ist die Konjunkturabkühlung in der MEM-Branche angekommen.»

Deutliche Besserung erst ab 2024

Angesichts der vielen Schwierigkeiten hat sich die MEM-Industrie 2022 gut geschlagen, für 2023 rechnet BAK Economics insgesamt mit einem gebremsten Wachstum, 2024 dürfte es wieder deutlich anziehen. «Letztes Jahr profitierte die MEM-Industrie noch erheblich von Aufholeffekten; in der zweiten Jahreshälfte 2022 hatte die MEM-Branche an Schub verloren: Dies zeigt sich zum Beispiel an den Exporten, die nur noch moderat expandierten», weiss der Swissmechanic-Sektion St.Gallen-Appenzell-Präsident.

Die Produzentenpreise stiegen auch im dritten und vierten Quartal 2022 an – zum Jahresende hat bei den Metallen jedoch eine signifikante Verlangsamung des Anstiegs stattgefunden. Da die MEM-Branche nicht alle Kostensteigerungen weitergeben konnte, kamen im zweiten Halbjahr die Margen unter Druck. Der Einkaufsmanagerindex fiel im Januar zum ersten Mal seit 2.5 Jahren unter die Wachstumsschwelle – wenn auch nur knapp.

«Im Winter 2022/23 ist die Konjunkturabkühlung in der MEM-Branche angekommen», fasst Kurt Graber zusammen. Die hohen Energiepreise, steigende Zinsen, das schwache aussenwirtschaftliche Umfeld und die hohe Unsicherheit belasten die Nachfrage nach Investitionsgütern. Auch der Wechselkurs und der Arbeitskräftemangel setzen der MEM-Branche zu. «Die im Januar von uns befragten KMU sind trotzdem verhalten zuversichtlich, dass es bald besser wird: Der Swissmechanic Geschäftsklima-Index ist wieder leicht im grünen Bereich», so der Swissmechanic-Ostschweiz-Präsident.

Auftragseingänge, Umsätze und Exporte der MEM-Branche sind im vierten Quartal 2022 nur noch leicht angestiegen. «Auch wenn der Peak bei den Energie- und Rohmaterialpreisen bereits überschritten ist, verringern die im Vergleich zu den Vor-Pandemie-Werten immer noch hohen Preise die Investitionsbereitschaft der MEM-Kunden», bedauert Kurt Graber.

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Hohe Zinsen, starker Franken

Auch die höheren Zinsen, mit denen die Zentralbanken die Inflation zu zähmen versuchen, das schwache aussenwirtschaftliche Umfeld und die hohe geopolitische Unsicherheit dämpfen die Nachfrage nach Investitionsgütern. «Und vom starken Franken kommt auf dem Absatzmarkt Europa weiterer Gegenwind.»

Die Produktionsauslastung der MEM-Branche und der mittelfristig gesicherte Auftragsbestand waren im Januar 2023 zwar noch relativ hoch, zeigen jedoch leichte Abwärtstendenzen. «Zudem erwarten die befragten KMU im Saldo, dass die Auftragseingänge und Umsätze im ersten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahresquartal sinken», sagt Kurt Graber.

Obwohl die Lieferketten im längerfristigen Vergleich noch überdurchschnittlich stark angespannt sind, zeigt die Befragung, dass die Situation sich merklich verbessert hat. «Der Mangel an Arbeitskräften hat hingegen an Bedeutung gewonnen und steht mittlerweile auf Platz eins der grössten Herausforderungen», so der BSF-Verwaltungsratspräsident.

Trotz der Verlangsamung der Konjunkturdynamik durch verschiedene Belastungsfaktoren sind die KMU-MEM-Betriebe im Januar 2023 vorsichtig optimistisch: 57 Prozent der KMU erachten das aktuelle Geschäftsklima als eher oder sehr günstig, 43 Prozent als eher oder sehr ungünstig. «Damit befindet sich der Swissmechanic Geschäftsklima-Index nach seinem Taucher im letzten Quartal wieder im grünen Bereich», freut sich Kurt Graber.

«Der Swissmechanic-Geschäftsklima-Index befindet sich nach seinem Taucher im letzten Quartal 2022 wieder im grünen Bereich.»

Auch BAK Economics teilt diesen Optimismus

Nach der konjunkturellen Abkühlung im Winter 2022/23 sei ab dem zweiten Quartal 2023 auch in der MEM-Branche mit mehr Schwung zu rechnen. Dahinter steht, dass verschiedene Belastungsfaktoren, bei denen sich teilweise bereits jetzt eine Abschwächung abzeichnet, zunehmend in den Hintergrund treten werden.

Insgesamt rechnet BAK damit, dass sich das Wachstumstempo der realen Bruttowertschöpfung in der Schweizer MEM-Industrie im laufenden Jahr auf 1,2 Prozent abschwächt (2022: 4,3 Prozent). Wie in der Gesamtwirtschaft wird insbesondere der Jahresbeginn herausfordernd. In der zweiten Jahreshälfte dürfte das Wachstum – im Einklang mit der Aufhellung der Schweizer und der globalen Konjunktur – auch in der MEM-Industrie wieder anziehen.

Für 2024 erwartet BAK im Zuge von Nachholeffekten eine kräftige Expansion (3,9 Prozent). Aufgrund des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften ist davon auszugehen, dass die MEM-Unternehmen dieses und nächstes Jahr ihren Personalbestand zumindest moderat ausbauen werden (0,6 Prozent bzw. 0,7 Prozent).

Text: Stephan Ziegler

Bild: Thomas Hary

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