Das Vermächtnis grosser Unternehmer

Das Vermächtnis grosser Unternehmer
Das Weiterbildungszentrum Holzweid der HSG mit dem Alumni-Haus ist mit Unterstützung einer langen Liste von Sponsoren erstellt worden, darunter auch die Familie Schmidheiny.
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Einige der bedeutenden Ostschweizer Stiftungen sind im Umfeld bekannter Unternehmen oder Unternehmerfamilien entstanden.

Die Hans-Huber-Stiftung setzt sich in der Ostschweiz, im Fürstentum Liechtenstein und in Vorarlberg für die Förderung der dualen Berufsbildung ein. Hans Huber schuf aus einer Eisenwarenhandlung den heutigen SFS-Konzern. Der Namensgeber und das Unternehmen errichteten die Stiftung gemeinsam. In der LEADER-Ausgabe von Oktober 2022 erläutert der Präsident der Hans-Huber-Stiftung, Christian Fiechter, die Ziele der Stiftung ausführlich.

Die grösste private Wissenschafts- und Innovationsstiftung der Schweiz

Ein eigentlicher Hotspot von Stiftungen aus Unternehmerkreisen ist Rapperswil-Jona. Hier schufen die Brüder Heinrich und Klaus Gebert aus einer Spenglerei den weltweit führenden Sanitärtechnikkonzern Geberit. Heinrich Gebert richtete 1998 die Gebert-Rüf-Stiftung ein, die grösste private Wissenschafts- und Innovationsstiftung der Schweiz. Die Stiftung, die auch den Namen von Heinrich Geberts kurz zuvor verstorbenen Frau, der Juristin und Publizistin Paula Rüf, trägt, erhielt ein Startkapital von 220 Millionen Franken. Die Stifter hatten die Idee, gemeinnützige Wissenschaftsförderung mit den Prinzipien des Unternehmertums zu verbinden. Die Gebert-Rüf-Stiftung publiziert ihre finanziellen Verhältnisse sehr transparent. Das Stiftungsvermögen unterliegt einem langsamen Kapitalverzehr, da konstante Mittelabflüsse von bis zu 15 Millionen Franken pro Jahr stattfinden. Ende 2022 belief sich das Stiftungsvermögen auf 81,5 Millionen. In dem Vierteljahrhundert seit ihrer Gründung hat die Stiftung 282 Millionen an Projekte ausgerichtet. 2019 hat die Umweltjuristin und Mäzenin Ursula Brunner der Stiftung weitere sechs Millionen Franken vermacht. Die Stiftung wird ihrem Zweck entsprechend von der Eidgenössischen Stiftungsaufsicht in Bern betreut.

Den Namen Gebert tragen auch weitere, regional tätige Stiftungen, so die Gebert-Stiftung für Kultur, die in Jona die «Alte Fabrik» für kulturelle Zwecke zur Verfügung stellt, und die Klaus-und-Trude-Gebert-Stiftung, die Kindern und Betagten in der Region See-Gaster in Notlagen hilft.

  

Stiftungsprofessur für Unternehmertum und Risiko

Auch aus der Familie Schmidheiny entsprangen eine ganze Reihe von Stiftungen. Die Max-Schmidheiny-Stiftung zugunsten der Universität St.Gallen und ihrer Institute hatte unter anderem die Schaffung des Weiterbildungszentrums an der HSG zum Ziel und kann den Bau von Gebäuden für Forschungszwecke unterstützen. Bei der Errichtung 1978 sagte Max Schmidheiny: «Die Stiftung soll besonders wertvolle Bestrebungen zur Erhaltung und Weiterentwicklung der freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, insbesondere Initiativen zur Sicherung der individuellen Freiheit, der Selbstverantwortung des Einzelnen und der Gewährleistung sozialer Sicherheit fördern.» Die Stiftung wird heute von Thomas Schmidheiny präsidiert. Bis 2003 richtete die Stiftung im Rahmen des St.Gallen Symposiums einen Freiheitspreis aus. Seit dem Wintersemester 2006/07 ermöglicht die Max-Schmidheiny-Stiftung der HSG eine Stiftungsprofessur für Unternehmertum und Risiko.

Die in Jona ansässige Stiftung Futur wurde 1997 von den Unternehmern Thomas Schmidheiny und Klaus Gebert zusammen mit der Stadt Rapperswil gegründet. Seinerzeit lag der Fokus auf der Gründung Erfolg versprechender neuer Firmen und der Nutzung der Ingenieurschule des Interkantonalen Technikum Rapperswil. Heute wird die Stiftung getragen von Thomas Schmidheiny, der Stadt Rapperswil-Jona und der Fachhochschule OST, zu der auch das vormalige Technikum Rapperswil gehört. Im Zentrum der Stiftungsarbeit steht die bessere Nutzung des an der OST vorhandenen Potenzials im Bereich des Technologietransfers.

Schon 1972 wurde die Ernst-Schmidheiny-Stiftung gegründet, die das Interesse von jungen Leuten an Wirtschaftsthemen wecken soll. Bekannt wurde sie für die computergestützten Wirtschaftssimulationen, die in Wirtschaftswochen etwa für Gymnasien eingesetzt werden.

1993 gründete Stephan Schmidheiny nach dem Tod seines jüngeren Bruders in dessen Namen die Alexander-Schmidheiny-Stiftung, die kulturelle, soziale und ökologische Projekte namentlich im Rheintal fördert. Stephan Schmidheiny errichtete bereits 1984 zusammen mit dem damaligen Erzbischof von Panama die Stiftung Fundes, die in zwölf Ländern Lateinamerikas KMU fördert. Mehrere weitere Stiftungen gehen ebenfalls auf die Initiative von Stephan Schmidheiny zurück.

Der Jakob Schmidheiny'sche Fonds zur Förderung der beruflichen Weiterbildung unterstützt junge Leute, wenn sich diese eine Ausbildung nicht leisten können. Die Stiftung Kunstsammlung Thomas Schmidheiny macht die Kunstsammlung von Thomas Schmidheiny und seinen Nachkommen der Öffentlichkeit zugänglich. Diese Sammlung umfasst insbesondere Werken von Ferdinand Hodler.

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«Menschen und Institutionen in der Ostschweiz unterstützen»

Gemeinnützige Projekte in der ganzen Ostschweiz unterstützt die Lienhard-Stiftung, die 2007 von Fredy und Regula Lienhard gegründet wurde. Das Unternehmerpaar führte die Lista Office Group (Büromöbel) und die St.Galler Papeterie Markwalder und wollte die bisherige grosszügige Förder- und Spendentätigkeit nachhaltig weiterführen. Die Lienhard-Stiftung will gezielt Menschen und Institutionen in der Ostschweiz unterstützen, die Traditionen pflegen oder etwas Neues auslösen – und damit eine nachhaltig positive Wirkung entfalten. Dies auch in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wie etwa der Stiftung Die Chance für Berufspraxis.

Der 1890 in Bischofszell geborene promovierte Naturwissenschaftler Heinrich Mezger blieb trotz seiner langjährigen Tätigkeit im Ausland dem Thurgau eng verbunden. Im Alter von 83 Jahren gründete er die damalige Cultura-Stiftung, die nach seinem Tod 1983 in Dr.-Heinrich-Mezger-Stiftung umbenannt wurde. Die Stiftung unterstützt das kulturelle Leben und Kunstschaffen im Kanton Thurgau oder mit Bezug zum Thurgau. Der Stifter legte bei der Gründung fest, dass der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Thurgauer Kantonalbank das Amt des Stiftungspräsidenten übernehmen soll, das zweite Mitglied soll die Thurgauer Regierung aus ihrem Kreis wählen, als drittes Mitglied wird der Denkmalpfleger des Kantons Thurgau bestimmt.

«Förderung des naturwissenschaftlichen Unterrichts»

In Herisau wurde die Metrohm-Stiftung 1982 von den damaligen Unternehmern Bertold Suhner, Hans Winzeler und Lorenz Kuhn hauptsächlich aus einem Grund ins Leben gerufen: Die Stiftung hält die Aktien des Unternehmens, um zu verhindern, dass die Metrohm AG an einen Grosskonzern veräussert werden könnte. Die Stifter befürchteten, dass die Firma ihre Innovationskraft und Appenzell Ausserrhoden wertvolle Arbeitsplätze verlieren könnten. Zwischen dem Stiftungsrat der Metrohm-Stiftung und dem Verwaltungsrat der Metrohm AG besteht eine klare Trennung. Der Stiftungsrat fungiert als Aktionär und nimmt keinerlei Einfluss auf das operative Geschäft der Firma. Heute ist die Metrohm-Stiftung auch eine Vergabe-Stiftung, die gemeinnützige und kulturelle Zwecke unterstützt, aber auch die Wirtschaftsstruktur im Kanton fördert und ausgewählte Entwicklungshilfe-Projekte begünstigen kann. Ein Schwerpunkt der Stiftungstätigkeit liegt in der Förderung des naturwissenschaftlichen Unterrichts auf allen Stufen des Bildungssystems.

Die Huber+Suhner-Stiftung in Herisau fördert gegen 200 Projekte, die zu je einem Drittel aus den Bereichen Soziales, Sport und Kultur stammen. Dabei handelt es sich teilweise um firmeninterne Projekte, von denen die Mitarbeiter profitieren. Andererseits sind es externe Projekte, die im Einzugsbereich der Standorte Herisau und Pfäffikon oder einer der Tochtergesellschaften liegen. Einen Schwerpunkt bei der Vergabe bilden Projekte, von denen Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene profitieren.

Text: Philipp Landmark

Bild: zVg

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