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Was die Ostschweiz an ihren Love Brands so liebt

Was die Ostschweiz an ihren Love Brands so liebt
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Wenn Ostschweizer von ihren Lieblingsmarken sprechen, geht es nicht nur um Produkte – sondern um Heimat, Stolz und Erinnerungen. Ob Bratwurst oder Bahntechnik, Apfelsaft oder Alpenblick: Die Region zwischen Säntis und Bodensee bringt Marken hervor, die berühren. Und das oft schon seit Generationen.

Liebe geht bekanntlich durch den Magen – in der Ostschweiz besonders oft. Kulinarische Klassiker wie der Appenzeller Käse, die St.Galler Bratwurst oder der Minor-Riegel aus Flawil sind weit mehr als regionale Spezialitäten:  Sie wecken Kindheitserinnerungen, gehören  zu  Festen und Familientraditionen. Der Käse gilt als würzigster der Schweiz – mit geheimem Kräutersud und kauzigen Werbesennen. Die Bratwurst ist Symbol regionaler Identität und Auslöser für hitzige Debatten: Mit oder ohne Senf? (Natürlich ohne.) Und wer einmal ein «Minörli» ausgepackt hat, weiss: Schoggi kann Heimat sein.

Auch die Gottlieber Hüppen aus dem Thurgau sind mehr als Süssigkeit. Sie stehen für Eleganz, Handwerk und nostalgischen Genuss. Wer sie verschenkt, schenkt ein Stück Schweiz.

Nicht fehlen dürfen die Biere der Ostschweiz: Das Quöllfrisch aus Appenzell ist über die Grenzen hinaus bekannt und beliebt. Die Brauerei Schützengarten ist mit ihrem Gründungsjahr 1779 die älteste der Schweiz – und ihr Bier ist bis heute an jedem Stammtisch ein Gesprächsthema. Daneben sind auch die Martel-Weine aus St.Gallen mit ihrer langen Tradition ein verankertes Stück Ostschweizer Tischkultur.

Und die Mosterei Möhl in Arbon bringt den Thurgauer Apfel ins Glas: als Saft vom Fass, Shorley oder Cider. Kaum ein Betrieb verbindet Tradition, Innovation und Regionalstolz so geschickt – das firmeneigene MoMö-Museum macht daraus ein Erlebnis für die ganze Familie. Wer lieber ohne Alkohol geniesst, greift zum Tröpfel aus Mammern – ein alkoholfreier Apfelschaumwein mit Kultstatus. Und auch das Flauder-Getränk aus dem Hause Goba darf in keiner Aufzählung fehlen: Die Holunderblütenlimo mit Melisse wurde vom Insider-Tipp zum Szene-Drink.

Auch im Bereich Süsses und Edles spielt die Ostschweiz vorne mit: Das Chocolarium von Maestrani in Flawil bringt Kindern und Erwachsenen die Welt der Schokolade näher – samt Blick hinter die Kulissen der Minor-Riegelproduktion.

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Orte mit Aura

Manche Marken sind nicht nur Produkte – sondern Orte. Der Säntis, mit 2502 Metern höchster Gipfel der Region, ist Sinnbild für Heimat, Weitblick und Naturgewalt. Bei klarer Sicht sind sechs Länder zu erkennen – und wer als Ostschweizer nicht mindestens einmal dort war, hat etwas verpasst. Die Schwägalp-Bahn, das Wetterextrem auf dem Gipfel, die Fernsicht – alles zusammen ergibt einen Ort, der zu den identitätsstiftendsten der Ostschweiz zählt.

Ähnlich stark ist die emotionale Bindung an den Bodensee: Radwege, Schifffahrten, Sonnenuntergänge – der See ist Freizeitparadies, Entschleunigungsort und Kraftquelle. Der Thurgauer spricht nicht umsonst vom «See» als verlängerter Wohnraum.

Und das Appenzellerland, mit seinen Hügelzügen, dem Alpstein, lebendigen Traditionen und eigenwilligem Dialekt, steht wie kaum eine andere Region für Bodenständigkeit und Herzlichkeit. Die touristische Marke «Appenzellerland» bringt es auf den Punkt: Hier fühlt man sich zuhause.

«Nicht nur Essbares geht unter die Haut.»

Industrie mit Identität

Nicht nur Essbares geht unter die Haut. Auch Technikmarken der Ostschweiz geniessen hohe emotionale Bindung. Der Bamix-Stabmixer aus Bussnang ist seit Jahrzehnten Liebling in der Küche – weil er hält, was er verspricht. Ebenso aus Bussnang stammt Stadler Rail: Die Regionalzüge prägen den Alltag vieler Pendler. Wenn einmal ein fremder Zug rollt, wirkt das fast wie ein Fremdkörper im eigenen Netz.

In Arbon erinnert man sich an die glorreichen Zeiten von Saurer: Die legendären Lastwagen und Postautos sind bis heute bei Oldtimerfans beliebt – ein emotionales Erbe, das lebt. Kaum ein Spielzeugbus, der nicht ein kleines «Düü-Daa-Dooo» im Kinderzimmer auslöst.

Ein eher stiller Riese ist Bühler in Uzwil: Das Unternehmen produziert Maschinen, mit denen weltweit Nahrungsmittel verarbeitet werden. Auf der Schokolade steht selten «Bühler» – aber sie ist häufig damit entstanden. Und Bernina in Steckborn steht seit 1893 für Nähmaschinen-Präzision. Viele Ostschweizer Haushalte kennen die Geräte seit Jahrzehnten. Wer mit einer Bernina näht, näht mit Vertrauen.

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Pflege, Stil und Identifikation

Auch im Bereich Pflege und Textil hat die Ostschweiz starke Marken: Rausch in Kreuzlingen ist bekannt für seine Kräutershampoos, die seit Generationen gepflegtes Haar und Vertrauen zugleich versprechen. Auch Mila d’Opiz aus St.Gallen spielt vorne mit, wenn es um hochwertige Kosmetika «Made in der Ostschweiz» geht. Und das Modehaus Akris, ebenfalls aus St.Gallen, vereint Haute Couture mit Schweizer Understatement. Getragen von Souveränität und Stilbewusstsein, weltweit geschätzt und doch tief in der Ostschweiz verankert.

Die Stickereiindustrie in St.Gallen hat zwar an Bedeutung verloren, lebt aber in Labels wie Forster Rohner oder Bischof Textil weiter. Diese stehen für textile Präzision, Design und Innovationskraft.

Auch jüngere Marken wie Feey aus Flawil (Versandpflanzen mit Herz) oder PopUp Piazza aus Uzwil (modulare Stadtmöbel) zeigen, wie Design und Alltag kombiniert werden können – urban, smart und überzeugend lokal gedacht.

«Sie wecken Kindheitserinnerungen, gehören zu Festen und Familientraditionen.»

Kultur, Fest und Fussball

Die Ostschweiz kann auch emotional im Kollektiv. Etwa beim OpenAir St.Gallen, das seit 1977 Zehntausende anzieht – oft im Schlamm, immer mit Herz. Oder bei der OLMA, der grössten Publikumsmesse der Schweiz: Wenn die Menschen über das Messegelände ziehen, Säulirennen schauen und Bratwürste essen, ist das ein Stück kollektive Identität.

Und dann ist da noch der Fussball. Für viele beginnt die erste grosse Liebe in Grün und Weiss: Der FC St.Gallen 1879 ist nicht nur der älteste Fussballclub der Schweiz – sondern einer, der Herzen bewegt. Seine Fans gelten als besonders treu, besonders laut und besonders leidensfähig. Wer hier mitfiebert, tut das mit ganzem Herzen.

Love Brands entstehen, wenn Produkte, Dienstleistungen oder Erlebnisse Teil der eigenen Identität werden. Das gilt für Käse und Kultur, für Brauereien und Bratwürste, für Maschinenbauer und Modehäuser. In der Ostschweiz reicht das Spektrum vom Unesco-Weltkulturerbe bis zur Limonade, vom Zugbauer bis zur Ziegenkäserei, vom Stickereisaal bis zum Stadion. Manche Marken sind schon lange da, andere ganz neu – gemeinsam ist ihnen, dass sie Emotionen auslösen. Ohne übertriebene Werbeversprechen, dafür mit Qualität, Handwerk, Haltung. Eben ganz Ostschweiz.

Text: Stephan Ziegler

Bild: zVg

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