Wie Nejc Hojc das Altern neu definieren will

«Der grösste Risikofaktor in der Lebensmitte ist nicht das Alter – es ist Inaktivität. Wer sich nicht bewegt, verliert Kraft, Belastbarkeit und metabolische Flexibilität», sagt Nejc Hojc. Sein Ziel sei es, dass Menschen ihre eigene Biologie proaktiv gestalten, aus dem Wunsch, so lange wie möglich präsent, stark und unabhängig zu bleiben. «Deshalb stützt sich unser Ansatz bei Active Longevity auf drei Säulen: gezieltes Krafttraining, um schmerzfreie Bewegung und Leistungsfähigkeit zu erhalten, Longevity-Services, um die Zellfunktion und Regeneration zu stärken, sowie Ernährungs- und Supplement-Strategien, um Entzündungen zu reduzieren und die Energiesysteme leistungsfähig zu halten», so der Personaltrainer. Gemeinsam bekämpfe man so die wahren Kräfte, die gesundes Altern untergraben – von Muskel- und Knochenabbau über hormonelle Instabilität, Stoffwechselstörungen und kardiovaskuläre Belastung bis hin zu chronischen Entzündungen, die schleichend die Lebensqualität in den goldenen Jahren mindern.
«Der grösste Risikofaktor in der Lebensmitte ist nicht das Alter – es ist Inaktivität.»
Kein Wert, sondern ein Muster
Hojc sagt, dass das biologische Alter kein einzelner Wert sei, sondern ein Muster. «Es zeigt sich daran, wie Zellen auf Stress reagieren, wie schnell sich der Körper erholt, wie stabil der Hormonhaushalt bleibt und wie der Stoffwechsel unter Belastung arbeitet.» Einen einzelnen Test zu nutzen, um die Biologie neu auszurichten, sei wie zu versuchen, mit einer Zürich-Karte durch die ganze Schweiz zu navigieren – «es fehlt die vollständige Routenkarte». Deshalb ziehen Hojc und sein Team Erkenntnisse aus DNA-, Hormon- und Mikrobiomanalysen und interpretieren Daten aus Gesundheits- und Leistungsdiagnostik wie maximale Sauerstoffaufnahme, Stressanalyse, Atem-Stoffwechselanalyse und relevante Blutwerten in Kombination, um frühe Warnsignale zu erkennen und den Kurs zu korrigieren, bevor daraus echte Gesundheitsblockaden werden.
Die Gesundheitsziele seiner Kunden ab 50 unterscheiden sich Hojcs Erfahrung nach deutlich von denen Jüngerer. «In jungen Jahren geht es beim Training oft darum, Leistung oder Aussehen zu verbessern. Mit den Jahren – und wenn Verletzungen oder Gelenkschmerzen einsetzen – geht es darum, die eigenen Fähigkeiten Jahr für Jahr zu erhalten.» Das bedeute, so zu trainieren, dass das Wichtigste geschützt wird: schmerzfreie Bewegung, Belastbarkeit im Alltag und die Fähigkeit, sich gut zu regenerieren. «Wir schützen also, was am wichtigsten ist, weil wir genau wissen, wo Ihre Schwachstellen liegen», so Hojc.
Langlebigkeit sei kein Sprint zu einem Ziel, sondern eine gut getaktete Reise. Und: «Die Methoden, mit denen wir diese Ziele erreichen, sorgen auch dafür, dass man sich selbstbewusst und gerne im Spiegel betrachtet – auch ohne Kleidung.»
Präziser und bewusster
Besonders wichtig seien Hormone und Stoffwechsel. «Ab 50 verändert sich das körperliche Terrain. Gewichtszunahme, schlechter Schlaf, Mittagstiefs und mentale Unschärfe sind keine unvermeidlichen Alterszeichen, sondern Wegweiser dafür, dass Sie unterwegs eine falsche Abzweigung genommen haben», weiss Nejc Hojc. Sie zeigten, dass Hormone an Stabilität verlieren, Mitochondrien – die Motoren der Zellen – weniger effizient arbeiten, stille Entzündungen zunehmen und der Stoffwechsel langsamer wird. Da sei der Moment zu handeln: «Kalibrieren Sie Ihre Hormone neu, bringen Sie Ihre Mitochondrien auf Touren, kehren Sie Entzündungen um und stimmen Sie Ihren Stoffwechsel fein ab. Sie sitzen noch am Steuer, aber die anatomische Strasse wird enger.»
Dass sich Krankheitsrisiken aktiv senken lassen, sieht Nejc Hojc täglich. «Was viele nicht erkennen: Je länger man ohne klare Daten lebt, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, von den grössten Bedrohungen für die Langlebigkeit überrascht zu werden – Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Neurodegeneration, Diabetes, Krebs, Osteoporose.» Diese treten selten ohne Vorwarnung auf; lange bevor eine Diagnose gestellt wird, sendet der Körper Signale: Veränderungen in den Stoffwechselmarkern, nachlassende Regenerationsfähigkeit, schleichende Entzündungen, abnehmende kardiovaskuläre Belastbarkeit.
«Wenn wir diese Warnzeichen erkennen, greifen wir ein – mit gezieltem Krafttraining, metabolischem Training, um die Energiesysteme scharf zu halten, Ernährungsstrategien, um Entzündungen zu senken, und Regenerationsmethoden, um die Belastbarkeit wiederherzustellen», so Hojc. Er habe erlebt, wie Klienten mit unentdeckten
Stoffwechselproblemen durch diese Interventionen innerhalb weniger Monate messbare Fortschritte erzielt hätten.
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Muskeln und Knochen sind entscheidend
Ein starker Muskel- und Knochenapparat sei entscheidend. «Muskel- und Knochengesundheit sind die tragenden Säulen für ein aktives Leben im Alter; Muskelmasse ist einer der am meisten unterschätzten Marker für gesundes Altern. Ausdauer allein schützt nicht vor Gebrechlichkeit.» Entscheidend sei ein datenbasierter Aufbau, so der Longevity-Spezialist: zuerst Stabilität und Beweglichkeit, dann gezielte Belastung – kombiniert mit Regeneration, um Fortschritte zu sichern. Selbst jenseits der 60 hält Hojc Bestform für möglich, aber: «Langlebigkeit zählt nur, wenn man sie wirklich lebt. Und wirklich leben bedeutet nicht nur Jahre dazuzugewinnen, sondern Jahre, in denen man präsent, stark und selbstbestimmt ist.» Doch die Wahrheit sei ernüchternd: «Kürzlich habe ich gelesen, dass Menschen weltweit im Durchschnitt 9,6 Jahre krank und nicht gesund verbringen. In der Schweiz leben über sechs Prozent der Erwachsenen mit Diabetes, und mehr als jede fünfte Frau über 50 ist von Osteoporose betroffen.» Das seien reale Hindernisse für ein erfülltes Leben. «Wenn wir ihnen nicht direkt begegnen, sind diese letzten Jahre kein wirkliches Leben – sondern nur ein Überleben.»
«Muskel- und Knochengesundheit sind die tragenden Säulen für ein aktives Leben im Alter.»
Menschen zurück zu sich selbst bringen
Auch psychologische Faktoren spielen eine Rolle. «Ich kenne den Verlust von Struktur und Identität aus eigener Erfahrung nach meiner Profisportkarriere. Viele über 50 erleben etwas Ähnliches.» Die Zeit bleibe nicht stehen, während man überlegt, ob man handeln soll. Echte Veränderung beginne, wenn Daten auf Bedeutung treffen – wenn die Zahlen im Gesundheitsprofil mit dem Leben verknüpft werden, das man noch leben möchte. «Wenn jemand sagt: ‹Ich will mit meinen Enkeln wandern gehen› oder ‹Ich will mich nicht länger unsichtbar fühlen› – dann entsteht Kommittent. Unser Ziel ist es, Menschen zurück in den Fahrersitz ihres eigenen Lebens zu bringen – körperlich, mental und emotional.»
Nejc Hojcs drei Essentials für einen 55-jährigen Unternehmer sind: «Messen, was den Kurs bestimmt – Biomarker, Stoffwechsel, Hormone, Muskel, Knochen. Trainieren für Kapazität, nicht für Kalorien – gezielter Mix aus Kraft, Intervallbelastung und intelligenter Regeneration. Regeneration als Pflicht – Schlaf, Entzündungsmanagement, Stressreduktion, Immunsystem stärken.» Abschliessend gibt er uns mit auf dem Weg: «Der Unterschied zwischen einem Weisen und einem Narren ist, dass der Weise den Kurs ändert, bevor die Strasse blockiert ist – weil er die Hinweise erkannt und früh gehandelt hat. Sie haben Ihr Unternehmen gemeistert – jetzt ist es Zeit, Ihre Gesundheit zu meistern.»
Text: Stephan Ziegler
Bild: Marlies Beeler-Thurnheer