Wie Golden Ager wohnen und leben möchten

Lebensentwürfe jenseits der 55
Die Generation der Golden Ager steht mitten im Leben, ist digital versiert, aktiv und anspruchsvoll. Eine Studie von Implenia zeigt, wie diese wachsende Bevölkerungsgruppe künftig wohnen will, was sie antreibt und wo traditionelle Immobilienangebote an ihre Grenzen stossen.
Lebensentwürfe jenseits der 55
Implenia identifiziert sechs Lebensstile innerhalb der Golden-Ager-Gruppe: fitte Gesundheitsbewusste, unternehmenslustige Gesellige, urbane Individualisten, erfolgreiche Etablierte, traditionsbewusste Verwurzelte und vorsichtige Zurückgezogene. Diese unterscheiden sich nicht nur in Einkommen und Mobilitätsverhalten, sondern vor allem in der Frage: Bin ich bereit, nochmals umzuziehen – und wenn ja, wohin?
Am höchsten ist die Umzugsbereitschaft bei den unternehmenslustigen Geselligen und den fitten Gesundheitsbewussten. Letztere schätzen praktische, pflegeleichte Wohnungen mit Aussenraum. Die traditionsbewussten Verwurzelten hingegen bleiben lieber im gewohnten Umfeld und legen Wert auf Naturbezug und Familie. Urbane Individualisten leben trendbewusst und möchten ihr Zuhause nach eigenen Vorstellungen gestalten. Für alle gilt: Ein pauschales Wohnkonzept greift zu kurz. Wer Wohnraum für Golden Ager entwickelt, muss sich mit diesen Typologien auseinandersetzen; ein Einheitsprodukt wird der Vielfalt dieser Gruppe nicht gerecht.
Projektentwickler, die jetzt reagieren, können eine Zielgruppe erreichen, die zahlenmässig wächst.
Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander
Obwohl sich rund zwei Drittel der Golden Ager mit ihrer zukünftigen Wohnsituation beschäftigt haben, planen nur etwa 25 Prozent einen konkreten Umzug. Vielen fehlt das passende Angebot: Die heutige Wohnung ist oft zu gross, nicht barrierefrei oder schlicht nicht auf das Altern vorbereitet. Interessant: In der Schweiz ist die Umzugsbereitschaft höher als in Deutschland, insbesondere bei den jüngeren Golden Agern zwischen 55 und 65 Jahren.
Ein weiteres Hindernis ist die emotionale Bindung an das bisherige Zuhause. Dennoch wird der Bedarf an altersgerechten Wohnungen in den kommenden Jahren massiv zunehmen. Projektentwickler, die jetzt reagieren, können eine Zielgruppe erreichen, die zahlenmässig wächst und bereit ist, in Qualität zu investieren.
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Klassisch wohnen, aber besser
Die meisten Golden Ager bevorzugen klassische Wohnformen: Mietwohnungen oder Eigentum – keine Wohngemeinschaften, keine Seniorenresidenzen. Vielmehr wünschen sich viele ein vertrautes Zuhause in einem städtischen oder naturnahen Umfeld mit Einkaufsmöglichkeiten, medizinischer Versorgung und ÖV in unmittelbarer Nähe. In der Schweiz spielt insbesondere die Anbindung an den öffentlichen Verkehr eine entscheidende Rolle: Vier von fünf über 65-Jährigen geben an, dass diese für sie sehr wichtig ist.
Eigentum ist bei Golden Agern beliebt – vor allem bei erfolgreichen Etablierten –, während andere gezielt nach Mietwohnungen oder Genossenschaftslösungen suchen. Für Entwickler ergibt sich daraus: Nur wer sowohl Miet- als auch Eigentumsmodelle anbietet, erreicht das ganze Spektrum der Golden Ager.
Die Golden Ager sind eine wachsende, differenzierte und anspruchsvolle Bevölkerungsgruppe. Wer für sie Wohnraum entwickelt, muss mehr bieten als Standardlösungen. Gefragt sind flexible Angebote, die auf Lebensentwürfe statt Lebensalter ausgerichtet sind. Die Generation Erfahrung verlangt nach Angeboten, die ihre Selbstständigkeit fördern, ihr Sicherheitsbedürfnis ernst nehmen und ihren Wunsch nach Individualität respektieren. Wer heute schon daran denkt, wie Golden Ager morgen wohnen möchten, schafft nicht nur bessere Lebensräume, sondern auch ein überzeugendes Investment in eine Gesellschaft des langen Lebens.
Text: Stephan Ziegler
Bild: Pixabay