Thurgau

Hier wird Anlagen Leben eingehaucht

Hier wird Anlagen Leben eingehaucht
Adrian Brunner
Lesezeit: 5 Minuten

Adrian Brunner leitet bei der Sirnacher Rey Technology den Bereich Software-Engineering. Sein Team entwickelt die Software für die unterschiedlichsten Industrieanlagen. Dabei legt der 45-Jährige viel Wert auf selbstständiges Arbeiten.

Ob Fernwärme, Kieswerk oder Beschneiungsanlage: Damit solche Anlagen in der modernen Industriewelt funktionieren, brauchen sie eine Software. Viele davon werden von Angestellten der Rey Technology erbaut und programmiert. «Mit unserer Software hauchen wir den Anlagen Leben ein», sagt Adrian Brunner und schmunzelt. Der 45-Jährige leitet beim Sirnacher Unternehmen den Bereich Software-Engineering innerhalb der Abteilung Automation und ist für 27 Mitarbeiter verantwortlich. «Wir sind für die Industriesoftware zuständig und entwickeln unter anderem speicherprogrammierbare Steuerungen, Visualisierungen und Prozessleitsysteme», sagt er.

Das Gehirn jeder Anlage

Anlagenbauer aus den unterschiedlichsten Branchen, die den Automationsteil nicht selbst fertigen, kommen zu Rey Technology. Der Kunde gibt vor, wie die Anlage laufen soll, und Brunners Team übersetzt diese Anforderungen in Codes und Bedienungen. «Wir schreiben die Software, damit Motoren, Ventile und Pumpen automatisch gesteuert werden, und visualisieren sie auch, damit der Kunde sie mit unserer Software selbst bedienen kann.»

Gebaut wird sozusagen das Gehirn der Anlage – über ein solches Gehirn aus dem Hause Rey Technology verfügen unter anderem die Fernwärme Zürich, die Beschneiungsanlage in Zermatt und verschiedene andere Prozessanlagen weltweit.

Als Bereichsleiter koordiniert und begleitet Brunner die verschiedenen Projekte, weist sie den entsprechenden Mitarbeitern zu, schaut, dass genügend Ressourcen vorhanden sind, und hält Kontakt mit den Kunden. Er selbst entwickelt keine Software, dies überlässt er seinen Mitarbeitern. «Es sind alles hervorragende Programmierer.» Jeder einzelne sei Experte auf seinem Gebiet. «Sie kennen ihr Metier in- und auswendig und arbeiten selbstständig.» Nur so sei es für ihn auch möglich, das Team in dieser Grösse zu führen, sagt Brunner und fügt mit einem Augenzwinkern an: «Ich muss nicht jede Code-Zeile kennen.»

 

  

Seit Jahren mit dem Unternehmen verbunden

Adrian Brunner arbeitet seit gut sechs Jahren bei Rey Technology; etwa genauso lange leitet er den Bereich Software-Engineering. Das Thurgauer Unternehmen hat sich in den vergangenen vier Jahrzehnten auf die Entwicklung und Integration von komplexen Automations-, IT- und Digitalisierungslösungen für das industrielle Umfeld spezialisiert. Als Brunner damals bei Rey Technology anfing, war es eine Rückkehr für ihn.

Denn bereits Jahre zuvor hatte der gebürtige Wiler schon einmal für das Unternehmen gearbeitet. Nach seiner Ausbildung zum Elektriker («ich wollte immer etwas Handwerkliches machen») war es ihm wichtig, auch Erfahrungen im Büro zu sammeln. Bei der Firma Rey Technology, die sich im selben Gebäude befand wie der Lehrbetrieb, war eine Stelle als Hardwareplaner ausgeschrieben. Brunner bewarb sich und bekam den Job. Acht Jahre blieb er, reduzierte sein Pensum in dieser Zeit jedoch, da er ein Vollzeitstudium in Elektronik und Regelungstechnik am NTB Buchs startete.

«Ich hatte eine super Zeit bei Rey und ein ausgezeichnetes Verhältnis zum damaligen Chef Hanspeter Rey, der das Unternehmen gegründet hat», sagt Adrian Brunner. Deshalb sei der Kontakt zu ihm und danach zu dessen Sohn Michael Rey auch nach seinem Weggang nie abgebrochen. 2009 verliess er das Unternehmen und arbeitete während sechs Jahren bei Oerlikon Solar in Trübbach und danach für drei Jahre bei IBG Elektroplanung in St.Gallen. 2018 kehrte Brunner zu Rey Technology zurück.

 

«Ich habe ein tolles, sehr heterogenes Team, in dem alle das Herz am richtigen Fleck haben.»

Von 18 auf 27 Personen

Das Unternehmen war in den Jahren davor stark gewachsen und Michael Rey, der die Geschäftsführung in dieser Zeit von seinem Vater übernommen hatte, brauchte Unterstützung. «Er fragte mich an – und ich war offen für Neues», sagt Brunner. Allerdings waren die Aufgaben, die er zu übernehmen hatte, noch nicht definiert. «Wir hatten ein hervorragendes Verhältnis, ich vertraute ihm.» Zu Beginn nahm er seinem Vorgesetzten verschiedene Tätigkeiten ab und übernahm dann allmählich den Bereich Software-Engineering. Die Nachfrage nach komplexen Automationslösungen stieg und Brunner konnte sein Team von damals 18 auf mittlerweile 27 Personen ausbauen.

Was ihm an seiner Arbeit als Leiter Software-Engineering besonders gefällt, ist das lösungsorientierte Miteinander in technischer Hinsicht, die Aufgabenvielfalt und der persönliche Austausch mit Kunden und Kollegen. «Ich habe ein tolles, sehr heterogenes Team, in dem alle das Herz am richtigen Fleck haben», sagt Brunner. «Wir ergänzen uns mit unseren Stärken und Schwächen.» Personalführung sei schön, manchmal aber auch herausfordernd, so wie auch die richtige Ressource zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu haben. Denn oft entscheide dies über einen gelungenen Projektausgang.

 

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Pendeln zwischen Sirnach und Kriessern

Adrian Brunner lebt mit seiner Frau Tanja und den beiden Kindern, dem 15-jährigen Colin und der zwölfjährigen Mayleen, in Kriessern. An drei bis vier Tagen in der Woche pendelt er mit dem Auto nach Sirnach – 70 Kilometer hin, 70 Kilometer zurück. Es sind lange Tage. Morgens fährt er um 6 Uhr los und abends ist er nicht vor 19 Uhr zu Hause. Trotzdem kann er sich momentan nicht vorstellen, näher an den Arbeitsplatz oder sogar zurück nach Schwarzenbach bei Wil zu ziehen, wo er aufgewachsen ist. «Meine Frau ist aus Altstätten und meine Kinder sind hier verwurzelt. Zudem gefällt es mir sehr gut im Rheintal: Ich mag die Menschen und ihre direkte Art.»

Und Brunner hat noch eine weitere Verbindung zum Rheintal: den Fussball. Über Wil, Bazenheid und Herisau kam er 2003 zum FC Widnau, wo der damals 24-Jährige während sieben Jahre in der ersten Mannschaft spielte und dann fünfeinhalb Jahre als Assistenztrainer fungierte. Danach zog es ihn zum FC Altstätten, wo er noch heute – mit zwei Jahren Unterbruch – die erste Mannschaft coacht.

 

Konzentration auf Kernkompetenzen

Adrian Brunner sieht viele Parallelen zwischen seinem Führungsstil bei Rey Technology und jenem als Fussballtrainer. «Meine Aufgabe ist es, sowohl für Mitarbeiter als auch für Spieler einen Ort und ein Umfeld zu schaffen, wo sie gerne arbeiten und sich weiterentwickeln können.» Hier sollen sie sich auf ihre Arbeit, ihre Kernkompetenz konzentrieren können, um so
Grosses zu leisten. «Erfolg ist dann nur das Nebenprodukt, das fast automatisch anfällt, wenn gute Leute mit Leidenschaft bei der Arbeit sind.»

Dass Brunners Art und Weise zu führen funktioniert, zeigt der aktuelle Tabellenplatz seiner Fussballmannschaft – sie ist Leader ihrer Gruppe – und die wenigen Fluktuationen in seinem Programmierer-Team. «Ich spüre eine grosse Zufriedenheit bei den Mitarbeitern», sagt er. Auch der Fachkräftemangel sei derzeit kein grosses Thema. «In den vergangenen Monaten konnten wir die freien Stellen immer wieder mit Personen besetzen, die uns von Teammitgliedern empfohlen wurden oder Rey als attraktiven Arbeitgeber wahrnehmen.»

Bezeichnend für die «gute Stimmung im Team» ist für Brunner auch, dass kürzlich an einem Nachmittag etwa 20 Angestellte auf freiwilliger Basis die Solaranlage auf das Dach des Unternehmens montierten. Auch jemand aus der Geschäftsleitung habe mitgeholfen. «Das zeigt einmal mehr, dass wir uns alle im Unternehmen, vom Lehrling bis zum Geschäftsführer, auf Augenhöhe begegnen.»

Text: Marion Loher

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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