«UR Rheintal» setzt sich für mehr Frauen in Gremien und Räten ein
Text: PD/stz.
«Gerade dort, wo Weichen gestellt werden, braucht es mehr Vielfalt – und damit auch mehr Frauen, die mit Wissen, Kreativität, Herzblut und Elan arbeiten», sagt Initiantin und UR-Gründerin Simone Mächler-Fehr. Sie möchte selbständige Unternehmerinnen sowie Frauen aus anderen Tätigkeitsbereichen aus der Region und darüber hinaus dazu motivieren, ihre Kompetenzen sichtbar zu machen und in ihnen die Motivation zu wecken, mitzugestalten.
Plattform UR entwickelt sich
Die neue Initiative ist ein weiterer Schritt in der Entwicklung der Plattform UR, die vor neun Jahren von der Altstätter Inhaberin der fehr agentur gegründet wurde und immer mehr Teilnehmerinnen zählt.
Mit «Unternehmerin Rheintal» hat Simone Mächler-Fehr ein Netzwerk geschaffen, das heute über die Region hinaus ausstrahlt. Frauen aus unterschiedlichsten Branchen – von Marketing über Handwerk bis hin zu Gesundheit und Beratung – treffen sich regelmässig zum Austausch, zur Inspiration und zur gegenseitigen Unterstützung.
Wirkungsvoller Austausch, mehr Sichtbarkeit
Herzstück der Plattform ist der jährlich stattfindende Event, der durch kleinere, themenspezifische Formate unter dem Titel #augenblicke by UR ergänzt wird. «Die Unternehmerinnen schätzen die offene, unkomplizierte Atmosphäre und den gleichzeitig sehr wirkungsvollen Austausch», sagt Simone Mächler-Fehr. Die Themenvielfalt, der gelebte Wissenstransfer und die hohe Innovationskraft zeigten, wie viel Potenzial in den Frauen der Region stecke.
Deshalb ist für die Gründerin klar: Das Netzwerk soll nicht nur verbinden, sondern auch bewegen. Mit dem neuen Projekt möchte sie Türen für mehr weibliches Engagement in öffentlichen, politischen und privaten Gremien öffnen. Denn Sichtbarkeit ist Mitgestaltung. Und genau dafür steht «Unternehmerin Rheintal».
«Eine sehr inspirierende Tätigkeit»
Andrea Cristuzzi, wie sind Sie zu Ihrem Engagement als Verwaltungsrätin der Clientis Biene Bank im Rheintal gekommen?
Im Zuge einer Nachfolgelösung im Verwaltungsrat wurden gezielt Personen gesucht, die mit ihrer Fachkompetenz bestimmte Themenbereiche abdecken können. Dabei war insbesondere Know-how im Bereich Immobilien gefragt. Zudem wurde nach dem Austritt von Heidi Manser wieder eine weibliche Vertreterin gewünscht. Diese beiden Aspekte haben wohl den Ausschlag für die Anfrage an mich gegeben.
Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?
Ausschliesslich positive. Ich wurde von Anfang an sehr herzlich aufgenommen und kann mein Fachwissen aus der Immobilienbewertung und -bewirtschaftung bei jeder Sitzung einbringen. Gleichzeitig erhalte ich wertvolle Einblicke ins Banking und lerne viel dazu. Für mich ist dieses Mandat eine grosse Bereicherung neben meiner eigenen unternehmerischen Tätigkeit – inspirierend und ein echtes Privileg, in dieser Form strategisch wirken zu dürfen.
Was müsste sich Ihrer Meinung nach verändern, damit sich mehr Frauen für ein Amt entscheiden?
Oft braucht es gar keine grossen Veränderungen, sondern kleine Anpassungen. Ich habe zum Beispiel angeregt, die Sitzungen von Mittwoch auf Donnerstag zu verschieben, da ich mittwochnachmittags unsere beiden Kinder selbst betreuen möchte. Das wurde sofort und unkompliziert umgesetzt, die Kollegen waren sehr flexibel. Solche einfachen Lösungen sind für berufstätige Mütter enorm wichtig. Zudem habe ich durch meine Selbständigkeit den Vorteil, meine Arbeitszeit frei einteilen zu können.
Was raten Sie anderen Frauen, die eine Kandidatur in Erwägung ziehen?
Sie sollen nicht darauf warten, bis der perfekte Zeitpunkt kommt – den gibt es ohnehin nicht, weder für Frauen noch für Männer. Wir alle sind beruflich stark eingespannt. Ein Amt bringt zusätzliche Aufgaben, aber auch die Chance, Verantwortung zu übernehmen und neue Erfahrungen zu sammeln. Deshalb mein Rat: einfach zusagen, wenn sich eine gute Gelegenheit bietet.
Gab es etwas, das Sie im Vorfeld unterschätzt haben?
Ja, den zeitlichen Aufwand. Die Vorbereitung auf Sitzungen ist zum Teil intensiv, und es gibt auch viele repräsentative Anlässe. Man sollte sich dessen bewusst sein, Freude daran haben und bereit sein, auch abends oder am Wochenende Zeit zu investieren.
Welche Kompetenzen oder Eigenschaften helfen Ihnen bei Ihrer Tätigkeit besonders?
Mein Fachwissen und meine praktische Erfahrung im Immobilienbereich sind sehr wertvoll. Ebenso meine Arbeit als Geschäftsführerin unserer Firmen: Themen wie Organisation, Unternehmenskultur oder Personalführung ähneln sich in vielen Branchen – auch im Bankwesen. Dazu kommt meine Perspektive als Kundin, sowohl privat wie auch geschäftlich. Diese Sichtweise bringe ich ebenfalls aktiv ein, und davon profitiert letztlich auch die Bank.
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Eine Macherin mit Herz
Aline Schäpper, wie sind Sie zu Ihren nebenberuflichen Engagements gekommen?
Das entwickelte sich Schritt für Schritt. Schon in jungen Jahren habe ich gerne Verantwortung übernommen und gemerkt, dass es mir Freude macht, Dinge mitzugestalten. So wurde ich nach und nach in verschiedene Vorstandsfunktionen gewählt. Als die Stadt Altstätten im letzten Jahr einen Stadtrat-Talk für drei freie Sitze organisierte, war mein Interesse geweckt – und ein halbes Jahr später wurde ich gewählt.
Welche Erfahrungen haben Sie in Ihren Ämtern und Funktionen bisher gemacht?
Sehr wichtig ist, ein guter Teamplayer zu sein. Räte und Vorstände sind Teams – Einzelkämpfer haben dort keinen Platz. Im Stadtrat habe ich gelernt, dass man nicht alles wissen muss, sondern fragen darf und Rat holen kann. Die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Menschen ist bereichernd, die Themen sind vielfältig und komplex. Gleichzeitig braucht es Ausdauer und Kraft: Ideen finden nicht immer sofort Zustimmung, die Prozesse dauern, und es gibt viel Arbeit.
Was muss sich ändern, damit sich mehr Frauen für ein Amt entscheiden?
Eine fixe Frauenquote lehne ich ab, aber ich bin überzeugt, dass es viele fähige Frauen gibt, die in Gremien eine Bereicherung wären. Männer und Frauen ergänzen sich optimal, und dieses Potenzial sollten wir nutzen. Männer versuchen es einfach. Doch Frauen zweifeln oft zu stark und meinen, sie müssten schon von Anfang an alles können. Frauen sollten sich daher mehr zutrauen und sich gegenseitig stärken. Wichtig ist auch, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf offen zu thematisieren. Ohne den Rückhalt meiner Familie und meines Geschäfts-Teams könnte ich meine Ämter nicht ausüben. Denn dafür braucht es viel Verständnis und Flexibilität.
Was raten Sie Frauen, die über eine Kandidatur nachdenken?
Sich gut informieren, aber auch mutig und offen sein. Freude am Umgang mit Menschen, Verantwortungsbewusstsein und Selbstvertrauen sind entscheidend. Aus Erfahrung weiss ich: Man wächst schnell hinein, und Unterstützung vom Team ist garantiert.
Gab es Dinge, die Sie unterschätzt haben?
Ja, den Zeitaufwand und die Präsenz. Neben Sitzungen investiere ich viel Zeit in die Vorbereitung, ins Studium der Dossiers und in Besprechungen. Dazu kommen zahlreiche Abendtermine und Repräsentationsanlässe. Gewöhnen musste ich mich auch daran, dass ich im Alltag – etwa beim Einkaufen oder auf der Strasse – auf verschiedenste Themen angesprochen werde. Inzwischen gehe ich gelassen damit um; die Begegnungen bereiten mir grosse Freude.
Welche Kompetenzen oder Eigenschaften helfen Ihnen besonders?
Struktur, Organisation und Hartnäckigkeit. Ebenso Empathie, ein offenes Ohr und die Fähigkeit, unterschiedliche Standpunkte ernst zu nehmen. All das hilft mir in meiner Arbeit und meinen Engagements. Am Ende bin ich vor allem eines: eine Macherin mit Herz.
«Ich kann an den Aufgaben wachsen»
Maja Steingruber, wie sind Sie zu Ihrem Engagement als Verwaltungsrätin des Hauses Viva in Altstätten gekommen?
Ich wurde angefragt, weil ein Sitz im Verwaltungsrat frei wurde. Da ich mich mit meiner Drogerie im Städtli seit über viereinhalb Jahren mit Gesundheitsthemen beschäftige, habe ich diese Aufgabe sehr gerne übernommen.
Welche Erfahrungen haben Sie bisher in Ihren Ämtern gemacht?
Ich kann mein Wissen aus meinem Berufsumfeld einbringen und meine sozialen Kontakte erweitern. Besonders bereichernd sind die spannenden Gespräche mit dem Verwaltungsrat sowie der Austausch mit den Bewohnenden und Mitarbeitenden. Zudem finde ich es interessant, mich strategisch in die Geschäfte des Verwaltungsrats einzubringen. Das eröffnet mir ganz neue Perspektiven – es ist wie eine Art Weiterbildung.
Was muss sich Ihrer Ansicht nach verändern, damit sich mehr Frauen für ein Amt entscheiden?
Frauen dürfen sich mehr zutrauen – insbesondere, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen oder mitzutragen. Sie sollten es sich wert sein, Verantwortung zu übernehmen und aktiv eine gemeinsame Zukunft mitzugestalten.
Was raten Sie Frauen, die über eine Kandidatur nachdenken?
Zuerst auf die eigene innere Stimme hören, dann andere Meinungen einholen und schliesslich mit Herz und Verstand eine persönliche Entscheidung fällen.
Gab es Dinge, die Sie im Vorfeld unterschätzt haben?
Ja, natürlich – bei allen meinen Tätigkeiten als Verwaltungsrätin und Co-Präsidentin. Überraschend war für mich etwa, dass manche Themen intensiver diskutiert wurden, während es für andere deutlich weniger Gespräche brauchte, als ich erwartet hatte. Ich habe jedoch gelernt, dass genau diese Dynamik zum Prozess dazugehört. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich so an den Aufgaben wachsen kann.
Welche Kompetenzen oder Eigenschaften helfen Ihnen besonders bei Ihrem Engagement?
Aus meiner Sicht braucht es den berühmten Blick über den Tellerrand sowie strukturiertes Denken und Handeln. Dazu kommen soziale Kompetenz, eine Portion Gelassenheit und in gewissen Themen auch Geduld. An Letzterem arbeite ich noch. 😊