Über ein Viertel der HSG-Absolventen sind unternehmerisch tätig

Text: PD
Unternehmer zu werden – auch das ist eine Karrieremöglichkeit, die sich Studenten der Universität St.Gallen bietet und gemäss einer neuen Studie von über 25 Prozent wahrgenommen wird. Zum Vergleich: Im Durchschnitt sind gut acht Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung selbstständig.
Studie zeigt: Die Saat für unternehmerisches Denken geht auf
Wie erfolgreich ist die an der HSG zentrale Förderung von Unternehmertum tatsächlich? Und wie schlägt sich die Förderung des unternehmerischen Denkens und Handelns konkret in Gründungen neuer Firmen nieder?
Diesen Fragen ging die erstmals publizierte HSG Alumni-Unternehmerstudie nach, die Ivo Graffius durchgeführt hat. Sie betont die Möglichkeiten, welche die HSG für Entrepreneurship bietet, und will auch neue Studenten für das Gründen der eigenen Firma begeistern.
«Die Unternehmerstudie erfasst, wie sich die Ausbildung an der Universität St.Gallen in Gründungen neuer Start-ups und Firmen niederschlägt», sagt Graffius, der sich dem Thema im Rahmen seiner Dissertation bei Professor Thomas Bieger gewidmet hat.
Über zwei Drittel haben selbst gegründet
26 Prozent der befragten Alumni sind im Haupt- oder Nebenerwerb unternehmerisch tätig, 60 Prozent sind angestellt, weitere 14 Prozent sind «nicht erwerbstätig». Dazu gehören auch die bereits pensionierten Absolventen. Auf die Gesamtzahl der lebenden Alumni hochgerechnet, sind also über 8200 Unternehmer.
Studienautor Ivo Graffius hat die HSG-Unternehmer-Landschaft in sieben Typen eingeteilt – von Existenzgründern und Selbstständigen (mit weniger als zwei Mitarbeitern) über Gründer und Entrepreneurs (mit mehr Mitarbeitern und Umsätzen über einer Million), klassische Unternehmer (Unternehmen über zehn Jahre alt) und Familienunternehmern (durch die Familie zum Unternehmen gekommen) bis hin zu Sozialunternehmern.
Über 68 Prozent sind durch eigene Gründung zu ihren Unternehmen gekommen, etwas mehr als 19 Prozent durch Kauf. Häufig zu beobachten sind Teamgründungen, haben doch fast 50 Prozent jeweils Mitgründer. Durchschnittlich gehören den Alumni zwei Drittel am Eigenkapital ihrer Unternehmen. Gut zwei Drittel konnten für die Finanzierung eigene Mittel einsetzen.
Im Durchschnitt beschäftigt ein Alumni-Unternehmen 50 Mitarbeiter, und alle HSG-Alumni-Unternehmen zusammen machen Umsätze von schätzungsweise über 196 Milliarden Franken pro Jahr.
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HSG-Studium führt zu Gründungen mit Hauptsitz in 42 Ländern
69 Prozent der Alumni-Unternehmen haben ihren Hauptsitz in der Schweiz, 20 Prozent besitzen auch Standorte im Ausland. Und im Durchschnitt sind HSG-Alumni-Unternehmer knapp über 53 Jahre alt und damit über elf Jahre älter als die HSG-Alumni-Angestellten.
Ihre unternehmerische Laufbahn starten sie im Schnitt rund neun Jahre nach dem Studienabschluss, und immerhin ein Drittel der Unternehmer ist mit mehr als einem Unternehmen auf dem Markt.
Vier Nutzendimensionen für eine unternehmerische Karriere
Tatsächlich bietet das HSG-Studium vier Nutzendimensionen für eine unternehmerische Karriere, wie Ivo Graffius in den Tiefeninterviews mit besonders erfolgreichen Entrepreneuren sichtbar machen konnte:
- Motivationskapital (über Alumni und Alumnae, die in der Lehre, an Events oder in Praxisprojekten mit ihren Auftritten zu unternehmerischen Vorbildern werden)
- Humankapital (Lehrinhalte zu Gründung, Business-Modellen etc., die zu Spin-offs führen)
- Sozialkapital (persönliches Netzwerk zwischen Studierenden und Alumni für Mentoring, Feedback und Mitgründung)
- Reputationskapital (Ruf als HSG-Absolvent erleichtert den Zugang zu Finanzierung, Kunden oder Geschäftspartnern)
Die HSG bringt regelmässig erfolgreiche Unternehmer hervor, z.B. Caspar Coppetti, der als Mitgründer des Sportschuhherstellers On 2021 einen Börsengang in New York feierte. Auch zwei Gründer der Partners Group (vertreten seit 2020 im Swiss Market Index), Urs Wietlisbach und Marcel Erni, sind Alumni der HSG. Laura Behrens Wu und Simon Kreuz, die hinter dem Software-Unternehmen Shippo stehen, haben vor der Gründung ebenfalls an der HSG studiert. Der Wert ihres 2013 in Kalifornien gegründeten Unternehmens wird mittlerweile auf eine Milliarde US-Dollar geschätzt.
Über die Studie
Gefördert wurde das Projekt von der Lienhard-Stiftung und durchgeführt bei HSG Alumni, der Ehemaligen-Organisation der Universität St.Gallen. Grundlage der Erkenntnisse sind – neben einer Unternehmer-Typologie auf der Basis von konzeptionell-theoretischen Reflexionen – eine Vollerhebung von über 30'000 Alumni sowie Tiefeninterviews mit besonders erfolgreichen Unternehmern mit HSG-Abschluss. Hier zog Ivo Graffius die «Grounded-Theory-Methode» heran. Dabei werden in einem abwechselnden und sich wiederholenden Prozess der Datenerhebung und -analyse sukzessive Kategorien gebildet, miteinander in Beziehung gesetzt und so letztlich zu einer Theorie verdichtet.