Appenzell Innerrhoden

Nachhaltig bauen und sanieren im Appenzellerland

Nachhaltig bauen und sanieren im Appenzellerland
Noch heute werden im Kanton Appenzell Innerrhoden rund 40 Prozent aller Wohngebäude mit fossilen Energiequellen (Heizöl und Gas) beheizt, im Kanton Appenzell Ausserrhoden sind es sogar rund 55 Prozent
Lesezeit: 4 Minuten

Keine Treibhausgas-Emissionen ab 2050 – dies hat sich der Bundesrat zum Ziel gesetzt. Damit der Schweizer Finanzplatz einen effektiven Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten kann, hat die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) daraufhin für die Mitglieder verbindliche Richtlinien erlassen. Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt nun auch bei der Appenzeller Kantonalbank in Bezug auf die Immobilienfinanzierung zunehmend an Bedeutung.

Text: pd

Bis zur Mitte des Jahrhunderts soll die Schweiz rechnerisch keine Treibhausgasemissionen mehr ausstossen und einen ausgeglichenen Treibhausgas-Haushalt erreichen. Um das sogenannte Netto-Null-Ziel 2050 zu erreichen, bedarf es Bemühungen seitens aller Bereiche: Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

Dies hat auch die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) erkannt und entsprechend eine Selbstregulierung mit Nachhaltigkeitsbezug für Anbieter von Hypotheken erlassen. Denn laut Bundesamt für Umwelt (bafu.admin.ch) entfallen rund 40 Prozent des Schweizer Energieverbrauchs und rund 25 Prozent des inländischen CO2-Ausstosses auf den Gebäudesektor. Und genau da kommen die Banken ins Spiel.

Neue Dienstleistung der Appenzeller Kantonalbank

 «Der Finanzierungsbedarf an Investitionen in Energieeffizienzmassnahmen oder in die Installation energiesparender Technologien nimmt kontinuierlich zu», sagt Ueli Manser, Direktor der Appenzeller Kantonalbank. «Wir informieren heute während einer Hypothekarberatung gleich auch über mögliche Förderprogramme und kostenlose Beratungsangebote, die umweltfreundliches Sanieren und Renovieren finanziell unterstützen.»

So sei die Appenzeller Kantonalbank gemäss Manser bereits seit einigen Monaten im Gespräch mit diversen Fachstellen, die im Appenzellerland ökologisch nachhaltiges Bauen fördern. «In erster Linie sind wir nach wie vor Anlaufstelle für finanzielle Lösungen, bieten jedoch neu einen Mehrwert in der Rolle der Vermittlerin», erklärt Manser.

Neutrale und kostenlose Beratung

Wichtig sind eine gesamtheitliche Betrachtung des Gebäudes und eine koordinierte Vorgehensweise. Im Bereich Energie ist der Verein Energie AR/AI ein Ansprechpartner für die Bevölkerung in den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden: «Wir beraten gratis zu allen Energiethemen – von energieeffizienten Haushaltgeräten über Fördergelder bis zum Heizungsersatz», erläutert Martin Müller, Leiter Geschäftsstelle Verein Energie AR/AI.

«Zusätzlich bietet der Verein Energie AR/AI persönliche Vorort-Beratungsangebote an. Die Hauseigentümerinnen und -eigentümer profitieren von unab­hängigen Beratungen, da der Verein keine entsprechenden Produkte verkauft.»

Der im Jahr 2000 gegründete Verein ist eine Kooperation zwischen der öffentlichen Hand, der Wirtschaft und Privaten. Ziel ist es, erneuerbare Energien und eine effiziente Energienutzung zu fördern. Laut Martin Müller, Leiter Geschäftsstelle Verein Energie AR/AI, würden sehr wahrscheinlich viele Gebäude im Appenzellerland, die vor 1980 erstellt wurden, in den nächsten Jahren sanierungsbedürftig.

 
Unlängst hat die Appenzeller Kantonalbank im Nebengebäude eine Wärmepumpe installieren lassen, welche die bestehende Gasheizung als Hauptwärmequelle ablöst
Unlängst hat die Appenzeller Kantonalbank im Nebengebäude eine Wärmepumpe installieren lassen, welche die bestehende Gasheizung als Hauptwärmequelle ablöst

Förderprogramme der Kantone AI und AR

Unter Berücksichtigung der Ziele und Vorgaben des Bundes bietet die öffentliche Hand eine breite Palette von Programmen und Förderbeiträgen für umweltbewusstes Bauen oder Sanieren an. Ronny Zulian, Leiter der Energiefachstelle des Kantons Appenzell Innerrhoden, sagt: «Für innovative Immobilienbesitzende lohnt sich eine Investition in Energieeffizienz und erneuerbare Energien gleich dreifach: Sie profitieren von Fördergeldern, langfristig tiefen Energiekosten und leisten dabei einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz».

Investitionen in Energieeffizienzmassnahmen, den Umstieg zu einem nachhaltigen Heizsystem oder die Produktion von erneuer­baren Energien sind oft mit verhältnismässig grossen Kosten verbunden. So ist beispielsweise die Erstinstallation einer Wärmepumpenheizung immer teurer als ein Eins-zu-Eins-Ersatz einer Gasheizung.

Christian Bernhardsgrütter, Abteilungsleiter Energie vom Amt für Umwelt in Appenzell Ausserrhoden, ergänzt: «Auch wenn sich diese Mehrinvestitionen dank der geringeren Betriebskosten in den meisten Fällen amorti­sieren lassen, müssen Gebäudebesitzende in der Lage sein, die finanziellen Mittel dazu aufzubringen. Die Förderung bietet somit nicht nur einen Anreiz, sondern unterstützt auch die finanzielle Tragbarkeit des Vorhabens.»

Die Fördermassnahmen reichen von Wärmedämmmassnahmen an der Gebäudehülle über Massnahmen beim Ersatz von Öl-, Gas- oder Elektroheizungen durch mit erneuerbaren Energien betriebene Heizsysteme bis hin zur Installation von thermischen oder elektrischen Solaranlagen (Photovoltaik). Fördergesuche sind zwingend vor Baubeginn einzureichen, einzige Ausnahme sind die Fördergesuche für Photo­voltaikanlagen im Kanton Appenzell Ausserrhoden.

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Onlineplattform fürs nachhaltige Eigenheim

Wer sich selber einen Überblick über sein Eigenheim verschaffen möchte, dem steht die Website myky.ch zur Verfügung. Die Online-Plattform bietet diverse Praxistools, Tipps und Fachwissen fürs Umsetzen von Nachhaltigkeitsvorhaben an Gebäuden. Die Plattform wurde Ende 2021 ins Leben gerufen, nebst der Appenzeller Kantonalbank sind 18 weitere Kantonalbanken beteiligt.

Praxistipps von Experten

In Bezug auf das Vorgehen bei einem Bau- oder Umbauprojekt mit erneuerbaren Energien verweist Martin Müller auf die Beratungsangebote des Vereins: «Die unabhängige Energieberatung gibt die notwendige Sicherheit bei der Verhandlung mit Planenden und Handwerkern.»

Christian Bernhardsgrütter empfiehlt: «Bei Gebäuden mit einer Öl-, Gas- oder Elektroheizung, die älter als 10 Jahre ist, empfehlen wir die kostenlose Beratung des nationalen Programms «erneuerbar heizen». Die Impulsberaterin oder der Impulsberater besichtigt das Gebäude und berät vor Ort über die Möglichkeiten, wie die Heizung ersetzt werden kann. Das erleichtert die Wahl des passenden, zukunftsfähigen Heizsystems. Wird gleichzeitig noch eine Solarberatung durchgeführt, ist auch diese kostenlos, sofern sie von Beratern des Vereins Energie AR/AI durchgeführt wird.»

Auch Ronny Zulian hält einen Tipp bereit: «Es ist sinnvoll, frühzeitig die geplante Gebäudemodernisierung mit der persönlichen Investitionsplanung abzustimmen. Falls die finanziellen Mittel vorhanden sind, ist eine umfassende Gesamtsanierung in Betracht zu ziehen, da dafür die Förderbeiträge lukrativ sind. Falls trotzdem eine Sanierung in Etappen gewünscht wird, sollte zuerst die Gebäudehülle gedämmt und erst in einem nächsten Schritt die Heizung ersetzt werden.»

«Die Thematisierung möglicher Fördermassnahmen und kostenloser Beratungsangebote ist ein wichtiger Beitrag der Banken an die Umwelt. Wir sehen unseren Beitrag als ein Mosaikstein», erläutert Ueli Manser, Direktor der Appenzeller Kantonalbank und hält abschliessend fest: «Kurz gesagt, helfen wir, Projekte zu verwirklichen.»

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