Gast-Kommentar

Mehr Inflation, weniger Wachstum: Die Fed steckt in der Zwickmühle

Mehr Inflation, weniger Wachstum: Die Fed steckt in der Zwickmühle
Thomas Stucki
Lesezeit: 2 Minuten

Der geldpolitische Entscheid der Fed gestern Abend brachte keine Überraschungen: Die US-Notenbank erhöhte ihren Leitzins erwartungsgemäss um 25 Basispunkte auf 0.25 – 0.50%. Thomas Stucki, Chief Investment Officer der St.Galler Kantonalbank, kommentiert den gestrigen Fed-Entscheid.

Fed-Präsident Jerome Powell begründete diesen Entscheid mit einer gut laufenden Konjunktur, dem starken Arbeitsmarkt sowie einer deutlich erhöhten Inflation. Weitere Zinserhöhungen an den folgenden Treffen seien zudem angebracht. Im sogenannten Dot-Plot-Diagramm, das die einzelnen Prognosen der Währungshüter für den Leitzins über die Zeit zusammen-fasst, zeigen sich bei sechs verbleibenden Sitzungen in diesem Jahr nicht weniger als sechs Zinsschritte à 0.25%.

Erhöhte Unsicherheit durch den Krieg in der Ukraine

Seit dem letzten Zinsentscheid hat der Einmarsch Russlands in die Ukraine neben viel menschlichem Leid auch zusätzliche Unsicherheit an die Finanzmärkte gebracht. Die Auswirkungen auf die US-Wirtschaft sind derzeit noch nicht abschätzbar.

In der kurzen Frist geht die US-Notenbank jedoch von einer leichten Abschwächung der Konjunktur und zusätzlichem Inflationsdruck aus. So hat die Inflationsprognose für das aktuelle Jahr verglichen mit den Dezember-Vorhersagen von 2.6% auf 4.3% zugenommen. Gleichzeitig hat sich die BIP-Prognose von 4.0% auf 2.8% verringert. Dies könnte die Fed in eine Zwickmühle bringen.

Mehr Inflation, aber tieferes Wachstum

Mit ihrer Leitzinserhöhung und dem Ausblick auf sechs weitere Zinsschritte in diesem Jahr lässt die US-Notenbank Fed jedoch keine Zweifel aufkommen, welchem Faktor derzeit mehr Gewicht beigemessen wird.

Die Bekämpfung der Inflation ist aktuell oberste Priorität. Denn ohne Preisstabilität könne gemäss Fed-Präsident Powell auf längere Frist auch keine Vollbeschäftigung erreicht werden. Zudem könne der hervorragende Zustand der US-Wirtschaft die Zinserhöhungen problemlos verkraften. Ich teile diese Einschätzung.

Was bedeutet das für die Schweizerische Nationalbank?

Auch mit höheren Leitzinsen in den USA gerät die SNB nicht unter Zugzwang. Sie orientiert sich an der EZB, die bisher noch keine Zinsschritte signalisiert. Die SNB achtet weiterhin auf den Wechselkurs. Auch ist die Inflationsrate in der Schweiz weit tiefer, was der SNB ebenfalls Zeit verschafft.

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