Keine bedrohliche Inflation vor Kriegsbeginn

Die Inflation in der Schweiz bewegt sich im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften meist auf hohem Niveau. Das Bundesamt für Statistik (BFS) ermittelte für Februar 2022 einen Wert von +2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und 0,7 Prozent Steigerung im Vergleich zu Januar.
Heinz Brägger, Geschäftsführer des Schweizer Beratungsunternehmens Leverage Experts: «Der Grund für die im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern noch moderaten Steigerungsraten liegen zum einen im starken Franken, aber auch darin, dass sich Lieferengpässe wenig auf die Preise ausgewirkt haben. Die Schweizer Wirtschaft ist zudem weniger «energieintensiv» und damit von Preissteigerungen – insbesondere hervorgerufen durch die Sanktionen gegen Russland – nicht so hart getroffen wie die EU-Nachbarländer.»
Positive Geschäftsentwicklung
Die Geschäftsentwicklungen haben sich im Vergleich zum letzten Quartal positiv entwickelt. Nur noch bei 18 Prozent der Befragten lagen sie hinter den Erwartungen zurück.
Positive Veränderungen im Vergleich zur letzten Auswertung hat die IT-Branche zu verzeichnen. Übertrafen im letzten Quartal bei 42 Prozent der Befragten die rückblickende Geschäftsentwicklung die Erwartungen, sind es mittlerweile 71 Prozent.
Erhöhter Inflation begegnen Schweizer Unternehmen mit Preiserhöhung
Dennoch zeigten sich bereits im ersten Quartal 38 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer pessimistischer als in den Befragungen zuvor: Sie sehen ein großes Risiko hoher Inflation. Die große Mehrheit der Unternehmen fühlen sich allerdings auf das Szenario vorbereitet:
• 38 Prozent würden die Preise erhöhen.
• 22 Prozent würden keine besondere Massnahmen ergreifen.
• 11 Prozent würden jeweils eine Produkterweiterung oder Kostenreduzierung in Betracht ziehen.
• 7 Prozent würden in Verhandlungen mit Lieferanten einsteigen und 4 Prozent an Personalkosten sparen.
• 72 Prozent sehen mit der hohen Inflation eher negativen bis sehr negativen Einfluss auf die Gewinnmarge.
Das Inflationsthema ist den Unternehmerinnen und Unternehmern bewusst, für über 90 Prozent der Befragten bedeutet aber selbst eine hohe Inflation keine Existenzbedrohung. Dennoch glaubt das Management, dass die Entwicklung einen negativen Impact auf den Ertrag und den Umsatz hat.
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Herausforderung Fachkräftemangel bleibt
Der wöchentliche Wirtschaftsindex des Staatssekretariats für Wirtschaft zeigt, dass die bremsenden Faktoren der Schweizer Wirtschaft Corona-bedingte Probleme im Supply-Management und das fehlende Fachpersonal sind. Das Ergebnis des Swiss Business Pulse bestätigt diese Einschätzung.
Für Schweizer Manager bedeutet nach wie vor der Fachkräftemangel die größte Herausforderung – so sehen es zumindest 24 Prozent der Befragten. Die Liefersituation/Materialbeschaffung hat sich für die Unternehmen weiter verschlechtert und steht nun an zweiter Position der grössten Herausforderungen für Unternehmen in der Schweiz.
Krisen aktiv begegnen
Die unsichere Marktentwicklung ist im Ranking der Herausforderungen bereits zwei Plätze und zwei Prozent nach oben geklettert. Heinz Brägger ist sicher: «Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine könnte diese Frage beim nächsten Panel des Swiss Business Pulse noch einmal mehr Bedeutung für die Schweizer Unternehmen haben. Die Unsicherheit wächst.»
Der Begriff «Krisenmanagement» erhält momentan eine ganz neue Bedeutung und ungeahnte Komplexität. «Die Unternehmensführungen sind gefordert, wie schon lange nicht mehr», so der Experte. «Die letzten Jahre haben gezeigt, wie wichtig professionelles Krisenmanagement für das Überleben eines Unternehmens ist.»
Der https://swissbusinesspulse.ch/" target="_blank">Swiss Business Pulse befragt das Topmanagement der Unternehmen zu Entwicklungen, Erwartungen und dringenden Herausforderungen in der Schweiz. Initiiert wird diese Befragung bereits zum sechsten Mal von der Züricher Strategieberatung Leverage Experts in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut dieMarktforscher.org., addexpert und kundenversprechen.ch.
In jedem Quartal werden Auftragslage, Geschäftsentwicklung und aktuelle Herausforderungen der Führungskräfte abgefragt. Die Ergebnisse werden nach festgelegten Branchen und Management-Leveln differenziert. Zudem kann der Swiss Business Pulse schnell auf aktuelle Situationen reagieren und hat beispielsweise im aktuellen Survey die wachsende Inflation zum Gegenstand der Sonderbefragung gemacht.