Gewinneinbruch bei Stadler Rail

Stadler war trotz der Corona-Krise im ersten Halbjahr 2020 nicht von einem Nachfrageeinbruch betroffen und konnte weiterhin von einer führenden Marktposition profitieren. Dies schreibt Stadler in einer Mitteilung. Es wurden keine laufenden Aufträge storniert und bereits im ersten Halbjahr 2020 hat Stadler neue Aufträge im Gesamtwert von 3,1 Milliarden Schweizer Franken gewonnen, davon 1,2 Milliarden Schweizer Franken im Bereich Service & Components. «Das entspricht insgesamt einer Steigerung von 35 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode», so Stadler. Der Auftragsbestand steige damit nochmals um 12 Prozent gegenüber dem Stand per Ende 2019 auf rekordhohe 16,8 Milliarden Schweizer Franken, davon über 4 Milliarden aus dem Segment Service & Components.
Weniger Umsatz wegen Corona-Krise
Im Gegensatz zur sehr soliden Auftragslage war Stadler allerdings von deutlichen Auswirkungen der Corona-Krise auf Umsatz, Profitabilität und Cashflow betroffen, schreibt Stadler. «Es kam insbesondere zu Unterbrüchen in den Lieferketten sowie zu Reisebeschränkungen für Mitarbeiter, Kunden und Zulassungsbehörden. Die stark ausgedünnten Fahrpläne der Bahnbetreiber hatten zudem unter den Erwartungen liegende Umsätze im Segment Service & Components zur Folge», so Stadler.Insgesamt sank der Umsatz in der Berichtsperiode auf 934,7 Millionen Schweizer Franken - ein Rückgang um 16 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2019. Die temporäre Werkschliessung für drei Wochen in Valencia sowie das massive Herunterfahren der Produktionskapazitäten in Salt Lake City hatten ebenfalls einen entsprechend negativen Einfluss auf den Umsatz und Ebit, so Stadler weiter.
Ebit, Reingewinn und Cashflow von Covid-19 beeinträchtigt
Der Ebit beläuft sich in der ersten Jahreshälfte 2020 auf 5 Millionen Schweizer Franken (0,5 Prozent Ebit-Marge), gegenüber 46,9 Millionen Schweizer Franken (4.2 Prozent Ebit-Marge) in der Vorjahresperiode. Der Rückgang der Profitabilität sei im Wesentlichen durch tiefere Volumen aufgrund Corona-bedingter Verschiebungen von Umsätzen und durch Unterbrüche in den Lieferketten begründet, so Stadler.
«Der Geschäftsgang von Stadler ist grundsätzlich einer starken Saisonalität ausgesetzt, welche typischerweise zu bedeutend höheren Umsätzen, Profitabilität und Cashflows in der zweiten Jahreshälfte führt. Dies äussert sich in der Regel darin, dass rund ein Drittel der Umsätze in der ersten, und die restlichen zwei Drittel in der zweiten Jahreshälfte erwirtschaftet werden», hält Stadler fest. Der saisonale Einfluss wirke sich verstärkt auf den Ebit, die Ebit-Marge sowie den Cashflow aus. «Die Corona-Krise hat diese Effekte zusätzlich verstärkt», erklärt Stadler.
Auf Stufe Reingewinn verbuchte Stadler im ersten Halbjahr 2020 einen Gewinn von 15,7 Millionen Schweizer Franken gegenüber 27,5 Millionen Schweizer Franken in der Vorjahresperiode, was einem Rückgang um 43 Prozent entspricht.
Die Nettoverschuldung betrug per 30. Juni 2020 417,1 Millionen Schweizer Franken gegenüber -5,6 Millionen Schweizer Franken per 31. Dezember 2019. Die Zunahme der Nettoverschuldung ist insbesondere auf verzögerte Abnahmen und Fakturierungen von Fahrzeugen zurückzuführen, schreibt Stadler. Viele Fahrzeuge seien fertig gebaut und bereit für die Zulassung und Abnahme. «Aufgrund von Reisebeschränkungen konnten jedoch Stadler-Mitarbeitende nicht in die entsprechenden Länder reisen, wodurch die neuen Fahrzeuge nicht zugelassen und von den Kunden nicht abgenommen werden konnten», schreibt Stadler. Deshalb wurden auch die entsprechenden Schlussrechnungen noch nicht gestellt und geplante Zahlungseingänge blieben aus, was mit einem Anstieg des Nettoumlaufvermögens um 259,9 Millionen Schweizer Franken einhergeht und den Cashflow entsprechend belastet. Zudem habe Stadler weiterhin stark in die Bereitstellung der Kapazitäten zur Abwicklung des hohen Auftragsbestandes investiert.
Deutlich stärkeres zweites Halbjahr erwartet
Stadler erwartet in der zweiten Jahreshälfte eine starke Erhöhung des Umsatzes und der Profitabilität gegenüber dem ersten Halbjahr 2020. Stadler geht davon aus, dass aufgrund eingeleiteter Sofortmassnahmen die durch die Corona-Krise ausgelösten Verzögerungen in den Zulassungs- und Abnahmeprozessen in der zweiten Jahreshälfte teilweise kompensiert werden können. Deshalb erwartet Stadler für das Jahr 2020, unter der Annahme, dass sich die Corona-bedingten Einflüsse auf die Lieferketten, Zulassungen und Fahrzeugabnahmen stabilisieren sowie unter stabilen Wechselkursen, eine leicht negative Umsatzentwicklung gegenüber 2019 sowie eine Ebit-Marge von über 5 Prozent. Die Dividendenpolitik mit einer Ausschüttungsquote von circa 60 Prozent des Nettoergebnisses sowie die mittelfristigen Finanzziele einer Ebit-Marge von 8 bis 9 Prozent ab dem Jahr 2023 werden weiterhin bestätigt.
Rasch von Cyberangriff erholt
Im Mai wurde das IT-Netzwerk von Stadler mit Schadsoftware angegriffen. Dank vollständiger und funktionsfähiger Backup-Daten und dem grossen Einsatz des IT-Teams waren kurzzeitige operative Einschränkungen schnell überwunden und die betroffenen Systeme konnten sehr rasch wieder hochgefahren werden.