Forschungspreis Walter Enggist geht an Rita Kesselring

Text: PD/stz.
Die unabhängige Beurteilungskommission unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Sibylle Minder Hochreutener hat die für den Forschungspreis 2025 eingereichten Arbeiten beurteilt und entschieden, den diesjährigen Preis an Prof. Dr. Rita Kesselring zu verleihen. Die in Frauenfeld aufgewachsene Ethnologin ist assoziierte Professorin für Urban Studies an der Universität St.Gallen und forscht an der Schnittstelle von politischer, wirtschaftlicher, rechts- und urbanethnologischer Forschung.
Spagat zwischen zwei Welten
Kesselring erhält den Forschungspreis Walter Enggist für ihr aktuelles Buch mit dem Titel «Extraction, Global Commodity Trade, and Urban Development in Zambia’s North-Western Province: An Ethnography of Inequality and Interdependence». In ihrem Buch untersucht Kesselring das Leben in Solwezi, einer sambischen Stadt neben der grössten Kupfermine Afrikas, und ihre Verschränkung mit dem Schweizer Rohstoffhandelsplatz.
Dabei zeigt die Wissenschaftlerin auf, dass die Entwicklungspfade von Orten des Abbaus und des Handels miteinander verknüpft sind. Das Buch leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Diskussion, wie sich die Schweiz in der global vernetzten Welt positionieren will.
Die Beurteilungskommission strich insbesondere die hohe gesellschaftliche Relevanz der Arbeit hervor. Die auf einer aufwendigen Feldforschung basierende Studie gehe über die reine Beschreibung hinaus und mache die Rolle der Schweiz im Bereich des Rohstoffhandels deutlich.
Mit Rita Kesselring zeichne man eine erfolgreiche Thurgauer Wissenschaftlerin aus, die mit ihren zahlreichen Publikationen eine grosse Aussenwirkung erziele. Da Kesselring ein von den Kantonen Thurgau und Zürich in Auftrag gegebenes Projekt zur Praxis internationaler Adoptionen 1973–2002 geleitet hat, habe ihre Forschung zudem auch einen engen Bezug zum Kanton Thurgau.
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Keine Vergabe des Nachwuchsforschungspreises
«Der Erhalt des Forschungspreises Walter Enggist freut mich einerseits persönlich – als Zeichen meiner Heimkehr in die Ostschweiz nach vielen Stationen an unterschiedlichen Orten der Welt. Auf der anderen Seite bedeutet er für mich politisch die Anerkennung, dass wir uns mit Fragen von globaler Ungleichheit und der Rolle der Schweiz vermehrt werden beschäftigen müssen», sagt Rita Kesselring.
Das Preisgeld in Höhe von 15'000 Franken will die Ethnologin für mehrere Forschungsaufenthalte im Rahmen eines neuen Projekts zu globalen Liefer- und Produktionsketten einsetzen.
Der durch das Netzwerk Thurgau Wissenschaft vergebene Forschungspreis Walter Enggist wird im Rahmen einer öffentlichen Feier verliehen. Diese findet am Mittwoch, 17. September 2025, im Singsaal im Hauptgebäude der Kantonschule Frauenfeld statt und beginnt um 19.00 Uhr. Um eine Anmeldung unter www.forschungspreis.tg.ch wird gebeten.
Dieses Jahr wird mit dem Forschungspreis Walter Enggist nur der Hauptpreis verliehen. Mangels Einreichungen, die die Kriterien erfüllen, wird der Nachwuchsforschungspreis der Thurgauischen Stiftung für Wissenschaft und Forschung nicht vergeben. Insbesondere Thurgauer Absolventen eines Masterstudiums werden eingeladen, nächstes Jahr ihre Masterarbeiten einzureichen, wenn sie mit Bestnoten bewertet worden sind.
Das Kompetenzbündel Thurgau Wissenschaft wurde 2012 ins Leben gerufen. Das Netzwerk vereinigt inzwischen 20 wissenschaftlich arbeitende Institutionen im Kanton Thurgau. Es macht ihre Arbeit im Thurgau sichtbar, indem es zum Beispiel im monatlichen Newsletter darüber berichtet. Im Jahr 2019 vergab das Kompetenzbündel Thurgau Wissenschaft erstmals den Forschungspreis Walter Enggist. Der Preis wird mit Mitteln finanziert, die das Amt für Archäologie und die Kantonsbibliothek Thurgau – beides Mitglieder des Kompetenzbündels Thurgau Wissenschaft – aus der Erbschaft des 2016 verstorbenen Frauenfelders Walter Enggist zur Verfügung stellen.