Eichmann ist Covai-Geschäftsführerin

Im Frühling 2023 eröffnet die Covai AG an der Alpsteinstrasse in Herisau ein barrierefreies Wohnangebot für Mieter mit und ohne Unterstützungsbedarf. Ab Mitte Oktober können bereits barrierefreie Wohnungen reserviert werden. Noch laufen die Bauarbeiten.
Seit September hat Geschäftsführerin Anita Eichmann die Zügel in der Hand: «Das Dach ist drauf, die Photovoltaikanlage folgt in Kürze. Im Oktober bauen wir den Kran ab und starten den Innenausbau und die Installation der Wärmepumpe.» Teilhabe vor Ort will man schaffen, Menschen mit und ohne Unterstützungsbedarf sollen hier Zeit und Raum finden, um Berührungsängste abzubauen. Denn die bestehen nach wie vor – auf beiden Seiten: «Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderungen finden ihren Platz in der Gesellschaft nach wie vor nur schwer.»
Über 30 Jahre inklusiv und generationenübergreifend
Dass es anders geht, beweist Eichmann privat. Sie praktiziert seit über 30 Jahren inklusives und generationenübergreifendes Wohnen. Noch immer lebt ihre heute 83-jährige Mutter bei der Familie, ebenso ein erwachsener Sohn mit Unterstützungsbedarf.
«Ganz im Sinn der UN-Behindertenrechtskonvention soll sich bei Covai das Konzept dem Menschen anpassen, nicht umgekehrt. Damit betreten wir Neuland, und das wiederum bedingt von den künftigen Mitarbeitenden Flexibilität, unternehmerisches Denken und Mut zu unkonventionellem Handeln. Gleichzeitig schaffen wir Möglichkeiten für Fachleute, die das Angebot Wohnen für Menschen mit Unterstützungsbedarf einen Schritt weiter entwickeln wollen.»
Eichmann arbeitet seit drei Jahrzehnten auf dem sozialpsychiatrischen Feld. Sie war Mitglied der Geschäftsleitung in den Heimstätten Wil und beim St.Gallischen Hilfsverein SGHV. An beiden Orten forcierte sie erfolgreich Teilhabe und Selbstbestimmung für Menschen mit Unterstützungsbedarf.
Auch interessant
Kooperation mit Spitex Appenzellerland
Eine Kooperation mit der Spitex Appenzellerland, sie wird im Juli 2023 ihren Hauptsitz vom Steig-Center an die Alpsteinstrasse verlegen, dürfte das Angebot für ältere Herisauer interessant machen, die sich beim Wohnen etwas mehr Sicherheit als zu Hause wünschen. Die Spitex mit pflegerischen Leistungen ist innert kürzester Zeit bei ihren Kunden.
Covai bietet «Wohnen plus» für Mieter mit Unterstützungsbedarf in 1-Zimmer-Wohnungen und «Wohnen» in 2.5-3.5-Zimmer-Wohnungen. Beide Angebote lassen sich ergänzen mit Serviceleistungen aus der Wäscherei, der Reinigung und dem Restaurant. Letzteres wird je 40 Plätze drinnen und draussen im Innenhof bieten. «Wir sind uns bewusst: Ein neuartiges Angebot zu schaffen ist eine Herausforderung. Wir bleiben im Dialog und machen uns gemeinsam auf den Weg. Ich bin überzeugt, dass wir damit erfolgreich sein werden.»
Die 2017 gegründete Covai AG schafft für Mieter mit und ohne Unterstützungsbedarf ein neuartiges, barrierefreies Angebot mit 59 Wohnungen an der Alpsteinstrasse 1 in Herisau. Zentrale Ziele sind Teilhabe vor Ort und mehr Selbstbestimmung im Sinn der UN-Behindertenrechtskonvention. Die Covai AG nimmt ihren Betrieb im Frühling 2023 auf und schafft Arbeitsplätze in den Bereichen Begleitung, Gastronomie, Hotellerie, Technischer Dienst und Administration.
Das Angebot «Wohnen plus» umfasst 40 Wohnungen für Mieter mit Unterstützungsbedarf, das Angebot «Wohnen» 19 Wohnungen für Mieter ohne Unterstützungsbedarf. Serviceleistungen beziehen alle Mieter bei Bedarf. Kooperationspartnerin der Covai AG ist die Spitex Appenzellerland mit ihren pflegerischen Leistungen.
Die Vereinigten Nationen (UN) verabschiedeten 2006 mit der Behindertenrechtskonvention (BRK) ein internationales Spezialübereinkommen für Menschen mit Behinderung. Die BRK trat 2008 in Kraft, heute zählt sie 175 Vertragsstaaten. Die Schweiz ratifizierte das Abkommen 2014. Behinderung wird darin nicht als Makel gesehen, sondern als Teil der menschlichen Vielfalt. Die BRK schafft keine Sonderrechte für Menschen mit Behinderung, sie will Betroffene in den vollen Genuss der grundlegenden Menschenrechte bringen. Sie sollen aktiv am politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben teilnehmen können. Die UN-BRK verbietet Diskriminierung in allen Lebensbereichen.