Ostschweiz

«Auf der nationalen Innovationslandkarte angekommen»

«Auf der nationalen Innovationslandkarte angekommen»
Roland Ledergerber ist Präsident der IHK St.Gallen-Appenzell und Verwaltungsratspräsident der Switzerland Innovation Park Ost AG
Lesezeit: 5 Minuten

Im dritten Anlauf hat der Bundesrat grünes Licht gegeben: In der Ostschweiz entsteht ein Innovationspark. Verwaltungsratspräsident der Switzerland Innovation Park Ost AG ist IHK-Präsident Roland Ledergerber. Im Gespräch skizziert er den Stellenwert des IPO für die hiesige Innovationslandschaft.

Im dritten Anlauf hat der Bundesrat grünes Licht gegeben: In der Ostschweiz entsteht ein Innovationspark. Als insgesamt sechster Standortträger wird der Switzerland Innovation Park Ost in das Gesamtnetzwerk Schweizerischer Innovationspark aufgenommen. Damit hat ein zentrales Schlüsselprojekt auf der IHK-Zukunfts­agenda die entscheidende Hürde genommen und Wirtschaft, Forschung und Bildungsinstitutionen werden künftig besser vernetzt.

Im September wurde nun die Switzerland Innovation Park Ost AG gegründet. Verwaltungsratspräsident dieser rechtlichen Trägerschaft ist IHK-Präsident Roland Ledergerber. Er wird die anstehenden strategischen und operativen Aufbauarbeiten massgeblich vorantreiben.

Adrian Rossi, Projektmitarbeiter der IHK, und Roland Ledergerber, IHK-Präsident und Verwaltungsratspräsident der Switzerland Innovation Park Ost AG, im Gespräch über die Ost­schweizer Innovationslandschaft und darüber, welche Rolle der Ostschweizer Innovationspark darin einnehmen soll.

Roland Ledergerber, bis Mai 2021 waren Sie CEO der St.Galler Kantonalbank, nun stehen Sie an der Spitze eines «momentan winzigen Start-ups», wie Sie gegenüber dem «Tagblatt» ausführten. Wie nehmen Sie Ihre neue Aufgabe wahr?
Es ist hochspannend, intensiv und vielseitig und ich erlebe die Innovationsförderung als komplexes und vielschichtiges Thema. Ich vergleiche es mit einem weissen Blatt Papier und es liegt jetzt an uns, ein «wunderschönes und einzigartiges Kunstwerk» darauf zu gestalten. Der Verwaltungsrat bildet diese Komplexität ab: Wir konnten unternehmerische Persönlichkeiten aus den Bereichen Forschung, Unternehmensführung, Digitalisierung, Recht, Steuern und Finanzen gewinnen. Ich bin überzeugt, dass damit ein schlagkräftiges Team die Eta­blierung des Innovationsparks verantwortet.

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Wie geht es nun nach der Gründung mit dem Innovationspark weiter?
Bis Ende 2022 wollen wir die volle Funktionsfähigkeit erlangen. Dies bedeutet zunächst den Aufbau der Geschäftsstelle unter der Leitung von Dr. Hans Ebinger. Ich freue mich, dass wir mit Hans Ebinger einen äusserst fähigen Geschäftsführer gefunden haben, der Forschung und Unternehmertum kombiniert und der über eine langjährige Erfahrung als CEO mit einem breiten Leistungsausweis in für den Innovationspark Ost relevanten Branchen verfügt. Die operative Führung und Gestaltung des Innovationsparks werden für dessen Erfolg absolut zentral sein. Bis 2025 soll der Innovationspark dann seine volle Leistungsfähigkeit erlangen und auf breiter Front Forschung und Wirtschaft miteinander verbinden. So soll bis 2031 die Switzerland Innovation Park Ost AG auch die Gewinnschwelle erreichen und damit finanziell selbsttragend werden. Langfristiges Ziel ist es schliesslich, dass der Innovationspark zu einem unverzichtbaren, wirkungsvollen Ökosystem heranwächst.

Sie sprechen es an: Der Innovationspark will die Innovationsfähigkeit der Region verbessern. Ist die Ostschweiz zu wenig innovativ?
Ganz im Gegenteil: Die Ostschweiz gehört zu den innovativsten Regionen Europas – dies zeigt zum Beispiel das Regional Innovation Scoreboard der EU. Auch in der Corona-Pandemie bewiesen Ostschweizer Unternehmen eine hohe Widerstands- und Anpassungs­fähigkeit, was auf eine hohe Innovations­fähigkeit schliessen lässt. Doch noch schwieriger, als an die Spitze zu gelangen, ist es, an der Spitze zu bleiben. Durch die ausgeprägte Exportorientierung ist die Ostschweizer Wirtschaft dem internationalen Wettbewerb besonders stark ausgesetzt. Um in diesem Umfeld bestehen zu können, ist die Sicherung der Innovationsfähigkeit absolut zentral. Das ist die Basis für eine positive wirtschaftliche Entwicklung unserer Region.

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Was zeichnet denn die Ostschweizer Innovationslandschaft heute aus?
Zum einen verfügt die Ostschweiz über viel Spitzenforschung auf engem Raum, prominent etwa die Universität St.Gallen, die Empa oder das Kantonsspital St.Gallen. Diese Institutionen betreiben primär Grundlagenforschung. Zum anderen haben wir gerade in der Industrie zahlreiche Technologieführer, zum Beispiel in der Gesundheits- und Medizintechnik sowie der MEM-Branche. Diese Unternehmen sind Experten der Produkt- und Prozessentwicklung, oftmals unterstützt von und in Zusammenarbeit mit der FH OST oder RhySearch. Diese beiden Institutionen spielen im Bereich der angewandten Forschung und im Wissenstransfer eine wichtige Rolle.

Der IPO kommt auf das Gelände zwischen Startfeld und Empa zu liegen
Der IPO kommt auf das Gelände zwischen Startfeld und Empa zu liegen

Grundlagenforschung auf der einen, Produkt- und Prozessentwicklung auf der anderen Seite also. Wo kommt der Innovationspark ins Spiel? Innovationen entstehen vermehrt in interdisziplinären, branchenübergreifenden Netzwerken. Innovation setzt Wissen voraus und wird durch Impulse von aussen angeregt. Im Wissenstransfer zwischen Unternehmen und der Spitzenforschung verorte ich aber noch viel Potenzial, wie auch eine jüngst publizierte IHK-Unternehmensumfrage aufzeigt. Oftmals sind die Forschungsaktivitäten möglicher Partner den Unternehmen schlicht zu wenig bekannt, oder die Hürden für eine Zusammenarbeit sind zu hoch. Hier setzt der Innovationspark an: Als Plattform vereinfachen und intensivieren wir den Austausch zwischen Unternehmen und der Spitzenforschung. Damit fördern wir die Zusammenarbeit, was einerseits eine schnellere Entwicklung und andererseits einen besseren Marktzugang für innovative Produkte und Geschäftsmodelle ermöglicht.

Der Innovationspark ist also eine Netzwerkinitiative.
Diese Darstellung greift zu kurz. Vielmehr soll der Innovationspark den teilnehmenden Organisationen eine umfassende und professio­nelle Begleitung über den gesamten Entwicklungsprozess bieten, von der Idee bis zur Marktreife. Das beginnt mit der Vermittlung von Forschungskollaborationen zwischen Unternehmen und Forschungspartnern und der Förderung des Wissenstransfers untereinander. Wenn sich solche Kooperationen ergeben, bietet der Innovationspark mit dem Campus Lerchenfeld ein attraktives, dynamisches Umfeld für Forschungsprojekte – zentral gelegen und in unmittelbarer Nähe zur Empa und dem Start-up-Inkubator Startfeld. Es werden auch Räumlichkeiten wie Labors oder Coworking Spaces, Talent- und Scouting-Programme, Veranstaltungen und Workshops usw. angeboten. Das konkrete Leistungsangebot werden wir über die kommenden Monate entwickeln.

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Steht der Innovationspark damit allen offen?
Grundsätzlich ja. Wir fokussieren aber zu Beginn ganz bewusst auf die drei Themenfelder Digitalisierung in der Wirtschaft, MEM-Indus­trie sowie Gesundheitstechnik. Ganz nach dem Credo «Die Stärken stärken sich gegenseitig» bauen wir damit auf vorhandenem Wissen und Kernkompetenzen in der Ostschweiz auf. Unser Angebot richtet sich zudem explizit auch an KMU, für welche die Hürden einer umfassenden Kooperation mit einer Forschungseinrichtung typischerweise höher liegen.

Sie erwähnen die Digitalisierung in der Wirtschaft als Schwerpunkt. Dies gilt als besonders wichtiger Innova­tionstreiber. In einer digitalen und globalen Wirtschaft entstehen Innovationen aber auch immer mehr orts­ungebunden: Unternehmen wollen mit den Besten kooperieren, nicht zwingend mit den Nächsten.
Dem ist tatsächlich so. Exzellenz schlägt Nähe. Man darf aber nicht vergessen, dass Forschende der Universität St.Gallen oder der Empa, die im ETH-Bereich angesiedelt ist, Kontakte in aller Welt pflegen. Durch die Einbindung in das gesamtschweizerische Netzwerk Switzerland Innovation kommt die Ostschweiz zudem dort an, wo sie hingehört: auf die nationale Innovationslandkarte. Dies ist auch im internationalen Standortwettbewerb von Bedeutung. Des Weiteren verkürzt die Digitalisierung Innovationszyklen erheblich, was ein effektives Innovationsmanagement umso wichtiger macht. Zusammenfassend kann man also sagen: Das Ziel des Innovationsparks, Innovation systematisch zu fördern, erhält gerade angesichts von Megatrends wie der Globalisierung und der Digitalisierung umso mehr Relevanz.

Abschliessend noch in einem Satz: Wieso soll sich ein Unternehmen am Innovationspark beteiligen?
Weil die Innovationskraft der Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit und damit den Wohlstand des Werkplatzes Schweiz ist, weil jedes Unternehmen von Innovation direkt profitiert und weil es mit einer Beteiligung am Innovationspark eigenverantwortlich einen Beitrag für eine zukunftsfähige und attraktive Ostschweiz leisten kann.

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