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Erfolgreich mit dem «zweitältesten Gewerbe der Welt»

Erfolgreich mit dem «zweitältesten Gewerbe der Welt»
Andreas Klee
Lesezeit: 5 Minuten

Seit über fünf Jahrzehnten steht die Klee Schuh & Textil AG aus Oberegg für Tradition, Qualität und Kundennähe. Andreas Klee führt das Familienunternehmen in zweiter Generation und setzt auf den persönlichen Verkauf auf Schweizer Märkten. Mit Qualität und Kundennähe behauptet er sich gegen Grosshändler und die digitale Konkurrenz.

Das Unternehmen hat seine Wurzeln in den 1970er-Jahren, als Andreas Klees Mutter in Oberegg ein kleines Ladengeschäft eröffnete. Dieses ist bis heute ein zentraler Bestandteil der Firma und spielt eine wichtige Rolle in der Unternehmensstrategie. «Für unsere Kunden auf dem Markt ist das «Lädeli» eine Art Sicherheit – sie wissen, dass hinter dem Stand auf dem Markt ein echtes Unternehmen steht», erklärt Klee. Rund die Hälfte der Einnahmen erzielt der 52-Jährige durch den Marktverkauf, während die andere Hälfte durch das Ladengeschäft in Oberegg erwirtschaftet wird. Diese doppelte Strategie ermöglicht es Klee, flexibel auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen und sich auch in einem zunehmend digitalen Zeitalter zu behaupten.

Der direkte Austausch mit den Kunden ist für Andreas Klee ein entscheidender Erfolgsfaktor. «Es ist das Zwischenmenschliche, das man im digitalen Verkauf nicht hat», betont er. Die Märkte bieten ihm eine Bühne, um seine Produkte persönlich vorzustellen und auf individuelle Wünsche einzugehen. Gerade in einer Zeit, in der einige Konsumenten den schnellen Klick im Onlineshop bevorzugen, gewinnt die persönliche Beratung wieder an Bedeutung. «Auf dem Markt kann man die Sachen ausprobieren – das ist heute wieder gefragt.» Diese Interaktion schafft Vertrauen und sorgt für eine hohe Kundenbindung: Viele seiner Kunden kommen seit Jahrzehnten zu Klee und schätzen die persönliche Beratung, die sie online oft vermissen.

«Wer Qualität sucht, kommt heute auf einen Markt.»

Eine eigene Marke für Qualität und Beständigkeit

Besonders stolz ist Andreas Klee auf seine Eigenmarke «Klee». Vor rund 20 Jahren ergab sich die Gelegenheit, ein Hemdengeschäft zu übernehmen, das hochwertige Hemden in Portugal fertigte. Klee setzte die Produktion fort und entwickelte daraus eine Marke, die heute weit über die Region hinaus bekannt ist. «Unsere Kunden schätzen, dass unsere Produkte nicht aus Übersee kommen, sondern der Flanellstoff aus Europa stammt», sagt Klee. Diese Hemden stehen für Qualität und Langlebigkeit – eine Kombination, die gerade heute, in Zeiten von Fast Fashion und kurzlebigen Modetrends, einen hohen Stellenwert hat.

«Wir verkaufen ohnehin nur Qualitätsware; wir begegnen unseren Kunden ja immer wieder, da können wir uns keinen ‹Ramsch› leisten», sagt der Marktfahrer und bringt es so auf den Punkt: «Wer Qualität sucht, kommt heute auf einen Markt.» Klee setzt demzufolge auch auf nachhaltige Produktion und langfristige Beziehungen zu seinen Lieferanten. «Wir arbeiten seit Jahren mit denselben Partnern zusammen, das spüren die Kunden in der Qualität unserer Produkte», betont der Oberegger. Diese Philosophie sorgt für eine treue Stammkundschaft, die seine Produkte für ihre hochwertige Verarbeitung schätzt.

Neben Hemden bietet die Klee Schuh & Textil AG auch ein breites Sortiment an Schuhen für alle Altersgruppen sowie Outdoor-, Arbeits- und Freizeitbekleidung. Ein wichtiges Standbein des Unternehmens ist auch Berufsbekleidung, die individuell bestickt und bedruckt wird. «Berufsbekleidung ist die Visitenkarte eines Unternehmens», so Klee. Die Anpassung an spezifische Kundenbedürfnisse, wie das Aufbringen von Firmenlogos, ermöglicht es ihm, sich in einem hart umkämpften Markt zu behaupten. Diese Flexibilität und der hohe Servicegrad machen das Unternehmen zu einem gefragten Partner für kleine und mittelgrosse Betriebe in der Region.

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Die Zukunft des Marktverkaufs

Auch wenn die Digitalisierung den Handel stark verändert hat, bleibt Andreas Klee seiner Strategie treu und setzt weiterhin auf den Verkauf auf Märkten. «Vielleicht wird der Onlinehandel in 10, 20 Jahren ein Drittel unseres Geschäfts ausmachen», meint er. Doch momentan hat für ihn der persönliche Kontakt Vorrang. «Dank meiner Frau Barbara haben wir zwar einen modernen Onlineshop, aber unsere Priorität bleibt der Markt.» Der Webshop wird zwar gepflegt, doch die Seele des Unternehmens bleibt der direkte Verkauf auf Märkten.

Die Bedeutung des Onlinehandels hat in den vergangenen Jahren zweifellos zugenommen, doch Klee sieht in den Märkten eine unersetzbare Verkaufsplattform. «Der Markt ist vermutlich das zweitälteste Gewerbe der Welt», sagt er mit einem Lächeln. Märkte erlauben ihm, seine Kunden besser kennenzulernen, ihre Bedürfnisse direkt zu erfassen und darauf zu reagieren. Die persönlichen Gespräche und die spontane Beratung vor Ort schaffen ein Vertrauensverhältnis, das online oft schwer herzustellen ist. «Viele Kunden schätzen die Atmosphäre auf dem Markt, das Gespräch und die Möglichkeit, Produkte sofort auszuprobieren.» Diese soziale Komponente macht den Unterschied und ist für Andreas Klee der Grund, warum Märkte auch in Zukunft Bestand haben werden.

«Es ist das Zwischenmenschliche, das man im digitalen Verkauf nicht hat.»

Herausforderungen in einer sich verändernden Welt

Die Markttätigkeit bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. «Die Betriebskosten sind gestiegen – sei es durch höhere Treibstoffpreise oder teurere Versicherungen», erläutert Klee. Als Marktfahrer ist er ständig unterwegs und muss flexibel auf Veränderungen reagieren. «Wie auch ein klassisches Unternehmen müssen wir immer auf dem neuesten Stand bleiben», sagt er. Buchstäblich: Denn dazu gehören Investitionen in moderne Marktstände, ein gut ausgestatteter Fuhrpark und die Pflege der Lagerräume. Trotzdem bleibt er zuversichtlich: «Solange wir unseren Kunden einen Mehrwert bieten können, wird unser Geschäftsmodell funktionieren.»

Die Pflege der Marktstände und die Investitionen in neue Technologien sind ein wichtiger Teil seines Geschäfts. «Wir müssen konstant darauf achten, dass wir unseren Kunden etwas Besonderes bieten – sei es durch neue Produkte oder durch besondere Dienstleistungen», erklärt er. Diese kontinuierliche Weiterentwicklung und der Fokus auf Qualität sind für ihn weitere Schlüssel zum Erfolg.

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«Unsere Kunden schätzen, dass unsere Produkte nicht aus Übersee kommen.»

Die Bedeutung der Marktkultur und der regionale Erfolg

Andreas Klee ist in der ganzen Schweiz unterwegs und kennt die verschiedenen Märkte wie seine Westentasche. «Es gibt keinen Stadt-Land-Graben. Wichtig ist, dass man die Beziehungen zu den Kunden pflegt, egal, ob in der Stadt oder im Dorf», erläutert er. Besonders erfolgreich ist er in Regionen, in denen die Marktkultur noch gepflegt wird. «Es sind oft die kleineren Gemeinden, die die besten Umsätze bringen», berichtet Klee. Ein Beispiel ist ein kleiner Markt im Prättigau, wo er regelmässig hohe Umsätze erzielt. Diese regionalen Unterschiede sind für ihn eine Bereicherung und machen den Reiz der Markttätigkeit aus.

Die Beziehung zu den Kunden, die er über Jahre hinweg aufgebaut hat, zahlt sich aus. «Manchmal sind die Zeiten etwas besser, manchmal etwas schlechter», bilanziert Klee. Doch solange Menschen den Wert des persönlichen Kontakts und der Beratung schätzen, sieht er optimistisch in die Zukunft. Für Klee ist der Markt nicht nur ein «Job», sondern eine Leidenschaft. Diese Begeisterung spüren auch seine Kunden, die ihm seit Jahren die Treue halten.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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