Ostschweiz

Seit 15 Jahren auf der Überholspur

Seit 15 Jahren auf der Überholspur
Peder Koch
Lesezeit: 6 Minuten

Ende 2008 übernahm Peder Koch die Geschicke der Berit-Klinik – damals mit rund 40 Angestellten und einem Standort. Heute sind es neun Kliniken an sechs Standorten zwischen Bodensee und Alpstein, getragen von einem 600-köpfigen Team. Damit ist die Berit-Klinik die grösste orthopädische Klinik der Ostschweiz. Wie hat Koch das geschafft – und wo will er noch hin?

Peder Koch, in 15 Jahren ist Ihre Berit-Gruppe von einer zu neun Kliniken und von knapp 40 auf über 600 Mitarbeiter mit jährlich über 9000 Operationen gewachsen. Gibt es ein Geheimrezept für diesen Erfolg?
Ja, das gibt es: Ich hatte von Anfang an eine klare Vision, die ich basierend auf meiner Masterthesis konsequent verfolgt habe. Fokussiert auf ein Ziel hinzuarbeiten, ist essenziell – genauso wie bei Rückschlägen nicht den Kopf in den Sand zu stecken. An oberster Stelle stehen aber meine viel zitierten vier Ms: Man muss Menschen mögen. Wenn du deine Entscheide darauf aufbaust und Menschen vertrauen kannst, kommt es gut. Zudem steht immer das Patientenwohl an erster Stelle. Deren Zufriedenheit ist entscheidend für unseren Erfolg und unser Wachstum. 

Damit diese Maxime erreicht werden kann, muss ein Unternehmen gesund sein.
Absolut! Deshalb tragen wir unserem wichtigsten Gut, unseren Leuten, Sorge. Wir setzen uns für ein schönes Miteinander ein, denn all diese tollen Menschen geben täglich ihr Bestes fürs Patientenwohl. Dazu zählen auch unsere Belegärzte: Die meisten von ihnen sind schon seit Jahren mit uns verbunden. Sie leisten grossartige Arbeit, teilen unser Denken und schätzen, was wir ihnen als Berit-Klinik bieten können. Das alles zusammen macht uns erfolgreich. 

Nun sind Sie 15 Jahre an der Spitze der Berit-Klinik. Was waren die Höhepunkte seit Ende 2008?
Die Eröffnung des Neubaus der Berit-Klinik in Speicher 2016 war ein Meilenstein in unserer Geschichte. Ab da konnten wir richtig durchstarten und bezüglich Abläufe, Hightech-Medizin und Komfort neue Massstäbe setzen. Auch die weiteren Eröffnungen und Ausbauten waren wichtige Schritte, um unsere Position zu stärken. Speziell die Entwicklung der Berit-Klinik Wattwil macht mir grosse Freude. Die kürzlich erfolgte Vertragsverlängerung mit der Orthopädie Rosenberg für weitere acht Jahre war ebenfalls ein schönes Ereignis.

  

«Wenn sich die Patienten wohlfühlen, steht einer schnellen Genesung nichts im Wege.»

Die Kontinuität und Qualität, die Sie dadurch Ihren Patienten bieten können, ist sicher wesentlich.
Genau. Deshalb sind wir auch unserer Strategie treu geblieben und haben bei unserem Handeln immer der Stärkung unseres Kernbereiches, der Behandlung von Leiden am Bewegungsapparat und nachgelagerte Rehabilitation, Rechnung getragen. Für mich persönlich sind der Rückhalt und die Wertschätzung, die ich vom Team und der Besitzerfamilie erhalte, das Allerwichtigste. Wir sind ein tolles Team; das gibt mir die Kraft, auch in schwierigen Momenten positiv zu bleiben und nach vorn zu schauen. Was wir gemeinsam erreicht haben, ist einmalig in der Schweiz, darauf dürfen wir stolz sein.

Gibt es eine besondere Anekdote aus der Anfangszeit?
Von denen gab es mehrere. Was ich allerdings nie vergessen werde, sind die Reaktionen auf mein erstes Interview im «Tagblatt», als ich sagte, die Berit-Klinik wolle die Nr. 1 in der Ostschweiz werden. Ich wurde regelrecht ausgelacht und bekam zu hören: «Was denkt sich dieser junge Mann, der aus den Bergen kommt und nicht einmal richtig Deutsch kann, eigentlich?» Es ging aber nicht lange, und die Kommentare drehten sich ins Positive. Heute können wir konstatieren, dass meine damaligen Ziele mehr als übertroffen wurden und wir zu einer unverzichtbaren Unternehmung in der Region gewachsen sind.

Nun aber steht das Gesundheitswesen mit Fachkräftemangel, gestiegenen Ansprüchen der Patienten und technologischem Wandel unter Druck.
Der Fachkräftemangel ist ein wichtiges Thema, das uns noch länger beschäftigen wird. Aktuell geht es uns im Vergleich zu anderen Institutionen sehr gut; wir können alle Stellen besetzen. Unser Team ist die Grundlage für unsere hervorragende Patientenzufriedenheit. Darum versuchen wir, eine gute Arbeitgeberin zu sein. Uns sind ein fairer Umgang untereinander, ein gutes Arbeitsklima und die Wertschätzung der Arbeit aller wichtig. Nur gemeinsam sind wir erfolgreich.

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«Wenn man sieht, wie die Kollegin wieder beschwerdefrei wandern kann, ist das die beste Referenz.»

Auch hier sind Ihre vier Ms zentral.
Ganz genau. Die Patienten haben Anspruch auf die bestmögliche Behandlung. Wir tun alles dafür, dass sie diese bekommen. Die Rückmeldungen sind sehr ermutigend; unsere Gäste schätzen die exzellente medizinische Versorgung, die modernen, komfortablen Zimmer, die freundliche Atmosphäre sowie die ausgezeichnete Küche. Wenn sich die Patienten wohlfühlen, steht einer schnellen Genesung nichts im Wege. 

Wird unsere Gesellschaft immer kränker und darum mehr operiert? Oder haben sich die Behandlungsmethoden so entwickelt, dass Leiden heute besser gelindert werden können?
Ich kann lediglich für Erkrankungen am Bewegungsapparat sprechen. Zum einen haben Bewegung und Sport in den vergangenen Jahren markant an Bedeutung gewonnen. Dies hat zur Folge, dass wir unseren Körper mehr belasten und abnutzen. Verletzungen und Verschleiss am Bewegungsapparat haben also eher zugenommen. Zum anderen sind Vorbehalte, etwa gegenüber einer künstlichen Hüfte, gesunken. Dazu beigetragen haben die Fortschritte in den Behandlungsmethoden, die Weiterentwicklungen bei den Implantaten sowie die Unterstützung mittels Robotik und Navigation.

Vor 15 Jahren waren etwa minimalinvasive Hüftoperationen eher selten.
Eben. Heute hat sich diese Technik etabliert. Dadurch ist die durchschnittliche Aufenthaltsdauer gesunken. Allgemein werden immer mehr Eingriffe ambulant durchgeführt. Ein ganz wichtiger Punkt für uns sind die Rückmeldungen, die Implantatspatienten ihren Bekannten und Freunden geben. Ängste und Vorbehalte werden so abgebaut – und wenn man sieht, wie die Kollegin wieder beschwerdefrei wandern kann oder schmerzfrei auf dem Velo unterwegs ist, ist das die beste Referenz.

 

«Dass wir damit kein Geld verdienen werden, war uns von Anfang an klar.»

Mit Wattwil betreiben Sie auch einen Notfall und sind somit in der defizitären Grundversorgung tätig. Warum tun Sie sich das an?
Wir wurden damals angefragt, ob wir bei der Aufrechterhaltung der Grund- und Notfallversorgung des Toggenburgs unterstützen können. Für mich war es von Anfang an eine Herzensangelegenheit: Wir sind in Wattwil primär tätig, um einen Beitrag zu leisten, damit für die Toggenburger Bevölkerung die Gesundheitsversorgung gesichert ist. Dass wir damit kein Geld verdienen werden, war uns von Anfang an klar. Vielmehr sehen wir uns als Teil der Gesundheitsver-orgung der Ostschweiz. Dazu gehört für uns auch, wirtschaftlich schwierigere Bereiche zu betreiben. Zudem ist die Berit-Klinik die einzige Privatklinik in der Schweiz, die in den Bereichen Akutsomatik, Orthopädie, Wirbelsäulenchirurgie, Rehabilitation, Psychosomatik, Notfall- und Grundversorgung sowie Sportmedizin tätig ist.

Mit Hanspeter Betschart, dem Chefarzt der Berit SportClinic, haben Sie einen «Trumpf» im Ärmel, wenn man so sagen will. Wie wichtig sind klingende Namen wie derjenige des Chief Medical Officers von Swiss Olympic für den Erfolg?
Dr. Betschart ist nicht nur fachlich top, sondern auch menschlich. Deshalb passt er sehr gut zu uns. Er setzt nicht sich in den Vordergrund, sondern das Wohl der Patienten. Zudem ist er kein Einzelkämpfer, sondern weiss das Team zu schätzen. Hanspeter Betschart trägt seinen Titel als Chief Medical Officer von Swiss Olympic verdient – und wir als Berit-Klinik profitieren von seinen Erfahrungen, seinem Wissen und seinen Verbindungen zum Spitzensport. Er macht häufig Weiterbildungen, tauscht sich mit anderen Spezialisten aus aller Welt aus und ist mit interessanten Projekten konfrontiert,  die auch uns zum Weiterdenken animieren. Dass wir zudem das Swiss-Olympic-Logo tragen dürfen, ist ein klares Qualitätsmerkmal, das auch nach aussen sichtbar ist. 

Gibt es rückblickend auch etwas, was Sie heute vielleicht anders machen würden?
Im Grossen und Ganzen bin ich sehr zufrieden, wie es gelaufen ist. Der eine oder andere Fehler war sicher dabei, aber nichts Gravierendes. Und: Aus Fehlern und Enttäuschungen lernt man am meisten; sie gehören zum Leben.

Zum Schluss: Wo steht die Berit-Gruppe in fünf Jahren?
Für uns bleibt nach wie vor die Patientenzufriedenheit im Fokus. Daneben ist es wichtig, dass wir vorausschauend handeln und die Weichen für die Herausforderungen der Zukunft richtig stellen. Weitere Pläne darf ich noch nicht verraten (schmunzelt), aber wir bleiben aktiv.

Text: Stephan Ziegler

Bild: Daniel Ammann

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