Zur Rose macht fast 13 Mio. Verlust

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Marketingkampagnen und ausserordentliche Aufwendungen haben der Thurgauer Online-Apotheke und Ärztegrossistin Zur Rose 2016 rote Zahlen beschwert: Das Unternehmen verbuchte einen Verlust von CHF 12,8 Mio.nach einem Gewinn von 3,4 Mio. im Vorjahr.

Der konsolidierte Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahr trotz der Aufgabe einiger Randaktivitäten um 5.4 Prozent auf CHF 880 Mio. Das sich beschleunigende Umsatzwachstum bestätigt die Wirksamkeit der deutlich erhöhten Marketingaufwendungen zulasten der kurzfristigen Ergebnisentwicklung. Insgesamt wurde das Ergebnis durch Marketing- und weitere wachstumsorientierte Aufwendungen plangemäss mit rund CHF 14 Mio. belastet.

Davon entfallen CHF 9 Mio. auf die Marketingkampagne von DocMorris in Deutschland und die Lancierung der ersten Zur-Rose-Flagship-Apotheke in Bern (Bild), CHF 2 Mio. auf die Einführung neuer, leistungsstarker IT-Systeme am Hauptsitz in Frauenfeld sowie CHF 3 Mio. auf Aufwendungen im Zusammenhang mit der Kapitalerhöhung. Bereinigt um die vorgenannten Aufwendungen lag das Ergebnis in der Vorjahresgrössenordnung.

Bei gleichbleibender Bruttomarge wurde ein Betriebsergebnis (EBITDA) von CHF 2.1 Mio. (2015: CHF 15.8 Mio.) erzielt; das Unternehmensergebnis schlägt mit minus CHF 12.8 Mio. (2015: CHF 3.4 Mio.) zu Buche. Im Rahmen der Kapitalerhöhung flossen der Gesellschaft im Herbst brutto CHF 40 Mio. neues Eigenkapital zu. Die Zur-Rose-Gruppe verfügte per Jahresende über eine komfortable Eigenkapitalquote von 39.7 Prozent (2015: 31.2 Prozent).

Zur Rose

Unter der Marke Zur Rose konnte der Umsatz in der Schweiz und in Deutschland im Geschäftsjahr 2016 um knapp 2 Prozent auf CHF 531 Mio. gesteigert werden. Mit einem Umsatzplus von 4 Prozent verzeichnete das Ärztegeschäft im Heimmarkt Schweiz das stärkste Wachstum. Vor dem Hintergrund der strategischen Bedeutung des Ärztegeschäfts bildeten das Management und die Ärztevertreter des Verwaltungsrats 2016 eine Arbeitsgruppe, die den Transformationsprozess der Arztrolle in einem zunehmend digitalisierten Gesundheitswesen begleitet und unterstützt.

Durch den Verzicht auf nicht profitable Umsätze im Bereich Specialty Care und durch den Entfall des Geschäfts mit rezeptfreien Arzneimitteln nach dem Bundesgerichtsurteil von 2015 verringerte sich im Geschäftsjahr 2016 der Umsatz des B2C-Geschäfts um 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im klassischen Versand rezeptpflichtiger Arzneimittel an Privatkunden nahmen die Verkäufe indessen weiter zu. Die im August 2016 begonnene Umsetzung der Omni-Channel-Strategie gab diesem Geschäftsbereich zusätzlichen Auftrieb. Die Eröffnung einer weiteren stationären Apotheke folgt im Sommer 2017 im Rahmen der strategischen Kooperation mit der Migros.

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DocMorris

DocMorris erhöhte 2016 den Gesamtumsatz um 12 Prozent auf CHF 361 Mio. Mit rezeptfreien Arzneimitteln (OTC) steigerte sie den Umsatz um über 50 Prozent auf erstmals über EUR 100 Mio. und gehört damit auch beim OTC-Versand zu den führenden Versandapotheken in Deutschland. Der Europäische Gerichtshof beseitigte mit seinem Urteil vom 19. Oktober 2016 für Apotheken im EU-Ausland das 2012 eingeführte Handelshemmnis, was das zukünftige Geschäft mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln begünstigt. Im vierten Quartal konnte DocMorris daher im Bereich der rezeptpflichtigen Medikamente erstmals seit dem Bonusverbot eine positive Neukundenentwicklung herbeiführen. Unabhängig von diesem Urteil startete DocMorris bereits im September 2016 eine deutschlandweite TV-Kampagne, die den auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten fokussierten Leistungsumfang der Versandapotheke kommuniziert.

Verzicht auf Dividende

Mit Blick auf die langfristige Entwicklung der Zur-Rose-Gruppe erachtet es der Verwaltungsrat als richtig, die Finanzmittel im Unternehmen zu belassen, um damit auch 2017 fortgesetzt das Wachstum zu finanzieren. Aus diesem Grund wird er der Generalversammlung am 4. Mai 2017 vorschlagen, in diesem Jahr auf die Ausschüttung einer Dividende zu verzichten.

Zuwahl in den Verwaltungsrat

Im Weiteren wird der Verwaltungsrat der Generalversammlung die Wahl von Dr. Heinz O. Baumgartner in den Verwaltungsrat vorschlagen. Dr. Heinz O. Baumgartner ist seit 2008 CEO der Schweiter Technologies AG in Horgen. Die zeitlich begrenzte Erhöhung auf sieben Verwaltungsratsmitglieder steht vor dem Hintergrund des altersbedingten Rücktritts von Dr. Lukas Wagner im Jahr 2018.

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Forciertes Wachstum im ersten Quartal 2017

Die Zur-Rose-Gruppe vermochte den Wachstumskurs im ersten Quartal 2017 verstärkt fortzusetzen. Insgesamt nahm der Umsatz nach vorläufigen Zahlen um 7 Prozent auf CHF 229 Mio. gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zu. Im ersten Quartal 2017 wurden die operativen Segmente nach IFRS 8 neu definiert und die Aktivitäten im deutschen Markt unter den beiden Marken «DocMorris» und «Zur Rose» im Segment Deutschland zusammengefasst. Das Segment Schweiz umfasst das Geschäft unter der Marke «Zur Rose» im Heimmarkt Schweiz. Während sich das Segment Schweiz im ersten Quartal 2017 mit einem Umsatzzuwachs von 2 Prozent auf CHF 117 Mio. gut behauptete, erhöhte sich der Umsatz im Segment Deutschland um 13 Prozent auf CHF 112 Mio.

Hauptwachstumstreiber war – wie 2016 – der Versand rezeptfreier Arzneimittel durch DocMorris in Deutschland. Auf der Basis der positiven Neukundenentwicklung gelang es DocMorris zudem, bei den rezeptpflichtigen Arzneimitteln im ersten Quartal 2017 erstmals seit dem Bonusverbot 2012 wieder zu wachsen. Die TV-gestützte Mediakampagne wie auch das Urteil des Europäischen Gerichtshofes haben diese Entwicklung positiv beeinflusst.

Ausblick

Die Zur-Rose-Gruppe beabsichtigt, 2017 ihre führende Stellung im Arzneimittelversand in Europa weiter auszubauen. In Deutschland soll die Fortsetzung der Mediakampagne das nachhaltige Wachstum von DocMorris begünstigen. Im Heimmarkt Schweiz soll das Kerngeschäft, unterstützt durch die neuen Vertriebskanäle, für weitere Impulse sorgen.