Ziegler: Autobremser geben Vollgas
von Stephan Ziegler*
Konkret sollen im angebrochenen Jahr allein auf der Parkierungsanlage Kreuzbleiche nochmals rund 35 Parkplätze und auf Marktplatz, Bohl und Blumenmarkt alle 51 oberirdischen Parkplätze aufgehoben werden, um den Bereich völlig autofrei zu machen. Für diese steht, wen wunderts, kein Ersatz zur Verfügung. Und von den schon längst aufgehobenen Parkplätzen in der nördlichen Altstadt, die vor Jahren mit dem scheinheiligen Argument gekillt wurden, es gäbe ja bald Ersatz dafür in der Parkgarage Schibenertor, redet heute niemand mehr. Dem neuen Parkhaus werden von Stadtrat und Stadtparlament immer wieder Steine in den Weg gelegt – ob es je wie versprochen gebaut werden kann, steht in den Sternen.
Doch damit nicht genug: Nach der Baubewilligung für die Erweiterung des Parkhauses Unterer Graben sollen bald 65 weitere weisse Plätze aufgehoben werden. Es handle sich dabei um drei am Blumenmarkt/Unteren Graben, vier an der Kirchgasse, sechs an der Müller-Friedberg-Strasse, 14 an der Schwertgasse, 22 am Unteren Graben und 16 am Platztor, zählen die «St.Galler Nachrichten» auf – ein verkehrspolitischer Wahnsinn, denn sämtliche Parkplätze werden grund- und sinnlos aufgehoben.
Warum das rot-grün dominierte St.Galler Stadtparlament mit diesem Amoklauf ohne Not an dem Ast sägt, auf dem es sitzt, ist nur mit einem blindwütigen Verkehrsegoismus zu erklären, der ohne Rücksicht auf Verluste das Feindbild Automobil mit allen Mitteln bekämpft. Den linken Stadtparlamentariern scheint das Wohlergehen «ihrer» Stadt egal zu sein: Bekanntlich leben eine Stadt und ihr Gewerbe auch von der guten Erreichbarkeit mit dem Individualverkehr – gerade in Zeiten des grassierenden Einkaufstourismus im Ausland und im Web sind die Verantwortlichen umso mehr gefordert, die Rahmenbedingungen fürs städtische Gewerbe wo immer möglich zu optimieren. Und dazu gehören in erster Linie genügend Parkplätze in der Innenstadt.
Beschämenderweise ist von bürgerlicher Seite kaum nennenswerter Widerstand gegen die verheerenden Pläne der Linken zu vernehmen – selbst die (zustande gekommene) «Mobilitätsinitiative» traut sich nicht, klar für das Auto Stellung zu nehmen, sondern fordert verschämt, bei der Entwicklung des Gesamtverkehrs sollen vermeidbare Behinderungen und Gefährdungen reduziert werden. Eine Schande für Wirtschaft und Politik, dass hier nicht versucht wird, dem linken Gesinnungsterror energischer Einhalt zu gebieten. Argumente gäbe es genug.
Wenn dieser Irrsinn so weitergeht, werden noch mehr Geschäfte schliessen, noch mehr Arbeitsplätze vernichtet und noch mehr Menschen die Stadt meiden – eine ruinöse, aber für Links-Grün typische Politik. Zumindest können dann die neuen Erwerbslosen auf den entstandenen «Freiflächen» ihre arbeitsfreie Zeit geniessen. Fürs Einkaufen bleibt halt etwas weniger Geld, dafür hat man ja dank weniger Geschäfte auch weniger Versuchungen.
*Stephan Ziegler ist Chefredaktor der LEADER-Herausgeberin MetroComm AG.