Wachstum in der Industrie kommt zum Halt

Der Raiffeisen KMU PMI sank im August von 52,8 auf 50,6 Punkte und schloss damit auf dem tiefsten Niveau seit der Omikron-Welle zu Jahresbeginn. Der Rückgang ist insbesondere auf die Verschlechterung beim Produktionsvolumen und beim Auftragsbestand zurückzuführen. Die beiden Subkomponenten fielen erstmals seit Januar unter die Wachstumsschwelle von 50.
Besonders stark war der Rückgang beim Produktionsvolumen. Das ist zwar zu einem gewissen Grad auch auf die Ferienzeit zurückzuführen, nichtsdestotrotz ist der Abwärtstrend bei der Geschäftslage der KMU unverkennbar. Genau wie bei den grösseren Unternehmen hat sich die Stimmung in den letzten Monaten sukzessive verschlechtert, wobei der Raiffeisen KMU PMI weiter deutlich tiefer notiert als der Einkaufsmanagerindex von procure.ch.
Ohne den Beitrag der Lieferfristenkomponente, die aufgrund der Probleme in der weltweiten Logistik nach oben verzerrt ist, stünde der Raiffeisen KMU PMI gar unter der Wachstumsschwelle von 50. Bei den meisten europäischen PMIs für die Industrie ist dies bereits der Fall.
Energiekosten werden immer mehr zur Belastung
Indexwerte von deutlich über 50 sind beim Raiffeisen KMU PMI angesichts des anspruchsvollen Umfelds ebenfalls nicht mehr realistisch. Die globale Konjunktur ist ins Stocken geraten, womit auch die Auslandsnachfrage nach Schweizer Gütern nicht mehr so stark ausfällt.
Darüber hinaus werden gleichzeitig auch die Energiekosten immer mehr zu einer grossen Belastung. Die meisten Unternehmen bezahlen bereits deutlich höhere Gaspreise. Nun schlagen sich auch die im Grosshandel exorbitant gestiegenen Strompreise immer mehr auf die Endkunden durch. Die Grossverbraucher dürfen ihren Strombedarf auf dem freien Markt decken und sind bereits mit enorm höheren Kosten konfrontiert.
Für alle anderen Unternehmen (und die Konsumenten) steigt die Stromrechnung im Rahmen der jährlichen Preisanpassung zu Beginn des nächsten Jahres. Zu den Grossverbrauchern, die schon jetzt viel höhere Preise zahlen, zählen auch etliche KMU.
«Sollte das mit den explodierenden Stromkosten so weitergehen, ist unser ganzer Betrieb in Gefahr» schlägt z.B. ein Geschäftsführer eines KMU Alarm, das in der Metallbranche tätig ist. Das Ausmass der Kostenexplosion unterscheidet sich je nach Energieintensität der Produktion und je nach Beschaffungsstrategie. In vielen KMU haltet sich die Mehrbelastung zwar noch in Grenzen. Aber auch hier drohen in den nächsten Monaten deutlich höhere Strompreise.