Uraufführung "Durcheinandertal"
In seinem letzten Roman schöpft Dürrenmatt nochmals aus dem Vollen und beweist, dass er der Meister der Groteske und Fabulierlust ist.
Es geht nicht mit rechten Dingen zu im Durcheinandertal: Ein Kurhaus, in dem sommers Millionäre einer ‹Theologie der Armut› nachgehen, wird winters zur Zuflucht für Mafiakiller und andere Kriminelle. Mittendrin: Ein Theologe mit dem sprechenden Namen Moses Melker, der selbst zwei seiner Ehefrauen auf dem Gewissen hat. Ein Polizist, der lieber kocht als zu arbeiten. Und die Tochter des Gemeindepräsidenten, die allen schweren Jungs überlegen ist und nicht zuletzt ein mephistophelischer kalbgrosser Hund.
In seinem letzten Roman kehrt Friedrich Dürrenmatt noch einmal unten nach oben und oben nach unten. Durcheinandertal kombiniert Dürrenmatts Lebensthemen: die Unsicherheit und Unbestimmbarkeit der Existenz, die Groteske und sein Denken der Welt als Labyrinth.
Diese Lust am grossen Melodrama oder dem grossen Witz zeigt sich auch im Bühnenbild von Claudia Rohner, einem stilisierten Riesenhund. Er verkörpert mal augenzwinkernd ein monumentales Götzenbild und ist dann auf einmal feine Architektur. Grotesk wirken auch Martin Pfaffs Rollenbesetzungen mit gegenteiligen Geschlechtern.