St.Gallen

Swiss Money Map: Wird die Schweiz zur «Bargeldwüste»?

Swiss Money Map: Wird die Schweiz zur «Bargeldwüste»?
Der Zugang zu Bargeld in der Schweiz ist nach wie vor gewährleistet, die Erreichbarkeit nimmt jedoch ab.
Lesezeit: 3 Minuten

Noch immer ist Bargeld ein beliebtes Zahlungsmittel in der Schweiz. Die neueste Ausgabe der HSG-Studie «Swiss Money Map 2024» zeigt, dass die Infrastruktur für den Bargeldbezug zurückgeht. Gleichwohl bleibt der Zugang zu Bargeld trotz der abnehmenden Dichte von Geldautomaten, Bank- und Postfilialen in der Schweiz zufriedenstellend.

Text: pd/jos

Das Projekt «Swiss Money Map» analysiert die räumliche Verteilung von Geldautomaten, Bankfilialen und neu auch Postfilialen in der Schweiz im Zeitverlauf. Wie die aktuelle Auswertung zeigt, gibt es trotz der insgesamt guten Versorgung regionale Unterschiede, insbesondere zwischen städtischen und ländlichen Gebieten. Seit 2021 hat sich die Anzahl der Geldautomaten um 443 (-7 %) und die der Bankfilialen um 164 (-7 %) verringert.

In kleinen, ländlichen Gemeinden verschlechterte sich die Erreichbarkeit zunehmend: 936 Gemeinden (45,1 %) verfügten im Jahr 2023 über keinen Geldautomaten, ein Anstieg um 10,8 % seit 2021. Ebenso verfügten 1239 Gemeinden über keine Bankfiliale, ein Zuwachs von 10,6 % seit der letzten Erhebung. Viele ländliche Gemeinden laufen Gefahr, ihren letzten Bargeldzugang zu verlieren. So haben 94 Gemeinden seit 2021 ihren letzten Geldautomaten eingebüsst, während 119 Gemeinden neu keine Bankfiliale mehr aufweisen.

Neue Bemessung der Distanzen zu Bargelddienstleistungen

Die aktuelle Publikation ist die zweite Ausgabe der Studie und knüpft an die Untersuchung von 2021 an. Neu wurden dabei auch die Reisezeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln berücksichtigt, um ein umfassendes Bild des Zugangs zu Bargelddienstleistungen zu zeichnen.

«Auf der Grundlage des Schweizer Strassennetzes berechnen wir die tatsächlichen Distanzen und Fahrtzeiten zur nächstgelegenen Bargeldbezugsstelle. Damit simulieren wir realitätsnahe Bedingungen», sagt Dr. Tobias Trütsch, Studienautor und Leiter des Center for Financial Services Innovation (FSI-HSG) an der Universität St.Gallen. Obwohl der Bargeldzugang in der Schweiz insgesamt weiterhin zufriedenstellend ist, zeigt der Vergleich mit der Studie von 2021 eine Verschlechterung hinsichtlich Erreichbarkeit von Bargelddienstleistungen.

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Guter Zugang zu Bargeld, doch die Erreichbarkeit nimmt ab

Die durchschnittliche Distanz zum nächsten Bargeldzugangspunkt beträgt für die Schweizer Bevölkerung rund 800 Meter; sei es zu einem Geldautomaten, einer Bankfiliale oder einer Postfiliale – je nachdem, welcher dieser «Cash Points» am nächsten liegt. Personen in der Schweiz sind im Durchschnitt 1,2 Kilometer bis zum nächsten Geldautomaten entfernt, 1,8 Kilometer zur nächsten Bankfiliale und 1,1 Kilometer zur nächsten Postfiliale.

Mit dem Auto erreicht man einen Bargeldbezugspunkt in durchschnittlich 3 Minuten. Die Fahrzeit zum nächsten Geldautomaten beträgt im Durchschnitt 3,7 Minuten, zur Bankfiliale 4,3 Minuten und zur Postfiliale ebenfalls 3,7 Minuten. Mit dem öffentlichen Verkehr benötigen die Menschen im Durchschnitt 8,5 Minuten zum nächstgelegenen Bargeldzugangspunkt, wobei die Reisezeit zu einem Geldautomaten 11,2 Minuten, zu einer Bankfiliale 14,6 Minuten und zu einer Postfiliale 11,4 Minuten beträgt.

Trotz der insgesamt guten Versorgung nahm die Erreichbarkeit zu Bargelddienstleistungen schweizweit ab. Seit 2021 ist die durchschnittliche Distanz zum nächstgelegenen Geldautomaten um rund 100 Meter angestiegen und die Reisezeit hat sich um ca. 6 Sekunden verlängert. Für Bankfilialen erhöhte sich die Entfernung um 200 Meter und die Fahrtzeit stieg um 12 Sekunden. Dies ist für sich gesehen kein hoher Zeitverlust – aber der Beginn einer Entwicklung, die sich weiterhin verschlechtern könnte.

Die Rolle der Post beim Bargeldzugang

In der diesjährigen Studie wurde neu auch die Schweizerische Post als Anbieterin von Bargelddienstleistungen berücksichtigt. Sie spielt insbesondere in ländlichen Gemeinden eine wichtige Rolle, da in diesen Regionen die Distanzen und Reisezeiten zur nächsten Postfiliale oftmals geringer sind als zur nächsten Bank und zum Geldautomaten. Die Post bietet in vielen Regionen einen alternativen und vielfach besseren Zugang zu Bargeld als private Anbieter, wobei dies ihrem aktuellen Grundversorgungsauftrag entspricht.

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Versorgungssicherheit mit Bargeld ist gewährleistet

Insgesamt ist der Zugang zu Bargeld in der Schweiz gemäss der Auswertung weiterhin zufriedenstellend. Lediglich 1,2 % der Bevölkerung müssen mehr als fünf Kilometer zum nächstgelegenen Bargeldzugangspunkt zurücklegen. Nur 0,6 % benötigen mehr als zehn Minuten mit dem Auto, um eine Bargeldquelle zu erreichen, und 5,5 % der Menschen sind auf eine Reisezeit von mehr als 20 Minuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln angewiesen. Diese Anteile sind umso höher, je kleiner die Gemeinde ist. Die Zahlen verdeutlichen, dass die Versorgung mit Bargeld in der Schweiz trotz des Abbaus der Infrastruktur insgesamt nach wie vor gewährleistet ist.

Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Nationalbank

Die Untersuchung verdeutlicht den allgemeinen Trend des Rückgangs der Bargelddienstleistungen. «Wir freuen uns, dass die Schweizerische Nationalbank künftig am Projekt Swiss Money Map beteiligt ist, um ihr Mandat zur Sicherung der Bargeldversorgung weiterhin bestmöglich zu gewährleisten», sagt Studienleiter Trütsch. «Diese Zusammenarbeit hilft, fortlaufend zu überprüfen, ob auch langfristig schweizweit ausreichend Möglichkeiten bestehen, Bargeld zu beziehen.»

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