St.Gallen schafft sich ab

St.Gallen schafft sich ab
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Immer wieder wird geklagt, in St.Gallen «laufe nichts». Nun hat am Sonntag die «Classica St.Gallen», eine Old- und Youngtimer-Rally, in der Gallusstadt haltgemacht. Ein Grund zur Freude? – Nicht für die städtische Verwaltung: Schikanöse Bewilligungsverfahren, rasch ausgestellte Parkbussen und kleinliche Verbote verhindern, dass die Veranstalter ein zweites Mal nach St.Gallen kommen wollen.

Über 40 historische Fahrzeuge bevölkerten am Sonntag bei schönstem Wetter die St.Galler Marktgasse – sehr zur Freude des zahlreich erschienenen Publikums, das die Preziosen auf Rädern aus der Nähe bewundern konnte.

Weniger Freude an der Veranstaltung hatte offenbar die Stadt St.Gallen: Wie das «Tagblatt» berichtet, hat sie mit einem umständlichen Bewilligungsverfahren, unzähligen Auflagen und übereifrigen Polizisten den Veranstaltern die Lust auf eine zweite Durchführung in der Gallusstadt nachhaltig vergällt. Organisator Hans André Bichsel zum «Tagblatt»: «Wir haben Ähnliches in Basel, Zürich und anderen Städten veranstaltet. Dort hatten wir nie solche Probleme. Was in St.Gallen abgeht, ist erschreckend.»

Was ist passiert? An der «Classica St.Gallen» hatten es Fahrer der Begleitfahrzeuge gewagt, ebendiese auf der – wie immer leeren – «Begegnungszone» vor der Acrevis-Bank abzustellen. Flugs waren eifrige Stadtpolizisten zur Stelle, die grosszügig Bussen verteilten. Damit aber nicht genug: Fahrer und Organisatoren veranstalteten vor einem Restaurant in der Altstadt eine Tavolata, ein gemeinsames Mittagessen. Auch dort dauerte es nicht lang, bis die Polizei kam. «Sie drohte uns mit einer Strafanzeige, wenn die Sitzbänke nicht dichter ans Gebäude gestellt werden würden», so Bichsel zum «Tagblatt».

Die Ordnungshüter hätten nach dem Buchstaben des Gesetzes gehandelt, versucht sich die zuständige Stadträtin Sonja Lüthi (GLP) zu rechtfertigen. Das mag sein, ist aber mehr als ungeschickt: In St.Gallen werden grosse Anstrengungen unternommen, um die Innenstadt zu beleben. Da stören ein paar Autos auf dem Marktplatz am Sonntag (und nicht nur dann, aber das ist eine andere Geschichte) ebenso wenig wie eine Tavolta vor einem Restaurant. Dass die Polizei dabei emsig intervenierte – der Veranstalter spricht von einem ständigen Patrouillieren, «man hat uns fast beim Essen zugesehen» –, ist ein Armutszeugnis für die Stadtverwaltung. Offenbar fehlt ihr das Fingerspitzengefühl – oder der Wille –, ihren Beitrag zur Belebung der Innenstadt zu leisten.

Der Stadtrat ist nun gefordert, über die Bücher zu gehen, damit sich solche peinlichen Kleinkariertheiten nicht wiederholen. Schliesslich soll die Stadt Gäste anlocken, nicht vergraulen. Mit den Veranstaltern der «Classica St.Gallen» haben es die Verantwortlichen bereits gründlich verspielt; sie werden nicht wiederkommen.