Spitex St.Gallen mit 1.7 Millionen Franken Verlust

Die Spitex St.Gallen AG wurde im August 2020 gegründet, um als Einheitsorganisation für das ganze Stadtgebiet ab 1.Januar 2021 den gesetzlichen Versorgungsauftrag der politischen Gemeinde für Leistungen der Pflege zu Hause zu Gunsten der Stadtbevölkerung zu übernehmen. Das erste Betriebsjahr der Spitex St.Gallen AG war geprägt vom Change-Prozess, der sich aus der Zusammenführung unterschiedlicher Organisationsstrukturen ergab, sowie der seit zwei Jahre andauernden Corona-Situation.
87 Kündigungen
Zusätzlich erschwerend waren die personellen Herausforderungen: Der operative Start im Januar 2021 erfolgte mit einem Unterbestand von 30 Mitarbeitern, dazu kamen 40 Kündigungen innerhalb von zwei Monaten. Insegsamt kam es zu 87 Kündigungen und 59 Neueintritten seit dem 1. Januar 2021. Sowohl die Rekrutierungen als auch die Überbrückung mit temporären Arbeitskräften führten in einem von Covid19 geprägten Umfeld und einem schweizweiten Mangel an ausgebildeten Pflegefachkräften zu wesentlich höheren Personalkosten.
Ebenso mussten für Schulungen und Nachschulungen im Bereich der Prozesse und der IT zusätzliche Ausgaben getätigt werden. Es zeigte sich zudem, dass die Produktivität tiefer als erwartet war. Diese tieferen Leistungsstunden führten zu tieferen Einnahmen. Trotz dieser Herausforderungen vermochten die Mitarbeitenden dank ihres unermüdlichen Einsatzes den Versorgungsauftrag sicherzustellen, hiess es am Mittwoch vor den Medien.
Versorgungssicherheit gewährleistet
Nach der Kündigung des ehemaligen Geschäftsführers der Spitex St.Gallen AG Mitte 2021 übernahm Anna Ravizza als Delegierte des Verwaltungsrats die operative Führung der Organisation. Bisher konnte keine geeignete Nachfolge für die Geschäftsleitung gefunden werden. «Um ein Wir-Gefühl zu schaffen, braucht es Zeit und passiert nicht innerhalb weniger Monate. Wir sind aber auf einem guten Weg und die Mitarbeiter auf allen Stufen leisten Hervorragendes und setzen sich trotz vieler Widrigkeiten für ihre Klienten und ihren Betrieb ein», so Ravizza.
Auch Stadträtin Sonja Lüthi äusserte sich zur angespannten Lage: «Es sind Fehler passiert und wir sind uns diesen bewusst. Unser oberstes gemeinsames Ziel ist die Sicherstellung der Versorgung. Diese war zu keinem Zeitpunkt gefährdet und für alle, jederzeit und auf dem ganzem Stadtgebiet verfügbar.»
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Es droht Unterkapitalisierung
Die bislang provisorisch vorliegende Jahresrechnung 2021 schliesst mit einem Verlust von rund 1.7 Millionen Franken ab. Die drohende Unterkapitalisierung, die aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen behoben werden muss, erfordere deshalb ein Massnahmenpaket. Eine ordentliche Revision soll die Entscheidungsgrundlage für die Ausgestaltung dieses Pakets liefern sowie Auskunft geben über den effektiven Kapitalbedarf.
Die Stadt St.Gallen hat als Hauptaktionärin und Leistungsauftraggeberin eine Doppelrolle und stehe auch in der Pflicht, die Gesellschaft solide zu kapitalisieren, um den Weiterbetrieb zu sichern.
Eine entsprechende Vorlage ans Parlament ist per Mitte 2022 vorgesehen. Die Spitex St.Gallen AG soll rekapitalisiert werden, so dass sie ein solides Fundament für die Erfüllung ihres Auftrages hat und Schwankungen im Geschäftsgang selbst ausgleichen kann. Ziel ist die Wiederherstellung der ursprünglichen Kapitalbasis.