Ribar gerät unter Druck

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Die Degersheimer SBB-Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar macht im Zusammenhang mit ihrem umstrittenen Mandat im Capoinvest-Verwaltungsrat auf Schadensbegrenzung: Es sei vergessen worden, das Mandat zu melden. «Das war mein Fehler und tut mir Leid.» Ihre Zusammenarbeit mit dem verurteilten Geschäftsmann Jean-Claude Bastos bringt der SBB-Präsidentin nicht nur politischen Ärger.

Die oberste Chefin der Bundesbahnen gerät in Bedrängnis: Die Enthüllungen rund um die Paradise Papers rücken Ribar in den Dunstkreis des wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung verurteilten Schweiz-Angolaners Jean-Claude Bastos. Ribar sass zwischen Mai 2015 und Juni 2016 im Verwaltungsrat von Bastos’ Firma Capoinvest Limited mit Sitz auf den britischen Jungferninseln, wofür ihr laut einer internen E-Mail 100'000 Dollar zugesichert wurden. Capoinvest steht hinter der Finanzierung eines grossen Hafenprojekts in Angola – in das Ribar ihre Logistikexpertise einbrachte.

Auf den Vorhalt, dass sie den Bundesrat vor ihrer Wahl zur SBB-Präsidentin nicht über das neue Mandat informiert habe, sagte die Degersheimerin gemäss SRF: «Das war in der Tat unglücklich.» Zu jenem Zeitpunkt habe sie bereits entschieden, dass sie bei einer Übernahme des SBB-Präsidiums den Capoinvest-Verwaltungsrat wieder verlasse. «Darum ging vergessen, das Mandat zu melden», sagte Ribar weiter.

Im SBB-Geschäftsbericht 2015, der bald darauf erschienen sei, sei es aber ausgewiesen worden. «Allerdings ist es falsch, wenn behauptet wird, ich hätte es absichtlich nicht gemeldet. Es ging ganz einfach vergessen», sagte Ribar weiter. Sie habe unterschätzt, dass sie aufgrund ihres SBB-Präsidiums eine öffentliche Person sei und es dann schnell Wirbel geben könne. «Diesen Aspekt werde ich sicher in Zukunft stärker beachten», so Ribar gemäss SRF.

Sie habe um die Vergangenheit von Jean-Claude Bastos gewusst, der die Firma Capoinvest kontrolliert und wegen mehrfacher ungetreuer Geschäftsbesorgung verurteilt worden war. Bastos sei zu diesem Fehler auch immer gestanden, sagte Ribar weiter. Dieser Fall liege aber weit zurück. Das sei 2003 gewesen, das Urteil sei 2011 erfolgt. «Als ich Herrn Bastos 2014 kennengelernt habe, war der Strafregistereintrag für Drittpersonen schon wieder gelöscht. Im Licht der heutigen Diskussionen hätte ich aber das gesamte Umfeld kritischer gewichten sollen», sagte Ribar weiter.

Bundesbern verlangt nun Rechenschaft: Natalie Rickli, SVP-Nationalrätin und Präsidentin der Verkehrskommission, fordert gemäss dem «Bund» Aufklärung. «Frau Ribars Vorgehen wirft Fragen auf. Verkehrsministerin Doris Leuthard muss jetzt untersuchen, warum Frau Ribar den Bundesrat nicht über dieses Mandat informiert und ob sie allenfalls die nötigen Sorgfaltspflichten verletzt hat. Auch Frau Ribar selbst sollte unverzüglich aus eigenem und im Interesse der SBB Klarheit schaffen.» Rickli erhält Sukkurs von ihrem Kommissionskollegen, GLP-Präsident Jürg Grossen. «Der Entscheid von Frau Ribar, als Verwaltungsrätin und designierte Verwaltungsratspräsidentin eines Staatsunternehmens dieses heikle Mandat anzunehmen, ist schwer nachzuvollziehen.» Sie müsse nun offenlegen, wie es zu dem Mandat gekommen sei, so Grossen im «Bund». Dann zeige sich, ob und welche Konsequenzen sie ziehen müsse.

In Wirtschaftskreisen werde Ribars Integrität zwar nicht angezweifelt, so der «Bund», aber der Tenor sei einhellig: Hat man exponierte Mandate bei Konzernen wie SBB oder Lufthansa, liegen keine Experimente drin. «Das Reputationsrisiko ist einer der wichtigsten Faktoren, die es bei der Annahme eines neuen Mandats zu beachten gilt», sagte Monika Bütler, HSG-Professorin und Multiverwaltungsrätin (Schindler, Suva, Nationalbank), zum «Bund».