Regionale Wirtschaft im Krisenmodus

Im Kampf gegen das Coronavirus wurde die Weltwirtschaft zum Schutz der Gesundheit zu einem grossen Teil lahmgelegt. Die Wirtschaft rund um den Globus wird in eine staatlich verordnete Rezession gezwungen. Diesem markanten Einbruch der Weltkonjunktur kann sich die stark internationalisierte Schweizer und Ostschweizer Wirtschaft nicht entziehen.
Neue Tiefstände und Rekorde
Die Pandemie hat zu einigen Rekorden geführt. So ist der Konjunkturindex der Region auf einen neuen Tiefstand gefallen. Im bisher unbekannten Tempo ist die Kurzarbeit auf einen Rekordwert angestiegen, arbeiten doch rund ein Drittel der Erwerbstätigen in der Ostschweiz zurzeit kurz. Noch nie wurde der Geschäftsgang von den Detailhändlern unserer Region so schlecht beurteilt wie heute. Ebenfalls noch nie ist im Bau die Geschäftslage gegenüber dem Vormonat so stark gesunken wie im April 2020. Zudem ist die Konsumentenstimmung auf ein historisches Tief gefallen.
Schrumpfende Exporte
Spuren der Krise zeigen sich auch im Export der Region St.Gallen-Appenzell, sind sie doch im ersten Quartal 2020 um 6.5 Prozent und im Monat März um 12.2 Prozent zurückgegangen. Unter stark rückläufigen Auslandlieferungen leiden vor allem die Fahrzeug- (-35%), die Maschinenindustrie (-11%) und die Elektrotechnik (-12%). Aber auch alle anderen Exportbranchen liegen im Minus, mit Ausnahme der Pharmaindustrie. Die Pharmaexporte stiegen im ersten Quartal um 7.5 Prozent auf ein neues Rekordhoch.
Nachfragerückgang in der Industrie
Bei rund zwei Drittel der Industriefirmen unserer Region hat das Coronavirus einen Rückgang der Nachfrage ausgelöst. Bei der Mehrheit liegt die Produktion unter der Vorjahresperiode. Auch der Bestellungseingang sowie der Auftragsbestand werden in Mitleidenschaft gezogen. Von Kurzarbeit betroffen sind 38 Prozent der in der St.Galler Industrie beschäftigten Mitarbeiter. Der Abwärtstrend hat sämtliche Industriebranchen erfasst, wobei die Betroffenheit unterschiedlich ist. So vermochte die Chemie- und Pharmaindustrie der steifen Brise am besten zu widerstehen. Die Druck- und Verlagsindustrie konnte den Auftragsbestand zwar halten, doch die Ertragslage hat sich markant verschlechtert. Deutliche Spuren der Abkühlung zeigen sich in der Maschinen- und Metallindustrie. Einheitlich, nämlich düster, fällt der Ausblick aller Industriebranchen auf die kommenden sechs Monate aus.
Einbruch der Geschäftslage im Detailhandel
Obwohl der Verkauf von Food-Artikeln zugenommen hat, sanken die Umsätze im Detailhandel im März gemäss Bundesamt für Statistik um 6.2 Prozent. Die staatlich angeordnete Schliessung vieler Verkaufsstellen hat den Geschäftslageindikator auf den tiefsten Stand seit mehr als 15 Jahren gedrückt. Mit der Öffnung der Geschäfte am 11. Mai kehrt zwar wieder eine gewisse Normalität zurück, aber im Non-Food-Bereich ist ein starker Rückgang der Jahresumsätze nicht mehr zu vermeiden. Bremsend wirkt sich zudem die Konsumentenstimmung aus, welche im April auf einen neuen Tiefstwert gesunken ist.
Sorgen auch im Baugewerbe
Das Baugewerbe wird von der Pandemie deutlich weniger stark betroffen als die meisten anderen Branchen. So hat die Bautätigkeit in unserer Region bisher kaum gelitten und die Kapazitätsauslastung ist stabil geblieben. Allerdings ist die Geschäftslage gegenüber dem Vormonat so stark gesunken wie noch nie. Dennoch wird sie von 30 Prozent als gut und nur von 13 Prozent als schlecht beurteilt. Die rezessive Entwicklung im Umfeld der Bauwirtschaft zeigt sich insbesondere im Ausblick auf die kommenden Monate. Trotz Preissenkungen rechnen die Baumeister mit einem Rückgang der Nachfrage.