Raus aus der Todeszone

Raus aus der Todeszone
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Durch Geschwindigkeit, hohe Eigenverantwortung und Leichtigkeit zum Erfolg: Diese Prinzipien seien nicht nur auf extremen Bergtouren, sondern auch bei wirtschaftlichen Unternehmungen überlebenswichtig, sagt der Speed-Bergsteiger Benedikt Böhm. Entsprechende Impulse vermittelte der Unternehmer Ende November an der Fachtagung der Sirnacher INNOSourcing GmbH.

In 24 Stunden auf den 8000-Meter-Berggipfel und wieder zurück: Mit schwierigen Bedingungen hat Benedikt Böhm umzugehen gelernt. Seine Erkenntnisse hat der Internationale Geschäftsführer der Sportartikelmarke Dynafit im praktischen Wirtschaftsleben umgesetzt. Entsprechende Impulse vermittelte der aus München stammende Unternehmer an der jüngsten Fachtagung der Ostschweizer INNOSourcing GmbH. Sie ist eine führende Dienstleisterin im Beschaffungsmanagement und unterstützt Kaderleute sowie deren Unternehmen aus verschiedensten Industriebereichen.

Vom Status quo befreien

„Risiken lassen sich durch Geschwindigkeit minimieren“, berichtete Böhm. Entscheidend seien die mentale und körperliche Vorbereitung, aber auch das Befolgen einer optimierten Prozesskette. „Innert 24 Stunden muss ich wieder unten sein, sonst ist etwas schiefgelaufen“, erzählte der Extrembergsteiger. Seine Erfahrungen hat der 41-Jährige auch im Geschäftsleben umgesetzt, nämlich als er mit der Aufgabe betraut wurde, der Skitourenmarke Dynafit neues Leben einzuhauchen, quasi aus der Todeszone zu führen.

Mittels drastischer Massnahmen gelang es laut Böhm, eine Sportart neu zu definieren und die Marke wieder jung, sexy und dynamisch zu machen. Das Dynafit-Führungsteam habe sich vor allem vom Status quo befreit und auf einem weissen Blatt Papier neu angefangen, machte der engagierte Sportler deutlich. Er wandte dabei konkrete Prinzipien an, die sich auf seinen Touren als überlebenswichtig herausgestellt hatten. Mittlerweile sei aus dem Unternehmen ein eigenes Wachstumsfeld in der Ski-Industrie entstanden, welche das Volumen des Snowboardmarkts übertreffe.

  

Minimales Gesamtgepäck

Auf seinen Bergtouren habe er vor allem die Kunst des Weglassens gelernt. Auf 12 Kilogramm habe er sein Gesamtgepäck reduziert, illustrierte Böhm. Ins Geschäftsleben übertragen bedeute das unter anderem, Prozesse und Produkte zu vereinfachen. So wurden beispielsweise bei Dynafit am Anfang des Turnarounds ein Gossteil der Produkte gestrichen und sich auf die Kernkompetenz Skitouren Bindungen konzentriert. Die Umsätze hätten sich dennoch nach einem Jahr bereits verdoppelt. Nach und nach wurden weitere Produktsegmente wie Skitourenschuhe, Ski, Bekleidung, Rucksäcke, Stöcke, etc. ausgebaut.

Es sei eine Kunst, in der komplexen Geschäftswelt zu entscheiden, „was wir tun wollen und was nicht“, räumte der Unternehmer ein. Vor jeder Bergtour, aber auch vor jedem grösseren geschäftlichen Vorhaben gelte es, die Erwartungen zu klären und die Regeln festzulegen. Unterwegs schliesslich sollte man die Balance zwischen Mut und Angst finden und ein hohes Mass an Eigenverantwortung zeigen. Im Team wiederum könne es gelingen, die Schwächen Einzelner durch die Stärken Anderer zu kompensieren.