Prozesse und Menschen zusammenbringen
Text: Martin Sinzig (auch Bilder)
In vielen Unternehmen herrsche immer noch ein Silodenken, vor allem wenn es um Kosten gehe. Nicht selten werde der Einkauf, etwa an Budgetmeetings zum Jahresende, als der Schuldige angesprochen, nahm Butterweck vorweg. Dabei sollten nicht einzelne Abteilungen, sondern die Firma als Ganzes angeschaut werden.
Anschaulich und anekdotenreich schilderte der frühere Einkaufsmanager, der über langjährige Erfahrungen in der Bau- und Uhrenbranche sowie bei der Schweizerischen Post verfügt, wie moderne Einkaufsorganisationen transformiert und fit für die Zukunft gemacht werden können.
Butterweck: Ganz vorne anfangen
Der Gründer und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Talent-net Schweiz skizzierte, wo angesichts der Megatrends der Dekarbonisierung, der Digitalisierung, der neuen Mobilität und neuer Logistikketten sowie der Urbanisierung die Wachstumpotenziale liegen. Entscheidend für Unternehmen sei es, nicht in funktionalen Strukturen zu verharren.
Die grössten Kosten etwa seien nicht im Einkauf zu verorten, sondern meistens beim Produkt selber, also bei dessen Entwicklung. «Wir müssen ganz vorne anfangen», betonte der Gastreferent. Das bedeute beispielsweise, dass Einkauf und Entwicklung zusammenarbeiten müssen, blickte Butterweck auf praktische Erfahrungen bei der Swatch-Gruppe zurück.
Teamfähigkeit und Kompetenzen
Doch selbst wer die Organisation und die Prozesse im Griff habe, dem nütze das nichts, wenn das Zwischenmenschliche nicht klappe. «People matter most», hob der erfahrene Einkaufsmanager hervor. Diese Erkenntnis sei angesichts der neuen Arbeitswelt im Zeichen von Homeoffice, Online-Besprechungen und der vermehrten Interaktion von Mensch und Technik umso bedeutender geworden.
Ebenso wichtig für eine erfolgreiche Transformation im Unternehmen seien beispielsweise Purpose und Wertorientierung, digitale Kompetenzen, Teamfähigkeit und Kompetenzen. Butterweck riet, Veränderungen und Risiken zu evaluieren, Auswirkungen zu verstehen, Projektteams aufzubauen und eine Roadmap zu erstellen.
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Ziele setzen und kontrollieren
«Der Kulturwandel funktioniert, ist aber nicht einfach. Man muss immer dranbleiben und alle Dimensionen der Transformation und der Kompetenzen überprüfen», erläuterte der Berater und empfahl, auch mutige Entscheidungen zu treffen. Zentraler Erfolgsfaktor sei, die Unternehmensziele mit den Motivationsfaktoren und Entwicklungszielen der Mitarbeiter zu synchronisieren.
Vorbildhaft umgesetzt habe diese Philosophie ein schweizerisches Startupunternehmen. 1993 im Rahmen eines Management-Buyouts von drei Personen gegründet, konzentrierte sich die Firma von Anfang an auf einen Prozess und auf die Beherrschung der Lieferketten. Bei späteren Zukäufen wurde darauf geachtet, die IT-Systeme innerhalb eines Jahres zusammenzuführen, nur zwei Sprachen weltweit zu verwenden und den Maschinenpark zu vereinheitlichen. Mittlerweile sei das Unternehmen bei einem Jahresumsatz von einer halben Milliarde Franken angelangt.