St.Gallen

Maurer und Blocher sorgen für vollen Saal

Maurer und Blocher sorgen für vollen Saal
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Am Gründonnerstag macht man alles, ausser zu politisieren. Bis gestern schien dies klar zu sein. Doch dann sorgten die beiden alt Bundesräte der SVP, Christoph Blocher und Ueli Maurer sowie Ständeratskandidatin Esther Friedli für einen regelrechten Osterstau rund um Widnau. Von der nationalen «SVP-Prominenz» waren auch Ex-Parteipräsident Toni Brunner und die beiden Nationalräte Mike Egger und Roland Rino Büchel im Metropol anwesend.

Text: rrb

Im Widebaumsaal im Widnauer Metropol war für 450 Personen gestuhlt worden. Doch die Plätze waren schon lange vor dem Beginn der Veranstaltung mit dem Thema «Schweiz wohin?» restlos besetzt. Zusätzliche Reihen an Stühlen mussten aufgestellt werden. Die Referenten sorgten dafür, dass die Besucher ihr Kommen nicht zu bereuen hatten.

Von St.Gallen ins Rheintal

Den Auftakt machte Esther Friedli. Sie kam direkt aus St. Gallen von einem Radioduell mit Barbara Gysi, ihrer Gegnerin für den St. Galler Ständeratssitz. Friedli unterstrich die Wichtigkeit einer starken bürgerlichen Stimme im Ständerat in Bern.  

Die Gastrounternehmerin aus dem Toggenburg, welche zusammen mit ihrem Lebenspartner Toni Brunner auch einen Bauernbetrieb führt, stellt sich entschieden gegen die Annäherung der Schweiz an die EU, welche derzeit vom Bundesrat vorangetrieben wird. Unter grossem Applaus machte sie klar: «Für eine Unterjochung unter den EU-Gerichtshof biete ich keine Hand. Eine Beziehung ist immer ein Geben und Nehmen, auch mit der EU.»

Christoph Blocher
Christoph Blocher

Sogar NZZ gab Blocher recht

Der Mann, welcher die einst schwächelnde SVP wiederbelebt hatte, wurde dem Publikum als «ein Stück lebende Geschichte» vorgestellt. Sogar die NZZ habe titeln müssen, dass Blocher mit seiner politischen Weitsicht «Recht bekommen» habe. Blocher schilderte mit einprägsamen Beispielen, weshalb die Schweiz eine allzu starke Zunahme der Bevölkerung nicht stemmen könne. Heute zeige sich, dass «Schengen/Dublin» gescheitert sei. So hätte es in der Schweiz mehr «vorläufig Aufgenommene», also eigentlich illegal Anwesende, als anerkannte Flüchtlinge.

Die Menschen in der Schweiz würden die negativen Folgen der Zuwanderung über alle möglichen Schienen tagtäglich sehen und erleben. Und zwar im Verkehr, im Spital, in der Schule und zunehmend auch auf dem Wohnungsmarkt. Eigentlich wäre es einfach: «Wir müssten nur das machen, was in der Verfassung und in den Gesetzen steht, dann hätten wir es im Griff», so der SVP-Doyen. 

  

CS: «Grössenwahn!»

Den Niedergang der Credit Suisse fasste er mit einem Wort zusammen: «Grössenwahn!» Die amerikanischen Banker würden dieses «Hasardeurenzeugs», also das so genannte Investment Banking, einigermassen beherrschen; die Schweizer hingegen nicht. Und: Der ehemalige CEO der Credit Suisse, Brady Dougan, habe in wenigen Jahren 237 Millionen in den eigenen Sack gewirtschaftet, «gopfertelinomol!» Wenn die Schweiz den Rechtsstaat und die Neutralität aufgebe und die hiesigen Manager mit amerikanischen Methoden «Chlotz»verdienen wollten, dann komme es nicht gut.

Zum Schluss appellierte er eindringlich, dass die SVP die Wahlen im nächsten Herbst gewinnen müsse. «Es war noch nie so notwendig wie jetzt.» Aber vorher sei es wichtig, dass sich Esther Friedli bei den Ständeratswahlen in St.Gallen durchsetze. Darum müssten die Leute jetzt an die Urnen gehen.

Ueli Maurer
Ueli Maurer

«Ueli-Jauchzer» auch in Widnau

Schon bei der Begrüssung machte er den berühmten «Ueli-Juchzer». Was dann folgte, war ein rhetorisches Feuerwerk, welches – in freier Rede, wie bei ihm und Blocher üblich – das Publikum fesselte. Für ihn sind die Werte, welche die Schweiz stark machten, derzeit «wie weg». Viele Leute im Land wüssten nicht, wohin es gehen solle. Alles werde in Frage gestellt. Dabei basiere die Schweiz auf vier Säulen: Unabhängigkeit, direkte Demokratie, Föderalismus und bewaffnete Neutralität.

Ein Kleinstaat sei besser unterwegs, wenn er selbst entscheiden könne: «Die Unabhängigkeit ist und bleibt die tragende Säule der Schweiz». Anschaulich schilderte er die Schwächung des Föderalismus, wie wir sie während der Corona-Zeit erlebt hätten. Im Bundesrat hätte es allzu oft geheissen: «In der EU ist es so. Dann können wir doch nicht anders.» Während dieser Zeit mit fehlendem Willen, mutig zu entscheiden, hätte man den Kantonen zu vieles vorgeschrieben, welche sie selbst besser hätten machen können.

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Esther Friedli und Roland Rino Büchel
Esther Friedli und Roland Rino Büchel

«Wir müssen aus der Sackgasse raus»

Immer dann, wenn es schwierig werde, fange man an, an den Säulen zu rütteln. Dabei gebe es in der Neutralität keine halben Sachen; es sei wie mit der Schwangerschaft. Die Schweiz hätte schon viel zu viel von ihrer Neutralität aufgegeben. Und zu viele Leute würden nicht sehen wollen, dass unser Land genau deshalb den Respekt in der Welt geniesse, weil es neutral sei. Der Staat habe neutral zu sein, damit der einzelne Bürger frei sein könne.

Zum Schluss rief er, voller Temperament, in den Saal: «Zu viele Grundsätze sind auf der schiefen Ebene. Wir müssen aus der Sackgasse raus. Engagiert Euch für unsere Schweiz!»

Fragerunde, Selfies und Diskussionen zum Abschluss

Das Publikum benutzte die anschliessende Frage- und Diskussionsrunde rege. Es gab dabei auch einige herzhafte Lacher, besonders wegen der Antwort von Esther Friedli auf eine Frage zum Hundegesetz. Sie schilderte die Geschichte rund um das Adoptionsformular um den Hund Luna, der auf ihren Partner Toni Brunner eingetragen war. Weil aber nicht er, sondern sie mit ihm in die Hundeschule gegangen sei, habe sie den Vierbeiner adoptieren müssen. Danach sei in unserem Land der Formulare dann wieder alles in Ordnung gewesen.

Nach dem offiziellen Teil standen die Gäste «Schlange» für ein Selfie und einen Austausch mit den beiden alt Bundesräten, welche die Wünsche gerne erfüllten. Die angeregten Diskussionen zwischen den Besuchern und den anwesenden National- und Kantonsräten der SVP dauerten bis um Mitternacht. Die SVP scheint die Leute im Rheintal mit ihrer Politik und ihren Exponenten offensichtlich zu bewegen.

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