Ostschweiz

Low Code beschleunigt die Digitalisierung

Low Code beschleunigt die Digitalisierung
Prof. Dr. Rainer Endl
Lesezeit: 3 Minuten

Der erste «Swiss Low Code Day», veranstaltet vom LowCodeLab@OST an der OST-Ostschweizer Fachhochschule, ging am 16. November der Frage nach, wie die Digitalisierung mithilfe von Low-Code-Plattformen und Citizen Development beschleunigt werden kann.

Text: Michael Breu

Low-Code-Plattformen können die Entwicklung von Softwaresystemen beschleunigen. Wo früher ein teures Entwicklerteam mit traditionellen Entwicklungsmethoden gemeinsam Code produzierte, verspricht der Low-Code-Ansatz, dass Personen mit nur grundlegenden Programmierkenntnisse (Citizen Developer) Softwareanwendungen erstellen und produktiv einsetzen können.

Im Mittelpunkt der Tagung «Swiss Low Code Day» stand die Frage, wie und unter welchen Voraussetzungen Low Code und Citizen Development die Digitalisierung beschleunigen können. Der gemeinsam mit dem Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St.Gallen in Zürich durchgeführte Anlass war mit über 170 Teilnehmern bis auf den letzten Platz ausgebucht, die Vorträge mussten deshalb in einen zweiten Hörsaal per Video übertragen werden.

Das grosse Interesse verwundere ihn nicht, sagte Philipp Ebel, Leiter des Kompetenzzentrums Cognitive Automation an der Universität St.Gallen und Mitorganisator des Low Code Days: «Low Code und Citizen Development bergen grosses Potenzial, die Digitalisierung weiter zu beschleunigen.»

Disruptives Geschäftsmodell

Der Swiss Low Code Day stand unter dem Patronat der Premiumsponsoren Zühlke und SAP sowie den Sponsoring-Partnern Isolutions, Plain IT, Flowable, Simplifier, BOC Group, HCL Software sowie Valantic und wurde moderiert von Christoph Baumgarten, Co-Leiter des LowCodeLab@OST: «Bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten erweisen sich vorhandene IT-Systeme oft als limitierender Faktor, da für disruptive Geschäftsmodelle oder neuartige Geschäftsprozesse in der Regel keine vorgefertigten Softwarelösungen existieren», stellte er in seiner Begrüssungsrede fest.

Low-Code-Plattformen und Citizen Development könnten Abhilfe schaffen, da sie die Softwareentwicklung vereinfachen und beschleunigen könnten.

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Tool gegen den Fachkräftemangel

Silvan Stich, Head of Low Code beim Software-Entwickler Zühlke, machte in seinem Referat darauf aufmerksam, dass bis zum Jahr 2030 rund 40'000 Arbeitsstellen im IT-Bereich infolge des Fachkräftemangels nicht besetzt werden können. Auch hier könnten Low Code und Citizen Development einen Ausweg bieten.

Denn «Low Code» beschreibt ein neues Paradigma der Softwareentwicklung, bei dem eine Applikation durch visuelles Zusammensetzen und Anpassen vorgefertigter Software-Bausteine erstellt, also quasi zusammengebaut wird.

Hochspezialisierte Programmierarbeiten sind dann oft nicht mehr notwendig, sodass auch Mitarbeiter aus den Fachabteilungen mit nur geringen Programmierkenntnissen, die sogenannten Citizen Developer, professionelle Anwendungen entwickeln können. Aber auch für die professionelle Softwareentwicklung würden sich erhebliche Potenziale zur Produktivitätssteigerung, aber auch zur Qualitätsverbesserung ergeben.

Nico Wyss und Philipp Wolter vom weltweit drittgrössten Software-Unternehmen SAP zeigten am Beispiel von «SAP Build Portfolio» auf, wie eine auf Low Code basierende Businesssoftware in der Praxis aussehen kann. Während das Tool für eine fiktive Veloherstellerin den Überblick über den gesamten Wirtschaftszyklus gibt, kann die Velohändlerin neben ihren Bestellungen auch die wichtigsten Schlüsselkennzahlen abrufen und mit der Herstellerin direkt in Kontakt treten. Die jeweils benötigten Bausteine für die Softwareanwendung können die beiden Geschäftsfrauen auf dem Tool individuell zusammenstellen.

Erfolgsgeschichte

Rainer Endl, Co-Leiter des LowCodeLab@OST und Edona Elshan, ehemalige Doktorandin am Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität St.Gallen und Assistenzprofessorin an der Vrije Universiteit Amsterdam, gingen anschliessend der Frage nach, wie Citizen Development im Unternehmen erfolgreich eingeführt und «gemanagt» werden könnte und welche organisatorischen Konsequenzen sich daraus ergeben.

«Um einerseits die unkontrollierte Verbreitung von Applikationen im Unternehmen zu vermeiden und andererseits eine genügende Softwarequalität sicherzustellen, müssen organisatorische und technische Regelungen unter engem Einbezug des IT-Bereiches definiert werden», erläuterte Endl.

Diese wurde auch in der von Edona Elshan vorgestellten Studie bestätigt, in welcher Citizen Developer in mehr als 40 Unternehmen befragt wurden. Elshan gab mit dieser Studie einen Einblick in die Nutzerforschung und betonte, dass Unternehmen von den technologischen Entwicklungen der Low Code-Plattformen stark profitieren könnten.

Ein Eindruck, den Andy Kunz, IT Global Solution Architect bei der Zürich Versicherung, in seinem Schlussreferat zum Thema «Power Apps Governance – Fluch oder Segen?» teilte. Er bezeichnete die Einführung von Citizen Development bei der Zürich Versicherung «bisher als Erfolgsstory» und zeigte, wie die Zürich Versicherung das Citizen Development auf Basis der «Microsoft Power Platform» weltweit organisiert und mit welchen organisatorischen und technischen Regelungen die Governance dauerhaft sichergestellt wird.

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