Lachappelle tritt zurück

Lachappelle tritt zurück
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Guy Lachappelle hat seinen Rücktritt per Ende Juli bekanntgegeben. Gegen den Verwaltungsratspräsidenten der St.Galler Raiffeisen-Gruppe wurden zwei Strafanzeigen eingereicht.

Lachappelle teilte an einer Pressekonferenz mit, dies sei kein einfacher Gang für ihn – und besonders auch für seine Familie nicht. «Ich finde keine passenden Worte, um meine Dankbarkeit bei meiner Familie und auch bei unseren Freunden auszudrücken. Unendliche Demut trifft es wohl noch am besten auf den Punkt», sagte Lachappelle gemäss SRF.

Weil die Ereignisse nicht seine Zeit bei der Raiffeisen betreffen würden, werde er per Ende des Monats zurücktreten. So könne eine geordnete Übergabe sichergestellt werden, so Lachappelle. Auf Anfrage von SRF hiess es bei der Bankengruppe Raiffeisen, man würde die Suche nach einem Nachfolger umgehend in Angriff nehmen.

Zwei Strafanzeigen eingegangen

Der Rücktritt erfolgt kurz nachdem die Tamedia-Zeitungen Guy Lachappelle mit einer Recherche konfrontiert hatten, wonach zwei Strafanzeigen gegen ihn eingereicht worden seien. Die eine betrifft Vorwürfe im persönlichen, die anderen im beruflichen Bereich. Es gehe um eine frühere Affäre mit einer Managerin, um eine schwierige Trennung, um verletzte Gefühle, so SRF weiter. Das ehemalige Paar deckt sich gegenseitig mit Stalking-artigen Vorwürfen ein. Beide weisen die Anschuldigungen des anderen zurück, beide gehen juristisch gegeneinander vor.

Seit dieser Woche ist auch die Basler Staatsanwaltschaft involviert, eingeschaltet von Lachappelles Ex-Geliebten. Die Behörde ermittelt, weil er in seiner früheren Funktion als Chef der Basler Kantonalbank vertrauliche, allenfalls börsenrelevante Interna an eben diese Frau, die damals seine Partnerin war, ausgehändigt hatte. Kreise um seine Gegenspielerin hätten auch ein detailliertes Dossier über Lachappelles persönliches Verhalten gegenüber seiner Ex-Geliebten von einem hoch gesicherten ausländischen Server an zahlreiche Raiffeisen-Oberen und an die Medien geschickt, so die «Bilanz».

«Wer das Dossier las, wusste schnell: Das konnte er nicht überleben. Wer sich nach all den Rotlicht-Affären von Pierin Vincenz so als Saubermann positioniert wie Lachappelle und eine Null-Toleranz-Politik ausruft, darf keine Angriffsflächen bieten – und die liefert er mit seinem Verhalten zweifellos», bilanziert Bilanz-Chefredaktor Dirk Schütz.

Und tatsächlich: Spätestens mit der Einreichung des Strafverfahrens war Lachappelle als Verwaltungsratspräsident der St.Galler Bankengruppe nicht mehr tragbar.

  

Rücktritt von weiteren Ämtern

Der Banker tritt aber nicht nur als Raiffeisen-Präsident zurück, sondern auch von all seinen anderen Ämtern: Vom Präsidium des Genossenschaftskompetenzzentrums Idée Coopérative, das er erst per 1. Juni von der Migros-Präsidentin Ursula Nold übernommen hatte, und vom Verwaltungsrat des universitären Kinderspitals beider Basel (UKBB), dem er seit dem 1. Juli angehört.

Bis zur Findung eines neuen Verwaltungsratspräsidenten wird Vizepräsident Pascal Gantenbein die Raiffeisen-Geschicke ad interim leiten.