Weil die Ereignisse nicht seine Zeit bei der Raiffeisen betreffen würden, werde er per Ende des Monats zurücktreten. So könne eine geordnete Übergabe sichergestellt werden, so Lachappelle. Auf Anfrage von SRF hiess es bei der Bankengruppe Raiffeisen, man würde die Suche nach einem Nachfolger umgehend in Angriff nehmen.
Zwei Strafanzeigen eingegangen
Der Rücktritt erfolgt kurz nachdem die Tamedia-Zeitungen Guy Lachappelle mit einer Recherche konfrontiert hatten, wonach zwei Strafanzeigen gegen ihn eingereicht worden seien. Die eine betrifft Vorwürfe im persönlichen, die anderen im beruflichen Bereich. Es gehe um eine frühere Affäre mit einer Managerin, um eine schwierige Trennung, um verletzte Gefühle, so SRF weiter. Das ehemalige Paar deckt sich gegenseitig mit Stalking-artigen Vorwürfen ein. Beide weisen die Anschuldigungen des anderen zurück, beide gehen juristisch gegeneinander vor.
Seit dieser Woche ist auch die Basler Staatsanwaltschaft involviert, eingeschaltet von Lachappelles Ex-Geliebten. Die Behörde ermittelt, weil er in seiner früheren Funktion als Chef der Basler Kantonalbank vertrauliche, allenfalls börsenrelevante Interna an eben diese Frau, die damals seine Partnerin war, ausgehändigt hatte. Kreise um seine Gegenspielerin hätten auch ein detailliertes Dossier über Lachappelles persönliches Verhalten gegenüber seiner Ex-Geliebten von einem hoch gesicherten ausländischen Server an zahlreiche Raiffeisen-Oberen und an die Medien geschickt, so die «Bilanz».
«Wer das Dossier las, wusste schnell: Das konnte er nicht überleben. Wer sich nach all den Rotlicht-Affären von Pierin Vincenz so als Saubermann positioniert wie Lachappelle und eine Null-Toleranz-Politik ausruft, darf keine Angriffsflächen bieten – und die liefert er mit seinem Verhalten zweifellos», bilanziert Bilanz-Chefredaktor Dirk Schütz.
Und tatsächlich: Spätestens mit der Einreichung des Strafverfahrens war Lachappelle als Verwaltungsratspräsident der St.Galler Bankengruppe nicht mehr tragbar.