Kreislaufwirtschaft im Fokus des Thurgauer Wirtschaftsforums
Text: pd/jos
Daniel Wessner, Leiter AWA Kanton Thurgau, eröffnete die Tagung mit einem Überblick zur aktuellen wirtschaftlichen Lage des Kantons Thurgau. Ein grosser Teil der EU-Exporte gingen laut seinen Ausführungen nach Deutschland – eine Herausforderung angesichts der unsicheren politischen Lage im Nachbarland.
Wessner betonte zudem die Innovationsdefizite des Kantons, bedingt durch das Fehlen einer Universität, niedriger Gründungsaktivitäten und weniger Patentanmeldungen. Initiativen, wie der Innovationsfonds oder der Digital Campus, sollen die Innovationskraft in Zukunft stärken.
Nachhaltigkeit als Chance für Unternehmen
Christian Vögtlin, Co-Leiter Center for Corporate Responsibility an der ZHAW, stellte die Bedeutung der Nachhaltigkeit für Unternehmen in der Schweiz und international dar.
Vor dem Hintergrund regulatorischer Vorgaben in der Schweiz und der EU zeigte Vögtlin auf, dass Unternehmen, die Nachhaltigkeit strategisch nutzen, profitieren können – sei es durch Einsparungen, Ressourcenschonung, eine höhere Attraktivität als Arbeitgeber oder eine gesteigerte Attraktivität für Investoren.
Im Anschluss erläuterte Albin Kälin die Grundprinzipien der Kreislaufwirtschaft sowie das «Cradle-to-Cradle»-Konzept, das darauf abzielt, Produkte so zu gestalten, dass sie nach Gebrauch in natürliche oder technische Kreisläufe zurückgeführt werden können.
Ein praktisches Beispiel lieferte Aurèle Meyer von der Brauerei Locher: Die Brauerei nutzt Abfallprodukte aus der Bierproduktion zur Herstellung von Lebensmitteln wie Chips, Essig oder Fleischersatz.
Melanie Diem zeigte auf, wie Unternehmen eine nachhaltige Unternehmensstrategie implementieren und gab den Teilnehmenden wertvolle Tipps zur praktischen Umsetzung.
«Omnikrise» und neue Denkansätze
Zukunftsforscher Tristan Horx referierte in seiner Keynote über die aktuell herrschende «Omnikrise», in der zahlreiche wirtschaftliche und gesellschaftliche Krisen parallel auftreten und einen tiefgreifenden Wandel erforderlich machen. Als Antwort auf diese Herausforderungen präsentierte Horx die Vision der «Blue Economy», die lineare Produktionsmodelle durch geschlossene Kreislaufsysteme ersetzt und so Abfälle vermieden werden.
Horx betonte dabei die Bedeutung lokaler, regenerierbarer Ressourcen, die durch Innovation und unternehmerische Initiative effizienter genutzt werden sollen. Ein markantes Beispiel ist Fensterglas, das als Solarpanel fungieren kann und so die Sonnenenergie direkt nutzbar macht.
Die von der Thurgauer Zeitung am Vorabend ausgezeichnete Thurgauerin des Jahres Annette Fetscherin konnte aufgrund beruflicher Verpflichtungen nicht persönlich anwesend sein und sendete Grüsse via Videobotschaft ans Publikum.