Thurgau

Klimagesetze, Dekarbonisierung und Marktanforderungen

Klimagesetze, Dekarbonisierung und Marktanforderungen
Moderator Christoph Lanter verabschiedet «Mr. KEEST» Andreas Koch (links)
Lesezeit: 4 Minuten

Der 2. KEEST-Evening-Flash vom 13. Mai bei Schmid AG – energy solutions in Eschlikon war ausverkauft – und wiederum ein grosser Erfolg. Rund 120 KMU-Unternehmer aus Gewerbe und Industrie sowie weitere Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft folgten der Einladung zur Abendveranstaltung. Das Thema: Seit dem 1. Januar 2025 sind drei neue Energie- und Klimagesetze auf Bundesebene in Kraft – was für Konsequenzen haben diese für die KMU-Wirtschaft?

Text: PD/stz.

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Seit dem 1. Januar 2025 sind drei neue Energie- und Klimagesetze auf Bundesebene in Kraft getreten: das CO₂-Gesetz, das Klima- und Innovationsgesetz (KIG) sowie das Stromgesetz (Mantelerlass). Die Inhalte und Verpflichtungen daraus gelangen im neuen Energiegesetz des Kantons zur Anwendung, welches zurzeit in der Überarbeitung bzw. Vernehmlassung ist.

Im Titel «Go for Impact – Die Zukunft der Schweizer Wirtschaft gestalten» verschreiben sich Organisationen und Verbände wie etwa Economiesuisse, Kunststoff.swiss, Swissmem und viele weitere bereits heute der Zielsetzung, bis 2050 die Treibhausgasemissionen auf Netto null zu reduzieren. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?

Zwei Handlungsfelder für KMU

Nebst der Erfüllung der Pflichten im Vollzug des Energie-Grossverbraucher-Artikels treten zwei weitere Herausforderungen in den Vordergrund, denen man sich als Unternehmer baldmöglichst stellen muss: zum einen die Dekarbonisierung der Produktions- und Betriebsprozesse, zum anderen die Treibhausgasbilanzierung nach dem Greenhouse-Gas-Protokoll – und zwar über die gesamte Wertschöpfungskette.

Betriebe, die Treibhausgasbilanzen erstellen wollen oder müssen, üben zunehmend Druck auf ihre Zulieferer aus, ihrerseits solche Bilanzen zu erstellen sowie CO₂-Reduktionsziele zu setzen, beispielsweise nach dem SBTi-Standard (Science Based Targets initiative), und entsprechende Massnahmen zur Verringerung des CO₂-Fussabdrucks im Unternehmen einzuleiten.

Zu diesen Aspekten und insbesondere zu Innovation und Technologie gegen den Klimawandel nahm Stefan Brupbacher, Direktor von Swissmem, in seiner Keynote dezidiert Stellung und mahnte zur Vorsicht bei Überregulierung.

Martin Lörtscher, CEO der Hugelshofer Gruppe, liess im Rahmen eines Interviews das interessierte Publikum an seinem bahnbrechenden E-Truck-Port-Projekt teilhaben und beschrieb seine praktischen Erfahrungen bei der Dekarbonisierung seines Transportgewerbes – nicht zuletzt auch angesichts wachsender Anforderungen seitens der Märkte und Kunden, wie beispielsweise der Post.

Regierungsrat Walter Schönholzer umriss in seinem Referat die geplante Umsetzung der neuen Bundesgesetze auf Kantonsebene im Rahmen der anstehenden Revision des Thurgauer Energiegesetzes. Er unterstrich dabei die bewusste Verantwortung des Gesetzgebers gegenüber der Wirtschaft, neue Regulierungen im Energie- und Klimabereich auch KMU-tauglich zu gestalten.

Andrea Paoli, Leiter des Amts für Energie, betonte die Kontinuität des Förderprogramms Energie und appellierte an die KMU, weiterhin davon Gebrauch zu machen. Er freue sich sehr darüber, dass in den letzten Jahren viele KMU erfolgreich und vor allem wirtschaftlich ihren Energieverbrauch und damit auch den CO₂-Ausstoss senken konnten.

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CO₂-Ziele sind das neue Must-have der KMU

Andreas Koch, KEEST-Geschäftsführer, skizzierte in seinem Vortrag die wachsenden Auflagen, Treibhausgasbilanzen zu dokumentieren und entsprechende CO₂-Absenkpfade festzulegen. Die Treiber dazu kommen hauptsächlich vom Markt – etwa durch die Notwendigkeit zur Erfüllung von Qualitätsstandards nach dem SBTi. Als Zulieferanten von grösseren Firmen werden KMU zunehmend in die Pflicht genommen.

Remo Lobsiger, Leiter Geschäftskunden der Thurgauer Kantonalbank, beschrieb im Gespräch mit Moderator Christoph Lanter die neue Kooperation der TKB mit dem KEEST: Impulsberatung Betriebsoptimierung für KMU. Das Unternehmergespräch im Wert von 1600 Franken ist für TKB-Kunden kostenlos und ermöglicht eine rasche Standortbestimmung in Sachen Energie und Klima.

Karin Koller, Managing Director Switzerland und Group CFO der De Martin AG, berichtete über ihre Erfahrungen mit dem KEEST in der aktuellen Zusammenarbeit bei der Entwicklung der Roadmap Dekarbonisierung und bei zwei grossen Photovoltaik-Eigenverbrauchsprojekten. Sie unterstrich dabei auch die Notwendigkeit von Förderanreizen, wie sie im Kanton Thurgau zur Verfügung stehen.

Philipp Lüscher, CEO der Schmid AG – energy solutions, informierte das interessierte Unternehmerpublikum über Innovationen in der Speichertechnologie. Die Teilnehmer konnten sich im anschliessenden Rundgang detailliert über die bereits verfügbaren Möglichkeiten informieren.

David Dünnenberger, stellvertretender KEEST-Geschäftsführer, erläuterte in seinem Vortrag die nächsten Schritte des KEEST in eine dynamische Energiezukunft und brachte seine Freude über die erweiterte Zusammenarbeit mit der TKB zum Ausdruck. Er wies auf die neuen Möglichkeiten der EKT-Energiestiftung hin, welche unter anderem die Förderung von Technologien sowie Projekten für eine sichere und nachhaltige Energieerzeugung und -versorgung im Kanton Thurgau bezweckt.

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«Alea iacta est» – der KEEST-Würfel wurde übergeben!

Im Rahmen der Veranstaltung wurde Andreas Koch nach 16 Jahren als KEEST-Geschäftsführer in den Ruhestand verabschiedet. Es sei ihm stets eine Ehre und grosse Motivation gewesen, mit Kunden, Geschäftspartnern und weiteren Stakeholdern in Behörden und Verbänden zentrale Themen rund um die Steigerung der Energieeffizienz und die erneuerbaren Energien in Unternehmen und Kommunen zu diskutieren, dabei positive Veränderungen anzustossen und zu begleiten.

Das wirtschaftliche Augenmass im Kontext der politisch geprägten Energiewende und das Verständnis für die Belange der Unternehmer seien ihm stets ein Anliegen gewesen. Mit David Dünnenberger übernimmt per Anfang Juni ein versierter und erfahrener Energieexperte die Geschäftsführung und führt die Interessen des KEEST für seine Kunden mit grossem Fachwissen, politischem Geschick, Einsatz und Herzblut weiter.

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