Keine Kulturförderung für Kinder

Keine Kulturförderung für Kinder
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Es gibt heute kaum ein Geschäft, das einfach zu finanzieren ist. Die Branche Kunst und Kultur ist dabei keine Ausnahme – im Gegenteil. Deshalb gibt es ja auch die Kulturförderung der Städte und der Kantone, die Beiträge an Kulturinstitutionen und Kulturprojekte leisten. Das kinder.musical.theater Storchen erhält keinerlei Beiträge, weder von der Stadt St. Gallen noch vom Kanton. Begründung: Kinder seien keine Profis, und deshalb könne die Stadt St. Gallen keine Unterstützung leisten.

Das kinder.musical.theater Storchen ist in seiner Art und Ausrichtung einzigartig. In der ganzen Schweiz gibt es keine vergleichbare, permanente Bühne, die Kindern auf diese Weise Gelegenheit gibt, sich mit Kunst und Kultur auseinanderzusetzen. In den ersten zwei Jahren besuchten über 10‘000 Besucherinnen und Besucher das Storchen-Theater. Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Sie sind es, die in Zukunft einen wesentlichen Teil des Denkens und Handelns in unserer Gesellschaft übernehmen. Sie sind es, die in Zukunft Kultur leben und besuchen und irgendwann unser kulturelles Leben bestimmen werden. Ist es denn falsch, in unsere nachkommende Generation zu investieren?

„Die Haltung der Kulturförderer bei der Stadt und dem Kanton verärgert nicht nur uns“, sagt Kurt Wettstein, verantwortlich für die kaufmännische Leitung des kinder.musical.theater Storchen. „Es ist schlichtweg unverständlich, dass Kinder und Jugendliche von der Kulturförderung ausgeschlossen werden. Diese Haltung muss die ganze Gesellschaft und die Steuerzahler brüskieren. Kinder gehören doch zu unserer Gesellschaft wie junge Erwachsene und Pensionierte auch.“

Für Kinder keine Kulturförderung

Natürlich, das kinder.musical.theater Storchen gibt es erst seit zwei Jahren. Mit dieser privaten Initiative blieb das älteste Kino der Stadt St. Gallen als Kulturraum für Kinder und Jugendliche erhalten. „Vor Aufnahme des Betriebes haben wir unser Konzept der Kulturförderung in einem Gespräch vorgestellt. In der Folge haben wir für nur zwei unserer bisher 9 Eigenproduktionen einen Projektbeitrag in der Höhe von CHF 5‘000.00 respektive CHF 10‘000.00 eingereicht.

Beide wurden sowohl von der Stadt St. Gallen wie auch vom Kanton abgelehnt. Kinder seien keine Profis und die städtische Kulturförderung unterstütze nur professionelles Theaterschaffen. Zudem würde das kinder.musical.theater Storchen eine Schauspielschule führen, die durch Beiträge der Eltern finanziert sei. Im Rahmen dieser Schauspielschule würde auf die jeweiligen Produktionen trainiert. Die Aufführungen seien deshalb nur das Ziel im Rahmen der Theaterschule und die Aufführung seien damit finanziert – schreibt die Stadt St. Gallen.

„Dies ist eine völlige Fehlinterpretation, die im Rahmen des Rekurses gegen die städtischen Verfügungen klargestellt wurde. Der einzige Berührungspunkt zwischen einer Produktion und der Theaterschule zeigt sich darin, dass wir unsere Schüler anfragen, ob sie in einer Produktion mitmachen wollen. Die Proben für unsere Produktionen finden zu 100% ausserhalb der Theaterschule statt und haben mit dieser nichts zu tun. Die Produktionen müssen sich selber finanzieren können. Da darf es keine interne Quersubventionierung geben", erläutert Kurt Wettstein.

„Es ist uns auch sehr wichtig, diese Situation der Öffentlichkeit darzulegen, denn jedermann geht grundsätzlich davon aus, dass wir von der Stadt und vom Kanton finanziell unterstützt werden. Auch ein persönliches Gespräch mit dem Stadtpräsidenten konnte noch nicht und schon gar nicht korrigierend zu einer Lösung geführt.“

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50% Eigenfinanzierungsgrad

Das kinder.musical.theater Storchen strebt einen hohen Eigenfinanzierungsgrad an und setzt alles daran, eigenständig zu sein. Deshalb wird zum Beispiel die Schauspielschule am Mittwochnachmittag geführt und in den Ferien werden jeweils Ferien-Theaterkurse organisiert. Diese Einnahmen genügen aber zusammen mit den Ticketeinnahmen nicht, um den Betrieb langfristig aufrechterhalten zu können.

Nach knapp zwei Jahren beträgt der Eigenfinanzierungsgrad (ohne Sponsoren und Förderer) 50%. Deshalb ist für den Storchen die Unterstützung durch Sponsoren, Förderer und der Kulturförderung sehr wichtig. Das kinder.musical.theater Storchen kennt verschiedene, sehr KMU-freundliche Partnerschaften.

Stadt St. Gallen budgetiert 19,175 Millionen Franken für Kulturförderung

Dem Budget 2019 der Stadt St. Gallen ist zu entnehmen, dass CHF 19‘175‘000.00 für Kulturförderung ausgegeben werden sollen. Nicht einmal ein halbes Prozent davon ergäbe einen Beitrag, wie er in diesem Budget für das Figurentheater, die Kellerbühne oder das Kinok (CHF 180‘000.00) vorgesehen ist. Für das Palace sind CHF 210‘000.00 und für die Grabenhalle CHF 192‘000.00 vorgesehen.

Für die Förderung des Kulturschaffens besteht also ein erhebliches Budget. „Wir vom kinder.musical.theater Storchen haben kein Problem damit, sich als KMU in der Wirtschaft behaupten zu müssen – wenn die Spiesse für alle Kulturinstitutionen gleich lang sind und dies die anderen Kulturhäuser auch tun müssten. Nun besteht aber der Topf der Kulturförderung und wir sind der Meinung, dass der Storchen nicht diskriminiert und aussen vor gelassen werden darf", erklärt Wettstein weiter.

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Kinder gehören zu unserer Gesellschaft

Nachdem das kinder.musical.theater Storchen nun über zwei Jahre vergeblich versucht hat, eine Gleichstellung zu erreichen, gelangt das noch junge Theater an die Öffentlichkeit. Verbunden damit ist die Hoffnung, dass das Stadtparlament und der Stadtrat im Rahmen der Budgetdiskussion 2019 die Situation korrigiert und weitere Sponsoren oder Förderer gefunden werden.