Gemeinsam mehr erreichen

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Seit Anfang Jahr hat die Thurgauer Kantonalbank einen neuen Vorsitzenden der Geschäftsleitung. Mit Thomas Koller hat ein «Insider» den Chefposten von Vorgänger Heinz Huber übernommen. Ein Highlight-Text von Tanja Millius aus der aktuellen LEADER-Ausgabe.

Thomas Koller, Sie hatten die Thurgauer Kantonalbank zuletzt interimistisch geleitet, seit Anfang Jahr sind Sie der neue Chef: Ein logischer Schritt für Sie?

Die TKB ist mir ans Herz gewachsen – sowohl die Mitarbeiter als auch die Kunden. Da ich bereits vier Jahre Stellvertreter des Vorsitzenden der Geschäftsleitung war, waren mir dessen Aufgaben schon näher vertraut. Ich fühle mich dem Amt gewachsen. Ich habe mir den Schritt aber gut überlegt und mir zwei Wochen Bedenkfrist ausbedungen.

Wieso zwei Wochen?

Es ist trotz allem ein grosser Schritt, man steht mehr im Rampenlicht, und auch der zeitliche Aufwand nimmt nochmals zu. Es war mir wichtig, ihn mit der Familie und mir nahestehenden Personen fundiert zu besprechen.

Sie kennen die TKB wie Ihre Westentasche, waren zuletzt Leiter Privatbankenkunden und Stellvertreter des Geschäftsleiters: Was hat Sie am obersten Chefposten gereizt?

Nach achtjähriger Tätigkeit als Leiter Privatkunden, wo ich vor allem mit Vertriebsfragen konfrontiert war, kann ich mich heute vermehrt mit strategischen Fragestellungen auseinandersetzen. Interessant ist auch die Vielfalt von Themen wie Unternehmenssteuerung, Personalwesen, Kommunikation oder finanzielle Führung. Zudem kann ich die Werte und die Kultur unserer Bank noch aktiver mitprägen.

Ein Chefwechsel bedeutet oft auch einen neuen Führungsstil: Wie bezeichnen Sie Ihren?

Menschen stehen für mich im Zentrum. Mir sind zufriedene Kunden und motivierte Mitarbeiter wichtig. Ich lege Wert auf klare Verantwortlichkeiten und Transparenz und möchte wissen, wer für ein Projekt oder Geschäft zuständig ist. Ich lasse Freiraum und lege den Fokus auf die Stärken.

Was bedeutet Ihnen diese teamorientierte Führung konkret?

Ich bin ein Verfechter der Ansicht, dass wir gemeinsam mehr erreichen. Unser internes Credo heisst nicht umsonst «Miteinander mehr bewirken». Ziele lassen sich nicht alleine mit Strategien und Prozessen erreichen, sondern nur von engagierten Teams. Erfolg basiert für mich deshalb auf der Formel «Kopf x Herz x Hand x Wille x Team». Bei uns kann sich jeder einbringen. Es gibt keine Zielvereinbarungen mehr, sondern Leistungs- und Entwicklungsdialoge. Die Mitarbeiter werden bei der TKB gefördert und in Lösungsfindungen miteinbezogen. Führungskräfte müssen gut zuhören können und ihren Leuten den Sinn der Tätigkeit vermitteln.

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Damit ein Team funktioniert, braucht es viele Teamplayer. Was muss ein solcher für Sie mitbringen?

Ganz wichtig für mich ist Verantwortungsbewusstsein, das heisst, Teamplayer sind in der Lage, Verantwortung für gemeinsam erbrachte Leistung zu übernehmen. Weitere Punkte sind ein respektvoller Umgang im Team, Zielstrebigkeit, die Fähigkeit, miteinander zu kommunizieren, Engagement und Rücksichtnahme.

Dann ist Ihnen das Klima innerhalb der Bank wichtig?

Sehr wichtig. Die Thurgauer Kantonalbank zeichnet sich seit vielen Jahren durch eine gute Unternehmenskultur mit kurzen Wegen und flachen Hierarchien aus, wir haben auch eine «Du-Kultur». Das will ich weiter pflegen. Entscheidend sind dabei die gute Zusammenarbeit und der direkte, offene Dialog. Weitere Punkte sind Wertschätzung und eine gute Fehlerkultur. Man darf Fehler machen – um daraus zu lernen und besser zu werden. Bedeutsam sind auch Berechenbarkeit, Fairness – und dass man Spass hat und Erfolge feiert.

Sie wohnen mit ihrer Familie in Flawil, sind in Wil aufgewachsen: Ist die Verbundenheit mit der Ostschweiz mit ein Grund, dass Sie den Chefposten in der TKB angenommen haben?

Ich bin Ostschweizer durch und durch. Ich bin Bürger von Appenzell, mein Vater war ein Leben lang Filialleiter bei Griesser in Aadorf. Meine Frau ist Flawilerin, wo wir heute mit unseren drei Kindern wohnen. Ich fühle mich sehr wohl in der Ostschweiz und im Thurgau: Die Menschen gehen fair, direkt und unkompliziert miteinander um, und man kennt sich. Das sagt mir sehr zu.

Ist es aus Ihrer Sicht ein Vorteil, dass die TKB mit Ihnen nun einen Insider und zugleich Ostschweizer als neuen Chef hat?

Ich bin ja schon seit acht Jahren bei der TKB und kenne die Bank sehr gut. Ich konnte im Thurgau in dieser Zeit ein dichtes Netzwerk aufbauen und kenne viele Kunden persönlich. Zudem bin ich seit Jahren Präsident der TKB-Jubiläumsstiftung und mit dem kulturellen Leben vertraut. In der neuen Funktion werde ich neue Kontakte knüpfen können. Darauf freue ich mich sehr.

Dazu gehört auch Kundennähe – gibt es hier Punkte, die Sie verbessern möchten?

Vieles machen wir gut: Wir haben ein dichtes Geschäftsstellennetz und viele langjährige Berater. Künftig wird der Kunde entscheiden, wo, wann und wie er mit der Bank kommunizieren möchte, sodass wir auch hier mehr Möglichkeiten anbieten wollen, etwa im E- oder Mobile Banking, im elektronischen Kundenportal «Olivia» oder bei weiteren Servicekanälen Ich bin aber überzeugt, dass der persönliche Kontakt, bei dem man sich in die Augen schaut, immer wichtig bleiben wird – etwa bei einem Hauskauf, der Pensionierung oder einer Nachfolgeregelung.

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Wie sind Sie gestartet?

Ich hatte einen sehr guten Start mit einem guten Geschäftsleitungsteam, das auch beim Bankrat Vertrauen geniesst. Ich bekam nach meiner Nomination sehr viele positive Rückmeldungen von Kunden und Mitarbeitern und fühle mich getragen von einem guten Team. Jetzt geht es darum, unsere strategischen Vorhaben ins Ziel zu bringen. 2019 planen wir unter anderem neue Hypothekarprodukte und führen eine neue E-Banking-Lösung ein.

Dieses Jahr startet die TKB auch einen neuen Strategieprozess: Was sind Ihre Ziele?

Zusammen mit dem Bankrat überprüfen wir im Jahresverlauf unsere Unternehmensstrategie. Den Ergebnissen möchte ich heute nicht vorgreifen. Die TKB ist aber gut aufgestellt und erfolgreich unterwegs. Sicherlich wird es darum gehen, Bewährtes zu erhalten und Neues zu ermöglichen, so setzen wir auch künftig auf Kundenorientierung, lokale Verankerung und wollen eine berechenbare Bankpartnerin für alle Anspruchsgruppen sein. Zudem wollen wir eine attraktive Arbeitgeberin bleiben. Eine Herausforderung wird allerdings sein, die Chancen der digitalen Entwicklung für unsere Kunden sinnvoll zu nutzen, um sie weiterhin auf allen Kanälen professionell bedienen zu können.

Wie erholen Sie sich persönlich von der Arbeit?

Unter der Woche bin ich abends oft geschäftlich unterwegs. Am Wochenende liebe ich die Bewegung in der Natur; meine Frau hat zum Glück die gleichen Interessen. Im Winter sind dies Skitouren und Langlauf, im Sommer Biken und Wandern. Ausserdem jogge ich zweimal pro Woche mit Kollegen und stehe dafür um 5 Uhr morgens auf – ausser, wenn die anderen gleichzeitig in den Ferien sind. Dann ist die Selbstmotivation schwierig (schmunzelt).

Und besonders gut abschalten können Sie bei …?

Für mich ist es die Kombination von Bewegung und Gemütlichkeit – und mit Familie oder Freunden etwas zu unternehmen. Ein Lebensziel von mir ist, in allen bewirteten SAC Hütten der Schweiz eingekehrt zu sein.

Interview: Tanja Millius

Bild: Marlies Thurnheer

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