St.Gallen

Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit

Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit
Die Bevölkerung von Egnach diskutiert über die enkeltaugliche Gemeinde.
Lesezeit: 3 Minuten

Das OZG Zentrum für Gemeinden der OST – Ostschweizer Fachhochschule macht vorwärts mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Das Zentrum unterstützt Gemeinden, Städte und Regionen im partizipativen Prozess auf dem Weg zur Enkeltauglichkeit. Ein Besuch im thurgauischen Egnach, in Mörschwil im Kanton St.Gallen und in Liechtensteins Hauptort Vaduz.

UNO-Generalsekretär António Guterres ist für seine markigen Statements bekannt. Anfang November 2021 sagte er am UNO-Hauptsitz in New York: «Wir stehen vor dem Moment der Wahrheit! Wir müssen jetzt endlich die Nachhaltigkeitsziele angehen damit wir Menschen und unser Planet Erde noch eine Zukunft haben.»

Die angesprochenen Ziele wurden 2012 an der «Rio+20-Konferenz» diskutiert und 2015 von der UNO als «Agenda 2030» verabschiedet. Es ist also schon eine Weile her.

Egnach, Gemeinde mit hoher Lebensqualität

Vom East River an den Bodensee. Egnach, Kanton Thurgau. Das OZG Zentrum für Gemeinden der OST – Ostschweizer Fachhochschule macht den Ort mit seinen 4800 Einwohnern fit für die Zukunft.

«Eine ‹Enkeltaugliche Gemeinde› schaut in die Zukunft wie ein Familienunternehmen», ist Stephan Tobler, Gemeindepräsident von Egnach und SVP-Kantonsrat, überzeugt. «Diese Unternehmen denken in Generationen, sind standortverbunden und übernehmen Verantwortung für eine positive Zukunft. Wenn wir alle Menschen zu diesem Denken motivieren, werden auch viele Generationen nach uns in einer schönen und wohnlichen Gemeinde mit hoher Lebensqualität leben dürfen. Diese Haltung zieht Leute an oder hält sie hier.»

Stefan Tittmann vom OZG hat den Prozess in Egnach begleitet: «Die Gemeinde steckte einen klaren Rahmen, gab ein starkes Commitment ab zum partizipativen Vorgehen und schuf Raum für die Entwicklung von Ideen». Daraus sei eine ganze Reihe von vielversprechenden Projektideen entstanden – beispielsweise für einen neuen Jugendtreff, für einen lebendigen Marktplatz oder für eine biodiverse Bahnstation.

Mörschwil will mehr bezahlbaren Wohnraum

Von Egnach nach Mörschwil. Die Gemeinde grenzt an die Stadt St.Gallen und zählt 3700 Einwohner. Der Prozess zum enkeltauglichen «Mörschwil 2030» startete Anfang Dezember 2021 mit einem Zukunfts-Kafi.

«Mörschwil soll nicht nur für die heutigen, sondern auch für die künftigen Generationen attraktiv sein. Wir wollen unseren Enkeln eine lebenswerte Gemeinde überlassen. Dies gilt es bei unseren heutigen Handlungen und Entscheiden mitzuberücksichtigen», sagt Martina Wäger, Gemeindepräsidentin von Mörschwil (Die Mitte). «Mir liegt ein gelungenes Miteinander über verschiedene Generationen hinweg sehr am Herzen.»

Erste Ideen hat das Zukunftskaffee bereits zusammengetragen: einen Indoor-Treffpunkt für Jung und Alt, bezahlbaren Wohnraum, eine Energie- und Solargenossenschaft.

Es sind kleine Schritte auf dem Weg zur Nachhaltigkeit – aber sie sind enorm wichtig, betont OST-Gemeindeexperte Patrick Aeschlimann: «Die komplexen globalen Herausforderungen können nicht alleine auf internationaler und nationaler Ebene gemeistert werden. Wichtige Bausteine zum Umgang mit ihnen finden sich auf lokaler Ebene».

Der Mörschwiler-Weg mit dem Zukunfts-Kafi sei dafür ein gutes Beispiel: «Partizipation ist der Schlüssel, damit Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft gemeinsam eine enkeltaugliche Zukunft ermöglichen.»

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Vaduz auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft

Auf Partizipation setzt auch Vaduz, Hauptort des Fürstentums Liechtenstein. 5700 Einwohner zählt die zweitgrösste Gemeinde des Landes, mit 42 Prozent liegt der Ausländeranteil in Vaduz aber deutlich höher als in allen anderen Liechtensteiner Gemeinden.

«Wir wollen das Thema Nachhaltigkeit mit Personen aus der Gemeinde diskutieren. Wo gibt es gute Ansätze? Wie können wir besser werden? Nur wenn wir das Thema von Anfang an gemeinsam angehen, kann es Wurzeln schlagen und der Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft wird möglich sein», sagt Bürgermeister Manfred Bischof (FBP).

Vaduz hat schon viel erreicht – sie ist Fair-Trade-Town, Energiestadt und mit «Vadoz summt», hat sie eine eigene Biodiversitäts-Strategie entwickelt. «Der Gemeinderat will das Thema Nachhaltigkeit jetzt auch strategisch angehen», sagt Bürgermeister Bischof, also habe man entschieden, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln, die sich an den 17 Sustainable Development Goals der «Weltagenda 2030» orientiert und dabei ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele umfasst.

Ein ganzer Strauss von Ideen seien eingegangen: Vom Repair-Café bis zu autofreien Zonen. OST-Experte Patrick Aeschlimann ist überzeugt: «Gemeinsam finden wir einen Weg für mehr Nachhaltigkeit».

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