«Entscheide nie, wenn Du betrunken bist»

«Entscheide nie, wenn Du betrunken bist»
Lesezeit: 3 Minuten

Am Wirtschaftsforum Thurgau gingen die Referenten vor einer Rekordkulisse am 8. November der Frage nach, wie gute Entscheidungen zustande kommen, und gaben eine Anleitung für Zukunftsoptimismus.

Die schönsten Bilder des Anlasses finden Sie hier: https://www.leaderdigital.ch/galerien.html 

Das Forum hätten die Organisatoren in den November gelegt, so IHK-Präsident Christian Neuweiler in seiner Begrüssung, um zukünftig einen Blick in die Zukunft zu wagen.

Das Thema Zukunft und eine Anleitung für einen Zukunftsoptimismus waren denn auch zentral in den Ausführungen des bekannten Trendforschers Matthias Horx. Er verkündete, dass die Welt besser geworden sei – trotz gegenteiligen Meldungen in den Medien. Als «Faktimist», ein sich auf Fakten stützender Optimist, müsse man einsehen, dass 80 Prozent der Länder der Welt an Wohlstand gewonnen hätten. Armut sei zurückgegangen, ebenso Jugendarbeitslosigkeit. Wir sollten entsprechend dankbar für das Erreichte sein und die Fähigkeit zum Staunen wiedererlangen – und damit auch den Anfängergeist wieder trainieren.

Mitarbeiter früh in Entscheidungen einbeziehen

In der dem Horx’schen Vortrag vorangegangenen Diskussion mit Daniel Kalt, UBS-Ökonom, Thomas Krebs, Chirurg, Philipp Schwarz, Unternehmer, und Roger Mohn, Bäckereiunternehmer, wurden viele Facetten der Entscheidungsfindung beleuchtet. Für Philipp Schwarz, der die Digitalisierung nutzte und so mit Ifolor zum Marktleader wurde, steht der Kundennutzen im Fokus. Man habe 1995 die erste Digitalkamera gesehen und gesagt: «Hoppla, da kommt was Neues auf uns zu.» Im Anschluss hätten sie von Filmentwicklung auf Softwareentwicklung umgestellt.

Auch für Roger Mohn sind es die Kunden, die im Zentrum stehen: Für sie wolle er ein Einkaufs-Erlebnis schaffen. Es sei ihm daher daran gelegen, die Mitarbeiter früh in Entscheidungsprozesse einzubeziehen.

ChatBot  KB Zertifikat  

Spüren, was der Patient will

Für Daniel Kalt besteht die grösste Herausforderung darin, seine über 200 Mitarbeiter, die weltweit verstreut agieren, regelmässig zusammenzubringen. Führung müsse man spüren und leben. Für Chirurg Thomas Krebs zeigt sich Leadership im Gespräch mit den «Kunden», seinen Patienten. Er müsse spüren, was der Patient wolle. Dann nehme er sich Zeit mit seinen Kollegen, das zu reflektieren, um schliesslich zu entscheiden.

«Wann aber soll man niemals entscheiden?», fragte Mona Vetsch Philipp Schwarz zum Abschluss. Darauf dieser trocken: «Wenn man betrunken ist.»

Herausforderung Export

Thomas Ahlburg, CEO von Stadler Rail, sprang kurzfristig als Ersatzreferent für Peter Spuhler ein, der am Rücken operiert wurde. Dies war nur die eine Herausforderung, die er bestehen musste – und bestens bestand, wie der anhaltende Applaus am Schluss zeigte. Weit grösser sind die Herausforderungen von Stadler Rail im Export, welche die Firma, nun auf über 8'000 Mitarbeiter angewachsen, Jahr für Jahr meistern muss. Dazu zählten unter anderem die Währungsverwerfungen, die unterschiedlichen Lohnkosten in den verschiedenen Ländern, in denen Stadler produziere, die Abhängigkeit von Systemlieferanten, die zunehmende Bürokratisierung und auch die Konsolidierung in der Branche, so Ahlburg.

Sein Fazit mit Blick auf diese Herausforderungen? Ständige Weiterentwicklung durch Innovationen, kooperative Zusammenarbeit und pragmatische Lösungsfindung sowie richtiger Umgang mit dem Wissen, dass Planbarkeit und Berechenbarkeit im Exportgeschäft massiv abgenommen hätten.